Stiftsarchiv Laufen
Das Stiftsarchiv Laufen ist das Archiv des ehemaligen Kollegiatstifts in Laufen an der Salzach im bayrischen Rupertiwinkel.
Über das Stifstsarchiv
Im Stiftsarchiv in Laufen lagern rund 2 600 Bücher und 1 000 Urkunden aus 700 Jahren, wobei das Schmuckstück unter den Urkunden ein Ablassbrief aus dem Jahr 1500 ist. An dem mit Rankwerk sowie Christus- und Marienbild verziertem Pergament des Ablassbriefs hängen die Siegel von 14 römischen Kardinälen. Anna von der Albm, eine Südtirolerin, die in Laufen verheiratet war, bestellte ihn im Vatikan. Er sichert allen Gläubigen, die an bestimmten Festtagen den Altar in der Stiftskirche von Laufen besuchten, einen Sündenerlass auf 100 Tage zu.
Hüter der Schätze ist Stiftsdekan Simon Eibl.
2017 stellte sich heraus, dass Bücher und Regale mit Schädlingen befallen waren. Weil es von der Diözese kein Geld für die Restaurierung des Stiftsarchivs gab, begann Eibl selbst mit der Arbeit. Der studierte Theologe ist auch gelernter Schlosser. Zusammen mit dem Hausmeister des Pfarrhofs, Firmlinge, Ministranten und weitere Ehrenamtliche aus der Pfarrei sortierten und registrierten mühsame den Archivbestand und digitalisierten die Urkunden. Ehrenamtliche halfen auch bei den Abbruch- und Bauarbeiten mit. Am Ende kostete die Restaurierung rund 160.000 Euro - und wurde ausschließlich über Spenden finanziert.
2024, zwei Jahre nach Sanierungsende, ist das Stiftsarchiv im Obergeschoss des Laufener Pfarrhofs auch optisch ein Juwel. Die Wände sind nach Maßgabe des Denkmalschutzes verputzt und gekalkt. Im ersten Raum, dem Bücherarchiv, sind handgeschlagene Ziegel auf dem Boden verlegt. Die historischen Bücher stehen sortiert in maßgefertigten Holzregalen. Blickfänge sind unter anderem eine Vitrine, die in eine zuvor verdeckte Tür eingebaut ist, und ein Glaseinsatz im Boden, der den Blick in einen Schacht aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs gewährt; Urkunden und Schätze des Stifts waren hier sicher verwahrt.
Im zweiten Raum, dem Stiftsarchiv, ist ein Metallregal aufgebaut, in dem rund 950 Archivkartons stehen; darin lagern die historischen Urkunden. Eine Klimatisierung der Räume ist überflüssig: Die alten Gemäuer liefern das optimale Raumklima für die Aktenlagerung.
Das Besondere in Laufen: Das Kirchenarchiv ist in den vergangenen 200 Jahren weitgehend unberührt geblieben. "Die Räume sind nie groß ausgeräumt worden, hier ist immer nur was hineingekommen", sagt der Stiftsdekan. Anders als zum Beispiel in Salzburg, wo Archive geplündert worden seien. Oder in Berchtesgaden. "Die Archivbestände der Stiftsprobstei sind in München eingelagert", weiß Eibl. In Laufen ist alles noch da: Aufzeichnungen über die einstigen Stiftsbesitzungen - unter anderem im Salzburger Pinzgau und Pongau -, Grundbücher, Kirchenrechnungen, Schulakten, Musiknoten, Liturgische Bücher, Frömmigkeitsbücher usw.
Die älteste Urkunde im Stiftsarchiv wurde am 28. November 1306 ausgestellt; darin verschreibt Seibot von Lampoting seiner Frau Gerdaut 100 Pfund Pfennige auf verschiedene Güter und Gelder. Im Vitrinenschrank liegt eine handgeschriebene Bibel aus dem frühen 15. Jahrhundert; sie stammt wohl aus dem Kloster St. Peter in der Stadt Salzburg. Das älteste gedruckte Buch im Archiv ist ein Direktorium (liturgisches Buch) wurde 1497 mit beweglichen Lettern gedruckt. Ein Kuriosum - "ich weiß nicht, wie das hier reingekommen ist" - ist ein Medizinhandbuch aus den Jahren 1535/1545; darin sind unter anderem Einhörner und Drachen beschrieben.
Einige der historischen Bücher haben besondere Einbände: handbeschriebene Pergamente - Seiten aus Gebets- und Gesangsbüchern, die um das Jahr 1300 entstanden sind. Ein weiteres Glanzstück: ein Choralbuch, das liturgische Gesänge enthält, die der Salzburger Hofkapellmeister Peter Gutfreund ("Pietro Bonamico") um das Jahr 1620 für das Kollegiatstift Laufen komponierte.
"Im Archiv lagern auch Noten, die noch nie durchgeschaut wurden", erzählt Eibl. Der Erste, der seines Wissens im Laufener Stiftsarchiv forschte, war Pfarrer Otto Heichele (* 1894; † 1982) in den 1920er-Jahren. Später sichteten mehrere geschichtsbeflissene Laien das historische Material, allen voran der 2016 verstorbene Landesheimatpfleger Hans Roth aus Laufen.
Einen hauptamtlichen Archivar gibt es bis heute nicht. "Der Archivar bin ich", sagt der umtriebige Pfarrer. Unterstützung bekommt er unter anderem von Lehrerinnen, die Urkunden mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz übersetzen und einer Abiturientin, die die Bücher noch mal akribisch nachsortiert. Der Stiftsdekan führt unter anderem Schulklassen durch das Archiv.
Quelle
- www.sn.at in "Hallo Nachbar", 23. September 2024