Arbeiterbewegung im Pinzgau

Aus SALZBURGWIKI
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Artikel Arbeiterbewegung im Pinzgau gibt einen Überblick über die Arbeiterbewegung im Pinzgau vom Beginn bis 1945.

Geschichte

Am Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Arbeiterbewegung auch im Land Salzburg. In den Regionen, in denen durch Industrie oder Bergbau viele Arbeiter tätig waren und Bahnknotenpunkte bestanden, ging der Aufbau von sozialdemokratischen Organisationen rasch vor sich.

Bedeutend für die Entwicklung der Arbeiterbewegung im Pinzgau war die Gemeinde Lend. Die erste Fabrik, die bestand, war eine Goldwäscherei und Schmelzhütte, die 1862 in eine Asbestfabrik umgebaut wurde und in der Gegend als Ausbeuterbetrieb berüchtigt war. Nachdem die Fabrik abbrannte, wurde 1891 die Aluminiumfabrik errichtet. Durch die Arbeiter der Asbestfabrik, die Kutscher und die Bauarbeiter der Tauernbahn wurde Lend schließlich zum Zentrum sozialer Auseinandersetzung. Als Wegbereiter der Arbeiterbewegung im Pinzgau gilt der Schuhmachergeselle Franz Brutar, der 1918 auch der erste Sozialdemokrat Bürgermeister der Gemeinde Lend wird. 1903 wurde Jakob Viehauser als erster sozialdemokratischer Bürgermeister des Landes in Dienten angelobt.

Nach 1918 entwickelt sich die Sozialdemokratie besonders in den Eisenbahnknotenpunkten wie Bischofshofen und den Bergbaugebieten Mühlbach und Badgastein sowie dem Industriestandort Hallein. Im Pinzgau konzentrierten sich die Anhänger der SDAP in Saalfelden (Bahnknotenpunkt), Lend (Aluminiumwerk) und den Raum Zell am See, Uttendorf und Kaprun (Kraftwerksbauten).

Widerstand gegen Austrofaschismus und Nationalsozialismus

Nach dem Verbot der Sozialdemokratie nach den Februarkämpfen 1934 kam es zur Bildung der illegalen Revolutionären Sozialisten. In Salzburg wurden 1 200 Personen als Mitglieder der Revolutionären Sozialisten (RS) genannt.

Im Juli 1934 kam es in Bramberg, Dorfpaßthurn Nr. 11, zu einem Treffen von zwölf Sozialdemokraten. Matthias Sageder, der Gewerkschaftssekretär aus Zell am See war, traf sich beim Bahnangestellten Franz Steiner vertraulich mit Genossen aus dem Oberpinzgau. Das Treffen wurde vom Nachbarn Rupert Bacher bei der Gendarmerie denunziert und Sageder aus dem Bezirk verbannt. Am 5. November 1935 wurden Josef Lechner und Franz Renner aus Zell am See wegen Verbreitung von Flugblättern zu einem Jahr strengen Arrest verurteilt. Sie blieben bis Juni 1936 in Haft. Der Eisenbahner Hermann Wagenbichler aus Saalfelden wurde 1936 wegen "Betätigung für die sozialistische Partei" zu vier Monaten Zuchthaus verurteilt, Josef Voithofer aus Lend wurde 1934 wegen Verteilung von Flugblättern zu drei Wochen Arrest verurteilt, 1937 wurde er für zwei Tage in Polizeihaft genommen, weil er Aufwiegelung bei einer Grabrede begangen haben soll.

Nach dem Anschluss 1938 wurden die wenigen Untergrundstrukturen durch die Nationalsozialisten schnell zerstört. Widerstand wurde auch im Pinzgau geleistet, wobei hier die Eisenbahner eine wichtige Rolle spielten. Im Februar 1941 fand in Embach in Lend ein Freundschaftstreffen sozialdemokratischer Eisenbahner statt. Die Eisenbahner Engelbert Weiß, August Gruber, Josef Voithofer und Genossen aus Schwarzach, Bischofshofen und Saalfelden nahmen mit ihren Frauen an diesem Treffen teil. Ein Jahr später erfuhr die Gestapo von diesem Treffen und verhaftet 17 Teilnehmer. Sieben Teilnehmer wurden zum Tode verurteilt, andere erhielten lange Haftstrafen.

Am 27. Februar 1942 wurden die Saalfeldner Georg Wörgötter, Johann Kröll, Karl Ettel, Paul Lürzer, Ludwig Thurner, Franz Dillinger, Anton Wimmer, Karl Reinthaler, Lothar Pointner und Peter Mitteregger aus Kaprun von der Gestapo verhaftet. Die meisten der Verhafteten waren Eisenbahner. Ihnen wurde vorgeworfen, Mitglied einer illegalen KP-Organisation zu sein. Nachdem die Ermittlungen abgeschlossen waren, wurde Anzeige wegen Vorbereitung zum Hochverrat beim Sondergericht erstattet. Georg Wörgötter wurde die Leitung der KP Saalfelden vorgeworfen. Wörgötter, Lürzer und Thurner wurden am 9. Dezember 1942 vom Oberlandesgericht Wien wegen Hochverrats zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt, Dillinger erhielt neun Jahren Zuchthaus, Wimmer, Pointner, Reinthaler, Ettel, Kröll je sechs Jahren Zuchthaus. Mitteregger wurde zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Lürzer, Wimmer, Pointner, Reinthaler waren von Februar 1942 bis Kriegsende in Haft. Dillinger starb am 3. Februar 1945 im Zuchthaus Kaisheim. Kröll wurde vom März 1942 bis Mai 1945 im Konzentrationslager Mauthausen inhaftiert. Das weitere Schicksal von Georg Wörgötter ist unbekannt.

Quelle