Giuseppe Groppo

Giuseppe Groppo (* 24. Oktober 1926 in Mason, Italien; † 1944 Fusch an der Großglocknerstraße) war ein zur Zwangsarbeit deportierter junger Mann aus Italien, der während seiner Flucht auf Pinzgauer Boden sein Leben verlor. Sein Schicksal wurde vom Historiker Rudolf Leo recherchiert und 70 Jahre nach seinem Tod in berührender Weise zu einem versöhnlichen Abschluss gebracht.
Leben und Sterben des Giuseppe Groppo
Verhaftung
Guiseppe Groppo wurde am 24. Oktober 1926 in Mason in der Provinz Vicenza in Italien geboren. Als deutsche Truppen Norditalien besetzten und am 5. Juni 1944 das Haus der Familie Groppo von Uniformierten umstellt wurde, gelang ihm die Flucht durch ein Fenster in den nahen Wald. Als seine Mutter jedoch die Soldaten vor dem Haus italienisch reden hörte, ließ sie sich von deren Absichten täuschen und holte ihren Sohn zurück ins Haus. Das entpuppte sich als fataler Fehler: Giuseppe wurde von italienischen Faschisten verhaftet und an die Nationalsozialisten ausgeliefert. Von der Ladefläche des LKWs, auf dem der junge Mann abtransportiert wurde, rief Giuseppe seiner Mutter zu, sie solle sich keine Sorgen machen, er komme wieder nach Hause...
Deportation, Flucht und Tod
Unmittelbar nach seiner Festnahme wurde er jedoch deportiert und zur Zwangsarbeit auf die Kraftwerksbaustelle in Kaprun verschleppt.
Noch im Juni 1944 versuchte er - erschöpft, hungrig und schlecht ausgerüstet - über die Alpen in Richtung Heimat zu fliehen. Es gelang ihm auch unbehelligt aus dem Lagerbereich zu entkommen. Er irrte aber in der Folge in unzureichender Kleidung und nur mit einem Leinenbeutel ausgestattet in hochalpinem Gebiet zwischen Imbachhorn und Roßkar herum und es kam wie es kommen musste. Giuseppe erlag den Folgen von Hunger und Kälte und starb – erst 17 Jahre alt - einen einsamen Tod.
Ein Zufall führt zur Entdeckung der Leiche
Im Juli 1944 waren die 14jährige Susanne Pinn und deren Freundin Anni Ulmer im Almgelände unterwegs, um Schneerosen zu pflücken. Dabei entdeckten sie nahe der Wachtbergalm die Leiche des jungen Mannes und verständigten, wieder im Tal angelangt, die Gendarmerie in Fusch an der Großglocknerstraße. "Nach Freigabe durch die Behörde", so heißt es im Bericht des Gendarmeriepostens, wurde Giuseppes Leiche formlos direkt am Fundort beerdigt. Die Gendarmen gaben dem Schosser vom Bauern Bäckenanderl 5,- Mark für das Eingraben. Die Verständigung der Angehörigen unterblieb selbstredend. Es war ja Krieg und der tote Italiener war ein Jahr nach dem Waffenstillstand seines Landes mit den Alliierten (Juli 1943) ein Feind, der sich noch dazu unerlaubt von seinem Arbeitsplatz entfernt hatte, um in die Heimat zu flüchten. Das Ereignis geriet mit der Zeit in Vergessenheit, lediglich Susanne Pinn plagte noch Jahre danach das Gewissen, weil sie sich denken konnte, dass "seine Leute" nichts von seinem Tod erfahren haben.
70 Jahre danach: Gedenkfeier in Fusch an der Großglocknerstraße
Rudolf Leo, der im Auftrag der Gemeinde Bruck den Geschehnissen in der Zeitspanne 1938 – 1945 nachgegangen war, interviewte auch die Zeitzeugin Susanne Pinn und erfuhr so von Giuseppe Groppo. Er fand den Namen des Toten im Bergopferverzeichnis der Gemeinde Fusch an der Großglocknerstraße. Nach Recherchen des Historikers in Pfarrämtern, Archiven und Meldeämtern in Italien, konnten die heute lebenden Familienangehörigen des Toten gefunden und über das Schicksal von Giuseppe, der bis dahin als in Deutschland vermisst galt, informiert werden. Am 5. Oktober 2014, 70 Jahre nach dem tragischen Tod des jungen Mannes, fand in Fusch an der Großglocknerstraße eine große Gedenkfeier statt. Im Beisein seiner Verwandten und unter Anteilnahme vieler Einheimischer wurde eingelöst, was Giuseppe seiner Mutter versprochen hatte. Er ist doch noch "heimgekommen".
Quellen
- Leo, Rudolf, Bruck unterm Hakenkreuz, Bruck an der Großglocknerstraße 1930 bis 1945, Otto Müller Verlag Salzburg-Wien 2015
- http://www.zeit-geschichte.com/zg/index.php/easyblog/entry/das-schicksal-von-giuseppe-groppe-c-rudolf-leo