Felber Tauern
Der Felber Tauern ist ein uralter Alpenübergang in den Hohen Tauern im Bereich des Alpenhauptkammes der Zentralalpen der Ostalpen zwischen Mittersill im Pinzgau und Matrei in Osttirol.
Geografie
Die Scheitelhöhe liegt in 2 481 m ü. A. Von Mittersill aus erreicht man ihn durch das Felbertal vorbei am Tauernhaus Spital und am Hintersee zu Fuß, auf Osttiroler Seite führt der Weg ins Tauerntal hinunter zum Matreier Tauernhaus (1 511 m ü. A.). Es ist der kürzeste Weg zwischen dem Bundesland Salzburg und Osttirol.
Östlich des Felber Tauerns verläuft im Berg der Felbertauern-Tunnel. Westlich des Übergangs steht die St. Pöltener Hütte.
Geschichte
Der relativ niedrige Alpenübergang des Felber Tauern wird schon seit dem 2. Jahrtausend vor Christus benutzt. Damals waren es wohl Kontakte zwischen den beiderseits des Alpenhauptkammes siedelnden Stämmen. Kelten, Römer und Karolinger nutzten diesen am stärksten benutzte Übergang, wenn auch noch ohne gebautem Weg, sondern lediglich als Saumpfad begehbar. Besonders rege war der Warenverkehr über den Felber Tauern auch im Mittelalter. Der Warentransport mit Pferden und Maultieren war damals ein wichtiger Nebenerwerb für die Bauern zu beiden Seiten der Hohen Tauern. Vor allem der Handel mit Venedig war für Mitteleuropa von enormer Bedeutung. Venedig, als Seegroßmacht, hielt den Handel mit dem Nahen Osten aufrecht und bezog von dort Gewürze, Weihrauch, Gold und andere für damalige Verhältnisse Luxusgüter, die sich meist nur der Adel leisten konnte.
Dieser Alpenübergang wurde dann von Samern auf dem Weg nach Italien benutzt. Die stärkste Begehung fand zwischen Juni und Oktober statt. Im Winter war meist gesperrt, wurde aber zumindest zeitweise, je nach Wetter- und Schneelage auch im Winter begangen. An der Nordseite des Felber Tauern befanden sich vier Tauernhäuser: das Tauernhaus Spital, das Tauernhaus Schößwend, das Tauernhaus Reut und das Tauernhaus Rain. Die Tauernwirte der Tauernhäuser markierten den Weg mit Schneestangen. Samer und Weber zogen dann stets in Gruppen über den Tauern, da man sich so im Spuren im tiefen Schnee abwechseln konnte. Trotzdem verkünden zahlreiche Kreuze und Marterln von Todesfällen durch Steinschlag, Lawinen oder auch Erschöpfungstod.
Die Wichtigkeit als Transitroute in den Süden zog auch schon bald Siedler in das nördlich des Übergangs gelegene Felbertal. Erste größere Rodungen wurden im 11. bis 13. Jahrhundert vorgenommen.
Die Vereinigung des ursprünglich zum Fürstentum Salzburg gehörenden Pfleggerichtes Matrei mit dem Mutterland Tirol schmälerte ab 1814 die Bedeutung des Felber Tauern. Doch man begann verschiedene Pläne und Ideen zu verfolgen, die dem Felber Tauern die einstige Bedeutung wieder bringen sollte. So wollte man eine Eisenbahntrasse oder eine Großvenediger-Hochalpenstraße erbauen. Bei der Mittersiller Amtshandlung 1922 wollte man die technische Machbarkeit einer befahrbaren Wegverbindung von Fusch an der Großglocknerstraße nach Heiligenblut und von Mittersill über den Felber Tauern nach Matrei prüfen. Es wurde dann die Großglockner Hochalpenstraße erbaut.
Osttiroler Übergiener
An einem bestimmten Tag im Jahr trafen sich in Windisch Matrei alle Übergiener, so nannte man im Pinzgau die Osttiroler Weber, um gemeinsam den Felber Tauern zu überqueren. Nach einer Heiligen Messe und einem Abschiedstrunk ging es zunächst bis zum Matreier Tauernhaus zur Übernachtung. Meist wurde dort noch recht ausgelassen gefeiert, was auch mehrere Tage dauern konnte und man gerne so auf's Übergienen vergaß. In Mittersill angekommen wurden sie im Mittersiller Bräu bewirtet. Vor dort ging dann jeder seiner Wege zu seinem Bauern oder auch auf das Geratewohl los. ==
Das Viehtrieb-Unglück 1878
Das schlimmste bekannte Unglück am Saumweg über den Felber Tauern ereignete sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Viehhändler Hochfilzer (Sattlerbauer in Mittersill) war am frühen Morgen des 27. Mai 1878 mit acht Viehtreibern und einer Herde von annähernd 130 Rindern vom Matreier Tauernhaus aufgebrochen, um die Etappe von hier über den Pass bis zum Tauernhaus Spital in Angriff zu nehmen. Während des Abstieges oberhalb des Nassfeldes auf der Mittersiller Seite am frühen Abend gab es einen Wettersturz und im Schneesturm kamen vier der Männer (Vinzenz Riepler aus Matrei, Michael Rucker und Josef Wimmer aus Virgen und Sebastian Kratzer aus Prägraten) ums Leben. Auch von der Viehherde überlebten das Unglück nur einige wenige Tiere. Der Geruch der Viehkadaver zog danach hier nicht nistende Gänsegeier (Weißkopfgeier) aus Regionen südlich des Alpenhauptkammes an, die seitdem jährlich im Sommer als "Besucher" im oberen Felbertal und Hollersbachtal zu beobachten sind.[1]
Weblinks
- Der Saumhandel über den Felber Tauern
- Lage auf AMap (aktualisierter Datenlink 4. November 2023)
Quellen
- Seefeldner, Erich: Salzburg und seine Landschaften, eine geographische Landeskunde, Verlag "Das Bergland-Buch", Salzburg, 1961
- Simon Stampfer, von der Zauberscheibe zum Film, Peter Schuster, Christian Strasser, Schriftenreihe des Landespressebüros, Nr. 142, ISBN 3-85015-154-2
- Das Rauriser Tauernhaus, HG Nationalparkfonds, 1991
- Die Großglockner-Hochalpenstraße vor ihrer Vollendung, Seite 24 und 25
- Austrian Map, Teil der Österreichischen Karte des Bundesamts für Eich- und Vermessungswesen (BEV), im Internet unter maps.bev.gv.at abrufbar.
Einzelnachweis
- ↑ Chronik Tauernhaus Spital, pdf, Auszug sowie in ANNO, "Tiroler Grenzbote", Ausgabe vom 2. Juni 1878, Seite 2