Johann Kittl

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Der Gedenkstein an Johann Kittl.

Johann Kittl (* 22. November 1875[1]; † 24. September 1895[2]) war der Sohn des Hofbauern in Maierhof in Neumarkt, der im Markt Neumarkt erschlagen wurde.

Gedenkstein

Biegt man von der Hauptstraße kommend in die Moserkellergasse ein, muss man zunächst zwischen zwei Häusern hindurch. Zur linken Hand steht das ehemalige Gieselbrechthaus, in dem heute ebenerdig die Pizzeria Francesco untergebracht ist. An dieser Hauswand, zur Linken in der Moserkellergasse, erinnert ein Gedenkstein an den nachstehend geschilderten Mord.

Der Totschlag

Die "Salzburger Chronik" berichtet in ihrer Ausgabe vom 28. September 1895:[3]

Todtgeschlagen. Zu unserer gestrigen Nach­richt aus Neumarkt berichtet die „S. Z."[4] des Ge­naueren: Den 25. d. M. wurde auf einer Wiese im Gemeindegebiete Neumarkt eine Leiche liegen gefunden. Der Augenschein ergab an der Leiche eine klaffende Wunde ober der linken Stirnseite und eine Blutunterlaufung in der linken Augengegend. Etwa 80 Schritte vor der Leiche, auf dem Wege von Neumarkt nach dem Orte Maierhof, lag der zur Leiche gehörige Hut und auf dem Wege, sowie an der Mauer des Hauses Nr. 70 waren Blutspuren er­sichtlich. Die Leiche wurde als die des 19 Jahre alten Hofbauernsohnes Johann Kittl aus Maierhof, Gemeinde Köstendorf,[5] erkannt. Durch die Angaben des vor 12 Uhr nachts Dienst habenden Nachtwächters lenkte sich der Verdacht der Thäterschaft alsbald auf Aicher, lediger Bräuergehilfe beim Bräuer Karl Moser hier, in Schalchen, Bezirk Braunau, geboren, dann auf Heinrich Sperl, lediger Dienstknecht bei der Bräuersfrau Maria Schweiger hier und auf Josef Weinzierl, 18 Jahre alt, in München geboren, Kaminkehrergehilfe hier. Die ersteren zwei wurden sogleich arretirt und dem k. k. Bezirksgerichte hier eingeliefert. Dieselben waren geständig, daß sie um zirka l2 Uhr nachts das Gasthaus zur Traube[6] hier verließen und auf der Gasse mit zwei unbekannten Bauernburschen in Streit geriethen, der aber keine Folgen hatte, so­ dann zogen sie im Orte herum und trafen um zirka 12 Uhr nachts an der beschriebenen Thatstelle aber­mals mit zwei Bauernburschen zusammen, an welchen sie diejenigen zu erkennen glaubten, mit welchen sie eine halbe Stunde vorher Streit hatten und hieben ohne weiters mit Holzstücken auf diese ein; einer fiel zu Boden, der andere entfloh. Der letztere wurde in der Person des 20 Jahre alten Süßbauernsohnes[7] Mathias Frauenschuh von Wertham eruirt, welcher angab, daß er mit Kittl kurz vor 12 Uhr nachts das Gasthaus des Michael Scheipl im loko verlassen habe und den Kittl eine Strecke Weges nach Hause begleitete. Unterwegs seien sie mit niemandem in einen Streit gerathen und als sie ahnungslos ihres Weges gehend zur mehrbezeichneten Stelle kamen, hieben unvermuthet mehrere dort im Hinterhalte lauernde Thäter, mit Holzstücken auf sie ein und Frauenschuh sah noch, wie Kittl zu Boden stürzte, worauf er, da er selbst bereits einen Hieb über das Gesicht erhalten hatte, in das zunächst offenstehende Gasthaus des Georg Duscht flüchtete und dort den Vorfall meh­reren Anwesenden mittheilte, ohne aber daß Jemand hierüber sogleich eine Anzeige gemacht oder sich um das weitere Schicksal des Johann Kittl bekümmert hätte (!!). Kittl mußte sich noch vom Boden erhoben haben und die zirka 80 Schritte bis zur Fundstelle der Leiche gegangen sein.

Das "Salzburger Volksblatt" berichtet in seiner Ausgabe vom 5. Dezember 1895[8] nochmals ausführlich und ergänzt:

[...] Nach fünf Uhr Morgens fand Johann Lechner, welcher zur Wiesenarbeit ging, auf seinem Wege zur Moser-Villa einen Mann mit dem Gesichte noch abwärts im Grase liegen. Er glaubte anfangs er habe es mit einem Rauschigen zu thun und rüttelte ihn. Als dieser jedoch kein Lebenszeichen von sich gab, drehte er ihn um und entdeckte nun zu seinem Entsetzen, daß der Mann todt sei Lechner machte sofort die Anzeige, und die Erhebungen ergaben, daß der Getödtete der Hofbauerssohn Johann Kittl war. [...] Franz Aicher, der bereits wegen Verbrechens und Uedertretung bestraft ist, wurde verhaftet, dem Landesgenchte eingeliefert und hatte sich heute vor dem Schwurgerichte wegen des ihm zur Last gelegten Verbrechens des Tvdtschlages zu verantworten. Der Gang der Verhandlung war, wie begreif­lich, ein für den Angeklagten höchst ungünstiger. Die Geschwornen bejahten nämlich die auf Todt­schlag lautende Frage, worauf der Gerichtshof Franz Aicher zu 7 Jahren schweren Kerker verurtheilte.

Weblink

Quellen

  1. Eintrag Taufbuch der Pfarre Köstendorf: Taufbuch XV, Seite 230;
  2. Eintrag Sterbebuch der Pfarre Köstendorf: Sterbebuch X, Seite 84, Reihungszahl 57;
  3. ANNO, "Salzburger Chronik", Ausgabe vom 28. September 1895, Seite 3
  4. "Salzburger Zeitung"
  5. Maierhof in Neumarkt gehörte damals zur Gemeinde Köstendorf.
  6. Heute das Gebäude mit der Raiffeisenkassa
  7. Heute Toffenbauerngut
  8. ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 5. Dezember 1895, Seite 3