Franz Stiletz

Franz Stiletz in der Kulturbaracke und bei einer Messe.

Generalsuperior Pater Franz Stiletz (* 29. September 1889 in Wien; † 7. November 1971 ebenda) von der Kalasantiner Kongregation war ein in Salzburg tätiger Priester und wurde als Glockner-Pfarrer bekannt.

Leben

Stiletz maturierte am Meidlinger Gymnasium. 1908 trat er in die Kalasantiner Kongregation ein, wo er ein Jahr später die erste und 1912 die Ewige Profeß ablegte. Am 25. Juli 1913 wurde er zum Priester geweiht, mit Dispens, da ihm zwei Monate zum 24. Geburtstag fehlten.

Am 13. März 1931 reiste er von Wien zur Baustelle der Großglockner Hochalpenstraße. Anfangs stieß er auf Ablehnung wie zum Beispiel, als er den Versehgang bei einem jungen Mineur machte, der von einem herabstürzenden Felsblock tödlich getroffen wurde. Auf der Baustelle gab es trotz der hohen Arbeiterzahl keinen Arzt wie auch "die sanitären Vorkehrungen ließen viel zu wünschen übrig".[1] Da auch gerade die politische Lage in Österreich von den Kommunisten angeheizt war, ließen die Arbeiter ihre Wut am Seelsorger aus und er musste wüste Beschimpfungen über sich ergehen lassen. Bei der Trauerkundgebung und dann abends bei der Betriebsversammlung wurde die Ingenieure Arbeitermörder genannt und gegenüber dem Seelsorger rief man die Forderung nach einem Arzt, einen Pfarrer bräuchten sie nicht.

Der Widerstand gegen Stiletz änderte sich aber dann schon bald. Bei seiner Grabrede hatte Stiletz darauf hingewiesen, dass die Angehörigen als erstes danach gefragt hatten, ob der Verunglückte versehen worden war.

Am Christi Himmelfahrtstag, der auf den Baustellen ein Arbeitstag war, ereignete sich der zweite tödliche Unglücksfall. Einen Säger traf beim Säumen von Brettern mit der Kreissäge ein Holzstück an der Brust. Dabei erlitt dieser so schwere innere Verletzungen erlitt, dass er starb. Stiletz hielt gerade Gottesdienst, als er vom Unglück verständigt wurde. Er eilte sofort zur Unglücksstelle, wo er den Unglücklichen noch versehen konnte. Seither wurde er immer sofort geholt und er hatte nichts Unangenehmes mehr erfahren.

Kurze Zeit später besuchte ihn spontan ein alter Baraber, der beliebt wie kaum ein zweiter bei Arbeitskollegen und Vorgesetzten war. Er wollte sich wegen der Vorfälle beim Versehgang entschuldigen: "Das haben dumme und unerfahrene Buben gemacht. Ein echter Baraber tut das nicht. Wie wir mit Krampen und Schaufel arbeiten, so haben auch Sie Ihren Dienst."[2]

Nach dem Tunneldurchschlag im Hochtor Tunnel am 14. November 1933 hielt er im Stollen bei einem Altar eine Messe.

Während seiner Zeit als Seelsorger unter den Arbeitern des Baus der Großglockner Hochalpenstraße war P. Stiletz vor allem in den Wintermonaten in der neu gebauten Stadtpfarrkirche St. Elisabeth in der Elisabeth-Vorstadt in der Stadt Salzburg als Pfarrer tätig und bei der Arbeiterbevölkerung, die zahlreich an den Gottesdiensten teilnahm, sehr beliebt.

Bei den Glocknerbarabern, den Arbeitern beim Bau der Glocknerstraße, fand Stiletz Achtung bei allen auch unterschiedlich politisch eingestellten Personen. Er war nicht nur bei den Arbeitern auf den Baustellen, sondern organisierte auch ein Kulturprogramm in der Kulturbaracke, die sich auf dem Oberen Nassfeld befand. Für seine seelsorgerische Tätigkeit beim Bau verlieh ihm am 3. August 1935 der Bundespräsident taxfrei das Ritterkreuz des Österreichischen Verdienstordens. Zuvor war die Glockner-Pfarre nach Abschluss der Arbeiten aufgehoben worden.

Am 3. August 1955 weihte er anlässlich der Feier 20 Jahre Großglockner Hochalpenstraße eine neue Arbeiterunterkunft im Oberen Nassfeld.

Von einer seiner Kulturaktivitäten 1931:[3]

(Lichtbilder-Vorträge.) Mittwoch, 21. und Donnerstag, 22. August, abends, hielt unser Seelsorger, Pater Franz Stiletz, den Arbeitern beim Großglocknerstraßenbau in dm Lagerktinen von Ferleiten und auf der Piffalpe den Lichtbilder-Vortrag "Meine Reise nach Venedig". Beide Veranstaltungen erfreuten sich eines zahlreichen Besuches; die farbenprächtigen Bilder gefielen im allgemeinen. Demnächst werden Vorträge über Roms Sehenswürdigkeiten, die Katakomben, Neapel und Pompeji folgen.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Zitat Quelle Kalasantiner Blätter, 2/2000: "Der Glockner-Pfarrer", Seite 21
  2. Zitat Quelle Kalasantiner Blätter, 2/2000: "Der Glockner-Pfarrer", Seite 22
  3. ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe vom 29. August 1931, Seite 18