Gastarbeiter in Salzburg
Dieser Artikel informiert über die Geschichte der Gastarbeiter in Salzburg.
Geschichte
19. Jahrhundert
Die ersten Gastarbeiter, also Arbeiter aus anderen Ländern, die in Österreich nur für eine bestimmte Zeit arbeiteten und dann wieder in ihre Heimat zurückkehrten, gab es im Land Salzburg ab Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Bau der Westbahnstrecke. Der Bau begann von Wien aus. Vom 15. bis 28. Februar 1858 waren im Herzogtum Salzburg 533 Arbeiter mit 27 zweispännigen Fuhrwerken mit dem Bau der Strecke beschäftigt.[1] Vom 1. bis 15. Oktober 1859 waren beim Bau Bei dem Bau der "Kaiserin Elisabeth-West-Bahn" im Bereich des Herzogtums Salzburg beschäftigt, darunter wohl auch Gastarbeiter:
- beim Ederbauer 581 Arbeiter,
- im Bereich von Straßwalchen 336, #
- bei Steindorf 163, bei St. Nr. 737 bis 739 144, bei St. Nr. 749 bis 753 206, bei St. Nr. 770 bis 778 212, bei St. Nr. 804 bis 823 811,
- bei Lengfelden 1454,
- am Stationsplatz Salzburg 1 435, von St. Nr. 929 bis 975 346,
- an der Saalbrücke 157, im Steinbruch am Rainberg 320,
und an den übrigen Punkten kleinere Arbeitereinheiten, im Ganzen 7 409 Arbeiter mit 202 Fuhren.[2]
An der Errichtung der Bahnviadukte der Westbahnstrecke sollen viele italienische Maurer beteiligt gewesen. Oberitalien gehörte damals noch zur Habsburgermonarchie. Nach der Fertigstellung der Bahnstrecke, die Kaiserin-Elisabeth-Westbahn waren sie arbeitslos und waren als Maurer beim Bau von Bauernhäusern tätig. Dabei verzierten sie vielfach die Fassaden mit Schlackensteinn. Die Schlackenputzfassaden haben sich als hauskundliche Besonderheit des Flachgaues erhalten.[3]
20. Jahrhundert
In den späten 1950er-Jahren waren einige Tausend jugoslawische Auswanderer nach Österreich zugewandert mit dem Ziel, in klassische Auswanderungsländer in Übersee weiterzuwandern. Sie fanden in Österreich Arbeit und blieben länger.
Im "Raab-Olah-Abkommen" Anfang der 1960er-Jahren einigten sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter auf ein Kontingentverfahren nach dem Muster des Schweizer Saisoniermodells, welches die vereinfachte Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte im Weg bilateraler Verträge ermöglichen sollte. Zunächst war es eine in Kontingenten organisierte Zuwanderung so genannter Gastarbeiter aus dem damaligen Jugoslawien. Auch aus der Türkei gab es Gastarbeiter. Dann setzte ab Mitte der 1960er-Jahren die Zuwanderung von Gastarbeitern verstärkt ein. Rund 50 000 jugoslawische Staatsbürger, jedoch noch kaum Türken, waren bis Anfang der 1970er-Jahre zugewandert. 1973, vor dem Ausbruch der Wirtschaftskrise, war der Höhepunkt der Gastarbeiterzuwanderung erreicht. Über die weitere Entwicklung informiert der Artikel "Gastarbeiter" im Wien Wiki.[4]
In Salzburg
Gesucht wurden Arbeitskräfte im Gastgewerbe schon damals in den 1970er-Jahren, aber auch am Bau und in der Industrie. 1971 gab es 11 000 ausländische Arbeitskräfte in der Landeshauptstadt, 2001 waren es bereits über 31 000. Der überwiegende Teil stammte aus dem ehemaligen Jugoslawien, gefolgt von Deutschen und Türken. "Überall, wo man anklopfte, brauchte man Leute", sagte eine in den 1970er-Jahren nach Salzburg zugewanderte Türkin, die für den Band "Migrationsstadt Salzburg. Arbeit, Alltag und Migration 1960-2010" (hg. vom Stadtarchiv ) interviewt wurde.
2016 arbeiten an die 20 000 Menschen aus Gastarbeiterländern in Stadt und Land Salzburg - viele schon in der zweiten und dritten Generation. Baubranche, Tourismus und Ski-Industrie waren und sind die klassischen Arbeitsbereiche. Zum Beispiel bei Atomic in Altenmarkt im Pongau war jeder Dritte ein Gastarbeiter. Manche waren erst kurz im Land, viele schon seit Jahren da - einige schon in der zweiten oder dritten Generation. Die ursprüngliche Idee aus den 19060er-Jahren, Arbeitskräfte für sechs oder zwölf Monate anzuwerben - und sie dann wieder heimzuschicken, hat sich zu Daueraufenthalten dieser Menschen entwickelt. Der Vorarbeiter Kerem Bulan war 2016 seit 25 Jahren in Altenmarkt tätig und mittlerweile österreichischer Staatsbürger geworden. Bei Atomic hat der Vater von vier Kindern eine Karriere in der Lackierei gemacht. Sein Vater war 1974 nach Österreich gekommen. 1989 wollte er nicht mehr zurück und hat dann seine Familie nachgeholt.
Vor 50 Jahren, 1964, waren genau ein Prozent der Arbeiter und Angestellten in Salzburg Gastarbeiter. 2016 gab es fast 20 Prozent Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund.
Quellen
- www.sn.at, 5. September 1923
- salzburg.orf.at, 13. September 2014: "50 Jahre Gastarbeiter in Salzburg"
- www.stadt-salzburg.at Salzburg in Zahlen: Beschäftigte - Arbeitslose - Gastarbeiter, Oktober 1975
Einzelnachweis
- ↑ ANNO, "Neue Salzburger Zeitung", Ausgabe vom 13. März 1858, Seite 2
- ↑ ANNO, "Salzburger Zeitung", Ausgabe vom 27. Oktober 1859, Seite 3
- ↑ www.marterl.at
- ↑ www.geschichtewiki.wien.gv.at