Bucculatrix thoracella
Bucculatrix thoracella (Tinea thoracella Thunberg, 1794:88) ist eine Art aus der Ordnung Lepidoptera (Schmetterlinge), Familie Bucculatricidae (Zwergwickler).
Diagnose
Die dunkelbraune Mittelbinde mit dem Längsstrich nach außen zum Flügelapex auf ockerfarbenem Grund kennzeichnen die Art eindeutig.
Verbreitung, Lebensraum und Phänologie[1]
B. thoracella ist mit zwei Ausnahmen (Bluntautal und Hintersee) bisher nur aus der weiteren Umgebung der Stadt Salzburg bekannt geworden (aus den Zonen I, Ia und II nach Embacher et al. 2024). Auch die Höhenverbreitung ist sehr gering. Ein regelmäßiges Vorkommen ist nur von 400 bis 600 m dokumentiert, Einzelfunde stammen aus einer Höhe von 760 m und 990 m, wobei letzterer Fund auf einer als Xenophagie gedeuteten Mine an Fagus sylvatica aus Hintersee, zwischen Ladenbach- und Tiefenbachschlucht beruht (Kurz & Kurz 2025). Die Höhenverbreitung von B. thoracella deckt sich aber weitgehend mit der Höhenverbreitung der Nahrungspflanzen der Raupen, die nur geringfügig höher steigen. Aus diesem Grund dürfte sich das Vorkommen der Art im Land auf den Flachgau und das Salzachtal beschränken. Im Pinzgau könnte sie eventuell noch im Saalachtal und im Zeller Becken zu finden sein. B. thoracella bewohnt warme Ränder von Laubmischwäldern, dürfte aber auch an älteren "Dorflinden" und in Lindenalleen im Siedlungsraum zu finden sein. Imagines wurden bisher im April und Mai, sowie von Juni bis August dokumentiert, sodass vom Auftreten zweier Generationen im Jahr auszugehen ist. Die Puppe überwintert.
Nachbarfaunen
Nach Huemer (2013) ist die Art aus allen österreichischen Bundesländern mit Ausnahme von Osttirol und dem Burgenland bekannt. Im Burgenland wurde die Mine allerdings bei der Burg Forchtenstein gefunden (Kurz & Kurz 2025). In Oberösterreich schein B. thoracella nur aus dem Mühlviertel und dem Alpenvorland bekannt zu sein, im Alpengebiet aber zu fehlen (Klimesch 1990). In Bayern werden Funde aus allen vier Naturräumen gemeldet, im voralpinen Hügel- und Moorland (Alpenvorland) und in den Alpen allerdings nur mit Nachweisen vor 1901 (Haslberger & Segerer 2016).
Biologie und Gefährdung
Die kleinen Imagines werden offenbar leicht vom Wind verweht. So konnte der Autor ein Exemplar am Fenster seiner Wohnung im 2. Stock mitten in Rif fangen. Über die Lebensweise der Tiere ist sonst aber nichts bekannt. Nahrungspflanzen der Raupen sind hauptsächlich Linden-Arten, in Salzburg wurde bisher das Auftreten an der Winterlinde (Tilia cordata), aber auch an der Sommerlinde (Tilia platyphyllos) sowie am Hybrid aus beiden Arten festgestellt. Sehr selten fressen die Raupen auch am Spitzahorn (Acer platanoides). Diese Nahrungspflanze ist in der Stadt Salzburg aus dem Stadtteil Mülln belegt (Kurz & Kurz 2025). An beiden Futterpflanzen erzeugen die Raupen in der Jugend kurze Gangminen, die entlang von Adern verlaufen, später fressen sie frei an der Blattunterseite. Wie oben beschrieben, wird auch eine einzelne Mine an Fagus sylvatica als dieser Art zugehörig erachtet.
Eine gegenseitige Beeinflussung durch Ressourcennutzung wurde gegenüber den folgenden Arten dokumentiert (neben den Raupen der eigenen Art, nach Kurz & Kurz 2025):
an Tilia: Stigmella tiliae, Phyllonorycter issikii, Eriophyes exilis
an Acer platanoides: Stigmella aceris
an Fagus sylvatica: Stigmella hemargyrella, Stigmella tityrella, Parornix fagivora
Da die Art an den Stellen ihres Vorkommens meist recht häufig ist und eine einzige größere Linde eine lebensfähige Population tragen kann, wird die Art in Salzburg als ungefährdet angesehen (Einstufung LC nach Embacher et al. 2024).
Weiterführende Informationen
|
Quellen
- Embacher, G., S. Flechtmann, P. Gros & M. A. Kurz 2024: Die Schmetterlinge des Landes Salzburg. Teil I: Systematische und revidierte Liste mit Verbreitungsangaben für die geologischen Zonen des Landes. 2., neu bearbeitete Auflage, Naturkundliche Gesellschaft, Salzburg, preprint.
- Haslberger, A. & A.H. Segerer 2016. Systematische, revidierte und kommentierte Checkliste der Schmetterlinge Bayerns (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft 106. Supplement: 336 pp.
- Huemer, P. 2013. Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. Studiohefte 12. Tiroler Landesmuseum Innsbruck: 304 pp.
- Klimesch, J. 1990. Die Schmetterlinge Oberösterreichs, Teil 6. Microlepidoptera I. Ent. Arbeitsgemeinschaft am O.Ö. Landesmuseum Linz: 1–332.
- Kurz, M. A. & M. E. Kurz 2000–2025. Naturkundliches Informationssystem. URL: http://www.nkis.info [online 2025.03.04].
Einzelnachweis
- ↑ siehe Phänologie