Eduard Richter

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Das Eduard-Richter-Denkmal auf dem Salzburger Mönchsberg

Hofrat Professor Dr.[1] Eduard Richter (* 3. Oktober 1847 Mannersdorf am Leithagebirge in Niederösterreich; † 6. Februar 1905 in Graz, Steiermark) war Geograf, Historiker und Alpinist.

Leben

Er wurde in Mannersdorf geboren, wo sein Vater Verwalter einer kaiserlichen Domäne war. Doch kurz nach seiner Geburt starb sein Vater und seine Mutter zog in das wohlhabende Elternhaus Fronner nach Wiener Neustadt. Sein Großvater, der ehemalige Magistratsrat Johann Nepomuk Fronner, besaß eine umfangreiche Bibliothek, und obwohl er bald darauf starb, wurde Richter von der Atmosphäre dieses Hauses stark geprägt.

Nach dem Gymnasium studierte Eduard Richter an der Wiener Universität Geschichte und Geografie. Der (einzige) Professor für Geografie, Friedrich Simony[2][3], begeisterte den Bergsteiger Richter mit einer Vorlesung über das Ötztal. Es ergab sich anschließend ein Gespräch der beiden, das zu einer langen Verbindung führen sollte.

Auf Vermittlung Simonys erhielt Richter 1871 eine Stelle als Gymnasiallehrer für Geografie und Geschichte in der Stadt Salzburg, wo er bis 1886 blieb. Er wohnte in einem Turm des Freyschlösschen seines Freundes, des Kaufmanns Carl von Frey auf dem Mönchsberg. 1872 heiratete er die einzige Tochter von Freys, Julie von Frey. Zehn Monate später gebar ihm diese eine Tochter und starb kurz darauf. Vier Jahre später heiratet er eine Freundin seiner ersten Frau, Luise Seefeldner, mit der er drei Töchter hatte.

Zu seinem Salzburger Freundeskreis zählte er Persönlichkeiten wie Eberhard Fugger, Professor der Oberrealschule, mit dem er auch wiederholt die Untersberg-Eishöhlen durchkletterte, Camillo Sitte, erster Direktor der Salzburger Gewerbeschule, sowie Hermann Pick, Gymnasialdirektor.

Von 1883 bis 1885 war er Vorsitzender des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins Sektion Salzburg. Ab 1886 war er Professor an der Universität Graz, 18991900 deren Rektor. Er widmete sich vor allem der Hochgebirgsmorphologie und Seenkunde, wirkte bahnbrechend in der Gletscherforschung und der historischen Geografie. Auf ihn gehen Plan und methodischer Grundgedanken des "Historischen Atlasses der österreichischen Alpenländer" zurück, mit dessen Herausgabe er von der Akademie der Wissenschaften betraut wurde. Er konnte dafür jedoch selbst nur das Land Salzburg (erschienen 1906) bearb. Eines seiner frühesten Arbeitsgebiete war die Gletscherforschung, deren einheitliche Organisation sein Werk war. Mit der Berechnung der Größe von 1 012 Gletschern der Ostalpen nach dem Stand der 1870er-Jahre schuf er eine Art Gletscherlexikon und bot damit eine wichtige Grundlage für weitere Forschungen

Er verfasste zahlreiche Werke zur Geschichte und Geografie über Salzburg, u. a. auch zur Gletscherforschung und zu historischen Quellen. Er war auch Mitglied der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde.

Über die Gletscherforschung kam er auch zur Beschäftigung mit den Seen und wurde ab 1890 zu einem der bedeutendsten Seenforscher. Umfangreiche Lotungen und Temperaturmessungen, besonders in den Kärntner Seen, führten ihn zur Erkenntnis der sogenannten Sprungschicht. Auf dem Gebiete der Geomorphologie, wo ihn vor allem die Formen des Hochgebirges, insbesondere Fragen der Talbildung und der Glazialerosion, beschäftigten, wurde seine Erkenntnis der Bedeutung der Wandverwitterung für die Entstehung der Kare wichtig.

In de Stadt Salzburg ist nach ihm die Richterhöhe auf dem Mönchsberg benannt, wo ihm auch ein Denkmal errichtet wurde

Am 6. Februar 1905 erlag er einem Herzleiden.

Publikationen

  • Das Herzogtum Salzburg (= Die Länder Österr.-Ungarns in Wort und Bild 5), 1881, 2. Aufl. 1889;
  • Beobachtungen an den Gletschern der Ostalpen 1–4, in: Z.-DÖAV 14, 1883, 16, 1885, 19, 1888;
  • Untersuchungen zur historischen Geographie des ehemaligen Hochstiftes Salzburg und seiner Nachbargebiete, in: MIÖG, Erg.Bd. 1, 1885;
  • Die Gletscher der Ostalpen (= Hdbb. zur dt. Landes- und Volkskde. 3), 1888; Geschichte der Schwankungen der Alpengletscher, in: Z.-DÖAV 22, 1891;
  • Die Hohen Tauern, in: Die Erschliessung der Ostalpen 3, 1894;
  • Die wissenschaftliche Erforschung der Ostalpen seit der Gründung des Österreichischen und des Deutschen Alpenvereins., in: Z.-DÖAV 25, 1894;
  • Über einen historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, in: Festgabe für F. v. Krones, 1895, und Mitt. der k. k. Geograph. Ges. in Wien 39, 1895;
  • Geomorphologische Beobachtungen aus Norwegen, in: Sbb. Wien, math.-nat. Kl. 105, Abt. 1, 1896;
  • Seestudien, Erläuterungen zur 2. Lfg. des Atlas der österreichischen Alpenseen, in: Geograph. Abhh. 6, 1897;
  • Geomorphologische Untersuchungen in den Hochalpen (= Petermanns Mitt., Erg.H. 132), 1900;
  • Beiträge zur Landeskunde Bosniens und der Herzegowina, hrsg. von G. A. Lukas (= Wiss. Mitt. aus Bosnien und der Herzegowina 10), 1907; etc.

Autobiographie, Manuskript, Familienbesitz, G. Stelzer, Wien.

Weblink

Quellen

Einzelnachweise

  1. ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 7. Februar 1905, Seite 3
  2. siehe Ennstalwiki → enns:Friedrich Simony
  3. Verlinkung(en) mit "enns:" beginnend führ(t)en zu Artikeln, meist mit mehreren Bildern, im EnnstalWiki, einem Schwesterwiki des Salzburgwikis
Zeitfolge
Vorgänger

Julius Hinterhuber

1. Vorstand der Sektion Salzburg des DÖAV
18831885
Nachfolger

Johann Stöckl