Wertungsfahrt des Salzburger Touringclubs 1930
Eine Wertungsfahrt des Salzburger Touringclubs fand am 3. August 1930 im Land Salzburg statt.
Über die Wertungsfahrt
Die "Salzburger Chronik" berichtet in ihrer Ausgabe vom 4. August über die Veranstaltung:[1]
Man kann nicht behaupten, daß der Tourinqklub Salzburg etwa ein vom Himmel besonders begünstigtes Kind ist. Sonst hätte nicht der gestrige Sonntag, an dem der Touringklub zum drittenmal eine größere oder richtiger eine sogar recht ausgiebige Wertungsfahrt veranstaltete, ein so häßliches Wetter gebracht, nachdem noch der Vortag ganz anderes versprach und auch der heutige Montag ein strahlender Sonnentag geworden ist. Beim Start zur ersten Etappe um 7 Uhr am Karolinenplatz konnten die Konkurrenten noch guter Hoffnung sein, beim Start in Untertauern um 10 Uhr 50 zur Tauernhöhe ging jedoch schon ein Gußregen nieder, der gerade die Befahrung dieser wichtigen Strecke, die der Bergprüfung galt, stark beeinträchtigte und die Fahrer behinderte.
Eine unerwartete Beobachtung brachte die Bergprüfung. Die Autos, die es natürlich viel leichter haben, ihre Fahrt unter Uhrenkontrolle zu halten, haben insoferne bei der Bergprüfung im Vergleich zu den Motorradfahrern schlecht abgeschnitten, als nicht ein einziges Auto bei der 10-Kilometer-Bergftrecke die ihm zukommende Zeit genau einhielt, während dies die größere Hälfte der Motorradfahrer unschwer leistete. Der Favorit unter den Autolenkern, Dr. Kalkschmidt, hatte das Malheur, daß an seinem Wagen ein Brett dem Motor zu nahe war und durch Oelfetzen in Brand geriet. Mit den rasch gelungenen Löschungsarbeiten gingen zwanzig Minuten verloren.
Die Einwirkung des ungünstigen Wetters kam insbesondere aus der dritten Etappe zum Ausdruck. Für die beinahe 200 Kilometer dieser Strecke wurden rund fünf Stunden beansprucht. Die Fahrer auf den Motorrädern kamen völlig durchnäßt an und hatten nur den Trost, am Ziele Zeugen eines wundervollen Sonnenunterganges zu sein, wie er auch in Salzburg selten zu sehen ist. Im abschließenden Wagen, ein Steyrer, der glänzend geführt wurde und gegen 8 Uhr am Zielplatz in Salzburg eintraf, konnte man das prächtige Schauspiel noch besser genießen und sich mit dem garstigen Wettergott etwas versöhnen. Die Fahrer, deren Anstrengungen durch das ungünstige Wetter und die lange Strecke, die vor allem natürlich für die Motorräder, ungleich erschwert wurden, werden mit Ungeduld die nicht ganz einfach zu errechnenden Ergebnisse ihrer Bemühungen erwarten. Einige Ueberraschungen des Rechenexempels kam man schon voraussehen.
Ein Mangel der sonst vorzüglichen Ausschreibung und ebensolchen Organisation war die Gestattung, in Sicht einer Kontrolle und des Zieles die Einfahrt nach der Uhr abzuwarten. Bei den nächsten Veranstaltungen wird man wohl gut tun, ein Stehenbleiben in einer nach Kilometern festzustehenden Bannlinie so mit Strafpunkten zu bedenken, daß dem Spekulanten die Freude daran vergehen wird. Von der Fahrt der Autos ist weiter nichts Aufregendes zu berichten, es wäre denn, daß am Paß Gschütt der Citroen und der Lancia die persönliche Nachhilfe ihrer Insassen beanspruchten. Recht schneidig fuhr Nr. 89, die Tochter des Präsidenten Regierungsrat Dr. Stanko am Volant. Nr. 84, ein Steyr 20, kam noch mit der Fabriksplombe am Start und war die Teilnahme mit einem neueingefahrenen Motor immerhin an sich eine Leistung. Die Reihenfolge der Autos während der Fahrt blieb ziemlich gleichmäßig. Nr. 48, Hagenauer auf Austro Daimler, hatte aus dem Kehrbichl Motordefekt und mu0te ausgeben.
Bei den Motorrädern zeichneten sich wieder die kleinen Maschinen aus. Verschiedene Motorfahrer wurden von unverdientem Pech verfolgt. Nr. 8. Holzherr, und Nr. 16, Neuhauser, mußten dreimal picken[2] und gaben schließlich auf. Nr. 19, Waha, hat aus dem gleichen Grunde schon in der ersten genug und Nr. 23, Schnattinger, war auch mit anderen Defekten an einer erfolgreichen Weiterfahrt behindert. Nr. 22, Weinhandl auf Indian, hatte außer Pneudefekt auch Kettenbruch, konnte jedoch durch schneidige Fahrt viel ausholen. Nr. 19 war bei St. Johann in den Straßengraben gefahren, aber unbeschädigt geblieben. Auch alle anderen sind innerhalb der Zwangszeit in Salzburg eingetroffen, als Erster, Nr. 19 Götzenberger auf AJS 599[3] um 18 Uhr 16. In der letzten Sekunde, Punkt 19 Uhr 30, passierten Nr. 6 und 28 das Ziel
Die von großer Sportfreudigkeit zeigende Veranstaltung hinterließ trotz der so ungünstigen Witterung bei allen Teilnehmern besten Eindruck, der hoffentlich auch nach der für Mittwoch angekündigten Bekanntgabe der durch den nimmermüden Zeitnehmer Hau jun. gewissenhaftest geheimgehaltenen Resultate anhalten wird. Um. die Durchführung der Fahrt hat in der Reihe der opferfreudigen Funktionäre Sportkommär Franz Stengl besonderes Verdienst. Die Geheimkontrollen: Kreuzbergmaut, Mitterndorf (bei Aussee) und Voglau, die alle wetterfeste Sportbegeisterung der Funktionäre erforderten, werden wohl reichliche Punkte in ihren Listen zum Vorschein bringen und aus die Wagschale des Resultates werfen. Eine große Gleichmäßigkeit war auch bei den drei Beiwagenmaschinen zu bemerken.
Bei der Wertungsfahrt kam es zu einem Unfall auf der Wagrainer Landesstraße. Der Radfahrer Rupert Plieseis aus Wagrain wurde von einem Teilnehmer der Wertungsfahrt, dem Oberlehrer Albert Steidl aus Leogang, mit dem Motorrad niedergestoßen, doch erlitt er nur leichte Verletzungen.[4]
Am 20. September fand dann um 20 Uhr in der Schlossrestauration Hellbrunn die Preisverteilung statt.[5]
Quellen und Fußnoten
- ↑ ANNO, "Salzburger Chronik", Ausgabe vom 4. August 1930, Seite 6
- ↑ Reifendefekt
- ↑ 600 cm³
- ↑ ANNO, "Salzburger Chronik", Ausgabe vom 6. August 1930, Seite 7
- ↑ ANNO, "Salzburger Wacht", Ausgabe vom 17. September 1930, Seite 4