Ederbauer (Haltestelle)
Die Haltestelle Ederbauer war bis 2010 eine Haltestelle an der Westbahnstrecke in der Flachgauer Marktgemeinde Straßwalchen.
Die Station
Die Haltestelle Ederbauer befand sich im Nordosten des Marktgemeindegebiets, unmittelbar an der Grenze zu Pöndorf in Oberösterreich im Ortsteil Eingarten. In diesem Bereich wird heute die Westbahnstrecke für den Zweck einer Betriebsausweiche in einem kurzen Abschnitt viergleisig geführt. Sie war die erste Haltestelle im Bundesland Salzburg, wenn man auf der Westbahnstrecke von Wien nach Salzburg unterwegs war und gleichzeitig mit 612 m ü. A. der höchste Punkt der Westbahnstrecke zwischen diesen beiden Städten, der auch eine Wasserscheide ist.
Geschichte
Die Bahnstation "Ederbauer" wurde 1861 eröffnet. Der Ederbauer hatte damals verlangt, dass beim Bau der damals eingleisigen "Kaiserin-Elisabeth-Bahn" ein Bahnhof seines Namens errichtet wird. Das war die Bedingung für die Grundabtretung, die kostenlos erfolgte. So wurde Bahnstation "Ederbauer" zum einzigen Bahnhof in der Monarchie, der nach einem Bauernhof benannt wurde. Die Hügelkuppe im Bereich der Station musste von den Arbeitern von Hand abgetragen werden. Es handelt sich dabei um einen rund zwei Kilometer langen, fast geradlinigen Westbahnabschnitt zwischen den heutigen Bahnkilometern 277 bis 279. Im Oktober 1859 waren beim Bau der Bahnstation "Ederbauer" 581 Arbeiter einsetzt.[1]
Schnellzüge schienen aber nicht in dieser Station zu halten. Wohl aber in Seekirchen, wie aus einer Zeitungsnotiz im Jahr 1872 hervorgeht.[2]
1874 berichtete des "Salzburger Volksblatt" von starken Schneeverwehungen im Bereich der Bahnstation:[3]
(Schneeverwehungen.) Man schreibt von der Westbahn: Am Ederbauer, auf einer Erhebung von ungefähr 700 Fuß. blieb am 9. d. M. der Personenzug Nr. 202 in den Schneehaufen stecken, und vermochten die Passagiere der, objektiv genommen, sehr romantischen Lage durchaus keinen Geschmack abzugewinnen. Trotzdem sich zwei Maschinen abmühten, wurde der Zug erst nach dreistündiger Arbeit wieder flott. Diese Station liegt zwischen Frankenmarkt und Straßwalchen. An demselben Tage stellten sich auch dem gemischten Zuge Nr. 52 solche Schneemassen entgegen, daß er ganz ausbleiben mußte. Die Personen wurden mit dem Zug Nr. 8 nach Wien befördert.
Am 1. August 1902 kursierte ein Gerücht in der Stadt Salzburg über ein schweres Zugunglück in der Station. Doch das "Salzburger Volksblatt" klärte auf:[4]
Ein Eisenbahnunfall Heute morgens war in der Stadt das Gerücht verbreitet, daß der Wiener Zug bei der Station Ederbauer entgleist sei. Besonders phantasiereiche Leute behaupteten sogar, daß durch das Unglück eine Menge Personen getötet oder verwundet wurden, und daß auch bereits ein Hilfszug abgegangen sei. Glücklicherweise haben sich diese unheimlichen Gerüchte nicht bewahrheitet. Wir haben uns beim Bahnbetriebsamte erkundigt und dort in Erfahrung gebracht, daß bei dem Zug, der um 7 Uhr 21 Min. die Stadt Salzburg verläßt, in Ederbauer die Vorspannmaschine entgleiste. Unfall ist hiebei keiner passiert. Die durch den Unfall hervorgerufene Verspätung betrug etwa eine Stunde.
In den 1920er-Jahren gab es sogenannte "Milchzüge", die vom Salzburger Hauptbahnhof bis Ederbauer verkehrten.[5] Die Fahrzeit betrug eine Stunde und 27 Minuten.[6]
Aus mehreren Zeitungsmeldungen geht hervor, dass bei der Bahnstation Ederbauer nicht nur der landwirtschaftliche Betrieb "Ederbauer" stand, sondern auch eine Gastwirtschaft. Dort wurden Versammlungen von Vereinen aus Straßwalchen abgehalten. Es kam aber auch zu Raufereien, wie das "Salzburger Volksblatt" 1926 berichtet:[7]
Ein Messerheld. Wie uns von dort berichtet wird, kam es Donnerstag abends in der Bahnhofrestauration Ederbauer zwischen dem Restaurateur und Ökonomiebesitzer Alois Schienwald und dem als Gast anwesenden Gastwirt Peter Vogl aus Gschwandt, Landgemeinde Straßwalchen, zu einem Streit, in dessen Verlaufe Vogl auf Schienwald mit dem Messer losgehen wollte. Der Maierknecht Matthias Schafleitner des Schienwald, der eben in dem Gastzimmer weilte, wollte Vogl das Messer entwinden. Dabei stieß Vogl dem Schafleitner das Messer derartig in den Leib, daß der Stich die Lunge bloßlegte. Schafleitner wurde mit dem D-Zug, der um 2 Uhr 45 nachts in Salzburg ankommt und der in der Station Ederbauer zum Zwecke der Hilfeleistung für den Schwerverletzten eigens angehalten worden war, da kein anderer Zug zur Verfügung stand, nach Salzburg gebracht, von wo er durch die Rettungsabteilung in das St.-Johannsspital überführt wurde. Gegen Vogl wurde die Anzeige erstattet.
Aufgrund eines Schneesturms am ersten Weihnachtstag 1923 musste ein Schnellzug mehrere Stunden lang in der Bahnstation Ederbauer stehenbleiben, bevor er seine Fahrt wieder fortsetzen konnte.[8]
1979 wollten die ÖBB den Bahnhof in "Wasserscheide" umtaufen, trennt doch dieser Bereich doch die Gewässerverläufe in Richtung Donau und Salzach. Der Enkel des Grundspenders protestierte dagegen und legte die alten Verträge vor. Die ÖBB mussten ihr Vorhaben aufgeben.
Im Frühjahr 2009 wurde bekannt, dass sich die ÖBB mit dem Gedanken tragen, die Haltestelle Ederbauer zu schließen. Nach Angaben der ÖBB nutzten täglich 35 Personen einen der 32 Züge, die von Salzburg oder Linz kommend in Ederbauer halten. Das würde keinen Halt rechtfertigen. Befürworter der Haltestelle entgegnen jedoch, dass die Zahl der Reisenden vor allem auch deshalb so gering sei, weil die Haltestelle Ederbauer in den vergangenen Jahren sukzessive ausgedünnt worden wäre.[9]
Am 23. Dezember 2010 wurde am Bahnhof "Ederbauer" der letzte Zug abgefertigt. Die Station wurde stillgelegt.
Im April 2014 ergriff der Straßwalchener Gemeindevertreter Franz Bachleitner die Initiative. Er unterstützt die Initiative der Bewohner der Ortschaften Eingarten, Voglhub, Bruckmoos, Winkl und Hager-Hochfeld sowie der Pöndorfer Gemeindeteile Haberpoint, Unterreith, Nößltal und Rothberg, die Bahnstation wieder zu aktivieren. Doch Bürgermeister Friedrich Kreil (ÖVP) sah kaum Chancen einer Wiederbelebung. Es müssten umfangreiche Bauarbeiten durchgeführt werden, darunter die Erneuerung der Bahnsteige und die Neuerrichtung eines Unterflurzugangs zu den Bahnsteigen.
Hildegard Weißböck vom Restaurant Ederbauer war eine der engagiertesten Anrainer für die Wiederherstellung der Station. Zu Zeiten, als noch Züge verkehrten, erzählt sie, hatte der ehemalige Lokführer Alois Buchner 39 Pendler in einer Stunde in der Früh gezählt, die hier einstiegen.
In der Haltestelle Ederbauer hielten zuletzt nur mehr REX-Züge in Richtung Attnang-Puchheim und Salzburg.
Zugunglück
Am 21. September 1973 ereignete sich ein schweres Zugunglück in der Station. Ein aus Linz kommender Postschnellzug fuhr um 04:07 Uhr auf einen abgestellten Ölzug, wobei der Lokführer getötet und zwei Beamte im Postzug verletzt wurden. Ein Öltankwagen wurde über die Lokomotive geschoben. Gemeindearzt Dr. Wolfgang Rößlhuber leistete damals Erste Hilfe. Stundenlang war man mit dem Einsammeln von Poststücken, insbesondere von Banknoten aus den Postsäcken, beschäftigt. Auch mussten sechs leck gewordenen Ölwaggons von Feuerwehren umgepumpt werden, was bis in die späten Nachmittagsstunden dauerte. Dann erst konnte mit den Aufräumarbeiten der entgleisten Waggons und der Lokomotive begonnen werden. Zu dem Unglück war es gekommen, weil der 22jährige Fahrdienstleiter darauf vergessen hatte, das Signal für das Einfahrtgleis, auf dem der Ölzug stand, auf rot zu stellen.
Weblinks
- Lage auf AMap, aktualisierter Datenlink 4. Dezember 2024
- "Haltestelle Ederbauer" in Google Maps
- Lage auf www.openstreetmap.org
Quellen
- "Salzburger Woche", Ausgabe "Flachgauer Nachrichten", 15. April 2014, ein Beitrag von Josef A. Standl
Einzelnachweise
- ↑ ANNO, "Salzburger Zeitung", Ausgabe vom 27. Oktober 1859, Seite 3
- ↑ ANNO, "Salzburger Zeitung", Ausgabe vom 23. November 1972, Seite 1
- ↑ ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 13. Feburar 1874, Seite 3
- ↑ ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 1. August 1902, Seite 3
- ↑ ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 2. Jänner 1920, Seite 4
- ↑ ANNO, "Salzburger Wacht", Ausgabe vom 16. Dezember 1920, Seite 5
- ↑ ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 20. August 1926, Seite 6
- ↑ ANNO, "Salzburger Chronik", Ausgabe vom 28. Dezember 1923, Seite 6
- ↑ www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 21. März 2009