Atomic

Aus Salzburgwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Atomic-Werk in Altenmarkt im Pongau

Die ATOMIC Austria GmbH ist ein Salzburger Unternehmen im Sportbereich, das 1955 von Alois Rohrmoser in Wagrain gegründet wurde.

Geschichte

Alois Rohrmoser begann 1950er-Jahren in Wagrain mit der Herstellung von Alpinski. Die Skierzeugung steigerte sich von 40 Paaren im Jahr 1955 auf 5 000 Paare Anfang der 1960er-Jahre. 1967 wurden 17 000 Paare produziert, mit 36 000 Paaren im Jahr darauf fast doppelt soviel, und 1969 stieg die Produktion noch einmal um 100 Prozent auf 72 000 Paare an. In den Jahren 1991 und 1992 ist mit 831 000 Paaren ein Höhepunkt erreicht worden.

Zu den Skitechniken, die bei Atomic entwickelt wurden, zählen das Bionic-System (1979), die HY-Vitronic-Bauweise (1980). 1987 geht die modulare Konstruktionstechnik in Produktion. Auch bei der Entwicklung der Carving Ski hat Atomic Ende des 20. Jahrhunderts die Nase vorn. Seit 1996 fährt der Gesamtweltcupsieger der Herren durchgehend Atomic.

Der Durchbruch gelang Alois Rohrmoser im Jahr 1968: Die Tirolerin Olga Pall gewann in Grenoble, Frankreich, auf seinen Brettln die begehrte olympische Goldmedaille in der Abfahrt. Der Atomic-Ski war fortan eine fixe Größe im internationalen Skigeschäft. Mit der Ausnahmekönnerin Annemarie Moser-Pröll aus dem benachbarten Kleinarl hatte Rohrmoser später über Jahre die beste Skirennläuferin der Welt in seinem Rennstall.

Atomic begann rasant zu wachsen. Zwei Mal wurde die Fabrik in Wagrain vergrößert, 1971 baute Rohrmoser das große Werk in Altenmarkt. 1977 erwarb er die französische Skifabrik Dynamik, später den Schuhhersteller Koflach (1989) und den Bindungsproduzenten ess (1988) und avancierte so zum Komplettanbieter. Auch in Bulgarien begann Atomic zu produzieren. Im Pongau war Rohrmoser bald einer der größten Arbeitgeber. Bis zu tausend Menschen waren bei Atomic beschäftigt.

Atomic Konkurs

1994 dann der Zusammenbruch: Am 16. September 1994 musste Atomic Konkurs anmelden. Der finnische Amer-Konzern kaufte die Skifabrik um knapp 124 Millionen Euro. Der Konkurs beschäftigte bis 2003 die Gerichte, im endgültigen Urteil konnte der Hausbank BAWAG aber kein Fehlverhalten vorgeworfen werden, wiewohl die rasche Konkurseröffnung und vor allem die hohe Konkursquote von über 93 % Zweifel an der Notwendigkeit des Konkursverfahrens aufkommen ließen. Im Zuge des Untersuchungsausschusses zum Thema BAWAG-Skandal wurden die Umstände des Konkurses 2007 nochmals durchleuchtet.

Das Konkursverfahren wurde im März 2006 mit einer unüblich hohen Quote für die Gläubiger abgeschlossen. Der Firmenkonkurs erbrachte 73,8 Prozent, die beiden Hauptgläubiger BAWAG und Invest Kredit erhielten zudem weitere 20 Prozent aus dem Zwangsausgleich gegen die Privatperson Alois Rohrmoser. Rund 7,25 Mill. Euro betrugen die Gerichtskosten. Immer wieder gab es Gerüchte und Verdachtsmomente, der Sportartikelhersteller sei von der BAWAG zu Unrecht in Konkurs geschickt worden, um Verluste bei undurchsichtigen Karibik-Spekulationsgeschäften zu verschleiern. Mehr als 50 Mal beschäftigte die Causa Atomic bisher alle Gerichtsinstanzen.

Danach

1998 produzierte Rohrmoser zur Überraschung vieler wieder einen Ski, der R2 (Rohrmoser 2) schaffte es aber nicht über eine Nullserie von 100 Stück Normalski und 50 Carvern hinaus. Er ging nie in Serie.

Markus Kahr ist in Altenmarkt Sprungskientwickler.

2019: Verkauf an chinesische Besitzer

Am 8. März 2019 wurde bestätigt, dass der Amer-Konzern - zu dem neben Atomic auch Marken wie Salomon oder Wilson zählen - für mehr als vier Milliarden Euro nach China verkauft wird. Das chinesische Käuferkonsortium unter Führung des Sportartikelriesen Anta Sports gab bekannt, dass ihm vorläufig 94,38 Prozent der Amer-Aktien angedient wurden. Damit ist die nötige Quote von 90 Prozent übertroffen worden. Endgültige Ergebnisse soll es zwar erst am 12. März 2019 geben. Die Entscheidung sei damit aber gefallen, sagte Amer-Präsident Michael Schineis am 8. März im Altenmarkt.

Um den Standort im Pongau mit 800 Mitarbeitern mache er sich keine Sorgen. Im Gegenteil: "Allein in den kommenden zwei Jahren werden hier 20 Millionen Euro investiert." Das sei auch mit den künftigen chinesischen Eigentümern bereits besprochen, sagt Schineis. Die Hälfte der Summe werde in Forschung und Entwicklung investiert sowie in Digitalisierung und Automatisierung der Produktion.

Mit der anderen Hälfte des Gelds soll Altenmarkt zum Logistikzentrum für den gesamten Amer-Wintersportbereich ausgebaut werden. Das Behördenverfahren für den Ausbau lauft bereits, im Sommer sollen die Bauarbeiten beginnen. Neben der Fabrik in Altenmarkt erzeugt der Amer-Konzern auch in Bulgarien Ski der Einsteigermodelle, in Rumänien werden Skischuhe und Bindungen hergestellt. All diese Produkte werden künftig in Altenmarkt gesammelt und dann ausgeliefert. "Die Logistik wird für uns immer wichtiger, weil gerade im Wintersportbereich ein unglaublich enges Auslieferungsfenster besteht, in dem wir alle Märkte rasch bedienen müssen", erklärt Schineis. 50 neue Jobs bedeute das für den Standort Altenmarkt. Saisonale Schwankungen auszugleichen, darin sei man mittlerweile mit Schichtmodellen und Leiharbeit geübt, sagt Schineis. "Zudem können wir Mitarbeiter zwischen Produktion und Logistik verschieben." Grob gesagt beginne die Skiproduktion nach Eingängen der Order für die nächste Saison jetzt und erreiche im Sommer den Höhepunkt. In der Auslieferung sei man ab September gefordert.

Wirtschaftlich sei Atomic gut aufgestellt. "Der Wintersportbereich der Amer-Gruppe ist im Vorjahr um acht Prozent gewachsen, bei Atomic war der Zuwachs zweistellig", sagt Schineis. Neben Atomic zählen auch die Skimarken Salomon und Armada zum Amer-Konzern. Atomic erreiche einen Anteil von etwa 40 Prozent.

Dass sich in China das Wachstum deutlich verlangsamt hat und viele Unternehmen damit ihre großen Hoffnungen in den dortigen Markt deutlich zurückschrauben mussten, macht Schineis keine Sorgen. "Von der Wintersportseite her haben wir keine überzogenen Erwartungen in den chinesischen Markt. Dass alle 1,4 Milliarden Chinesen jetzt Skifahren lernen, ist kaum zu erwarten." Kernmarkt bleibe Europa und Amerika. "Ein zusätzliches Potenzial gibt es aber in Asien, das wollen wir nutzen."[1]

Atomic-Sportler

2008 vertrauen 100 Sportler aus 18 Nationen in den Bereichen Ski Alpin, Langlaufen, Skispringen, Nordische Kombination und Biathlon auf Produkte aus dem Haus Atomic. Darunter die Salzburger Skisportler Marlies Schild, Michaela Kirchgasser, Michael Walchhofer und Mario Scheiber. Beim Olympia-Slalom der Damen 2014 in Sotchi stehen drei Atomic-Skirennläuferinnen auf dem Podest: Gold holt die US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin, Silber die Salzburgerin Marlies Schild und Bronze die Niederösterreicherin Kathrin Zettel. Marcel Hirscher holt Silber im Olympia-Slalom der Herren - ebenfalls mit Atomic-Ski.

Ehemalige Weltcupsieger auf Atomic sind unter anderen Hermann Maier, Stephan Eberharter, Bode Miller, Petra Kronberger und Annemarie Moser-Pröll.

Andere Marken

Die ATOMIC Austria GmbH produziert neben Atomic auch die Ski-Marken Dynamic und Volant, sowie Oxygen für Snowboarding und Koflach für den Wandersport.

Kraftwerke

Alois Rohrmoser erwarb Ende 1986 die genehmigten Projektunterlagen für das Kraftwerk Spannberg, welche er für die Bedürfnisse seiner Betriebe abändern ließ. Das neu genehmigte Projekt wurde im Jahr 1987 errichtet. Das später errichtete Kraftwerk Oberhaus in der Steiermark sollte ebenfalls zur Absicherung der Energieversorgung dienen.

Quellen

Einzelnachweis

  1. Quelle www.sn.at, Atomic wird jetzt chinesisch, 8. März 2019