Schalensteine



Schalensteine sind größere Steinblöcke oder Felsen, die an ihrer Oberfläche künstlich hergestellte halbrunde Vertiefungen (cupules) aufweisen.
Entstehung
Schalen oder Näpfchen auf Felsoberflächen sind künstlich hergestellte halbrunde Vertiefungen von wenigen bis zu 30 cm Durchmesser. Sie wurden ausgerieben oder ausgepickelt. Bedeutung und zeitliche Zuordnung der Schalen sind umstritten. Schalensteine sind Teil der Felsbilder, die als Felsbildkunst weltweit vorkommen.
Vorkommen
Schalensteine kommen auch im alpinen Raum vor. So weist das Berggebiet von Südtirol beispielsweise zahlreiche Schalensteine auf. Schalensteine umgrenzen in bemerkenswerter Anzahl und Lage aber auch das Gebiet um den Oberen Bockhartsee, das nachweislich bereits in der Bronzezeit gerodet wurde und als Alm in Verwendung stand. Sie finden sich aber auch an möglichen ehemaligen Kultplätzen wie z. B. auf dem Danielsberg im oberen Mölltal, auf dem ein römischer Tempel stand, der wahrscheinlich eine vorrömische Kultstätte abgelöst hat. Näpfchen sind auch Bestandteil der Felsritzbilder im Gebiet um Lofer im Unteren Saalachtal.
Es ist davon auszugehen, dass zahlreiche Schalensteine im Ostalpenraum durch unterschiedliche Einwirkungen abgekommen und andere noch gar nicht entdeckt wurden. So wurde beispielsweise im Zuge einer hochgebirgsarchäologischen Untersuchung des Felber Tauern der Jahre 2008 und 2009 auch ein Schalenstein dokumentiert.
Im für seine prähistorische Felskunst weltberühmten italienischen Valcamonica in der Lombardei in Italien finden sich die "Felsen mit cupules häufig am Rand von Arealen mit figurativen Bebilderungen und entlang der Pfade, die zu ihnen hinführen. Sie könnten also als Wegzeichen oder Stationen fungiert haben, die zu den geweihten Orten führen."
Deutung
Für Archäologen sind Schalensteine bis heute eine Herausforderung, die häufig umgangen wird, da die archäologische Deutung und zeitliche Zuordnung der cupules ohne Fundkontext selbst dort schwer fällt, wo prähistorische Besiedlungen bereits wissenschaftlich nachgewiesen sind. Schalensteine finden nicht zuletzt wegen dieses "wissenschaftsfreien Raumes", in den sie verbannt werden, besonders in esoterischen Kreisen Beachtung und werden für Magie und zweifelhafte Weltdeutungen funktionalisiert. Aber es ist erkennbar, dass Schalensteine spätestens seit der frühmittelalterlichen Christianisierung als magisch und vorchristlich religiös angesehen wurden, denn viele Schalensteine in ganz Österreich wurden von Kirchen und Kapellen in den Kirchenraum integriert oder randlich überbaut. Seit den ersten Bestattungen der Menschheit sind tragbare Schalensteine in Verwendung. Danach wurden Schalensteine genutzt als naturreligiöse Opferschüsseln, natürliche Mahlsteine, natürliche Kochtöpfe, einfache (Getreide)Speicher, Waschschüsseln, Trinkwasserreservoir und mit Fett oder Knochen gefüllt als Lichtquellen. Schalensteine dienten aber auch agrarastronomischen Zwecken (Leodagger und Kogelsteine in NÖ und Pfitscher Jöchl bei Meran). Nördlich der Donau wurden sie vorchristlich auch mit Stufen und Rinnen versehen zu einfachen Heiligtümern. Heute noch werden die Schalen der Granit-Rundlinge in den Kirchen von Maria Schnee (Südböhmen) und Maria Rast (Oberes Mühlviertel) feierlich geschmückt.
Quellen
- Anati, Emanuel, Höhlenmalerei, Patmos Verlag GmbH & Co. KG, Benziger Verlag, Düsseldorf und Zürich, 1997
- Claus-Stephan Holdermann / Waltraud Schmidl, Hochgebirgsarchäologie im Nationalpark Hohe Tauern, in: Archäologie in den Alpen, Alltag und Kult, Hrsg. ANISA / Nearchos, Band 19, 2010
- Kauer, Wolfgang: Wohin Seelen reisen. Inspirative Jenseits-Modelle weltweit und in Petroglyphen. Bibliothek der Provinz, Weitra 2024, 336 Seiten, 420 Abbildungen. ISBN 978-3-9912-62-40-4
- Kauer, Wolfgang: Felsbilder der Alpen. Motive im internationalen Vergleich. Sachbuch, 269 Seiten mit 500 Abbildungen. Verlag Anton Pustet, Salzburg 2019. ISBN 978-3-7025-0932-3
- Kauer, Wolfgang: Felsbilder der Ostalpen. Das Erbe der Mondfrau. Verlag Anton Pustet, Salzburg, 2017 ISBN 978-3-7025-8045-2
- Kauer, Wolfgang: Kult- und Schalensteine. Zeugen der Vorgeschichte in Maurenmassiv, Alpen und Granit-Hochland. Sachbuch. 286 Seiten mit 400 Abbildungen. Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra Herbst 2021. ISBN 978-3-9912-60-42-4
- SALZBURGWIKI, Stichwort Felsbilder