Karajan und der Motorsport
Karajan und der Motorsport beleuchtet die motorsportlichen Ambitionen der beiden Brüder Wolfgang und Herbert von Karajan.
Herbert von Karajan
1929, als 21-Jähriger, besaß er bereits ein Harley-Davidson-Motorrad. 1934 erhielt er sein erstes Auto, 1938 seinen ersten Sportwagen, einen BMW, mit dem er aber nie an Rennen teilgenommen hatte. Nach dem Krieg kaufte er sich 1954 einen Mercedes 300 SL "Flügeltürer". Damit begann die lebenslange Bindung zur Automarke Porsche, wenngleich er auch mit Fahrzeugen dieser Marke niemals Rennen fuhr, da er aus Alters- und Berufsgründen dies nicht mehr konnte. 1955 folgte ein Porsche 356 Speedster, 1959 erwarb er von Porsche-Rennleiter Huschke von Hansteineinen 550 ASpyder,[1]
1974 ließ er eine Sonderanfertigung des 930 für sich bauen. 1975 ließ sich Karajan in Stuttgart ein eigenes Auto bauen, den 'Karajan-turbo', einen 911 turbo RSR mit silberner Farbe und rot-hellblau-dunkelblauen Streifen. Schon über 70 Jahre alt kaufte er sich einen Renault 5 Turbo, dann noch einen Audi Urquattro.
Als Karajan auf 80 Jahre zuging, wurde er von Porsche gebeten, mit dem neuen 959 eine Probefahrt zu unternehmen. Was der Maestro auch tat und sich von den etwa 290 gebauten Exemplaren gleich zwei kaufte. Den ersten verlor er durch überhöhte Geschwindigkeit; den zweiten in der Farbe rot erhielt er am 4. März 1988 vor die Haustüre in seinem Winterdomizil nach St. Moritz, Schweiz, geliefert. Es sollte Karajans letztes Auto sein, das er auch schon Anfang 1989 wieder verkaufte. Denn seine Kräfte schwanden. Am 16. Juli 1989 starb Karajan.
Als Herbert von Karajan das Neutor sperren ließ
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1966 kaufte sich Karajan einen blauen Ferrari 275 GTB. 1968 erhielt er zu seinem 60. Geburtstag einen 335-PS-starken Ford GT 40.[2] Von diesem Fahrzeug wurden nur 31 Stück gebaut. Karajan sein Ford hatte das Kennzeichen S 112 und war vom Autohaus Oskar Schmidt ausgeliefert worden. Im Sommer 1968 ließ Karajan sich auf eine Wette mit Opernsängerin Grace Bumbry ein, der ersten dunkelhäutigen Sängerin in einer Wagneroper, die mit einem brandneuen "Lamborghini Miura" nach Salzburg gekommen war. Der "Lamborghini Miura" zählte damals zu den schnellsten Sportwagen seiner Zeit. "Bumbry fuhr einen Lamborghini, Karajan einen Ford. Das Neutor wurde gesperrt und sie traten gegeneinander an", erzählt Inez Reichl-de Hoogh, Salzburger Fremdenführerin. Erzählt wird auch, dass Karajan sein Auto sowohl während Proben als auch Aufführungen vor dem Festspielhaus parkte. Bumbry soll ihren Wagen ebenfalls vor dem Festspielhaus - neben dem Wagen von Karajan geparkt haben. So erzählt es die Salzburger Fremdenführerin Romana Schneeberger. Sie arbeitete in jenen Jahren im Café Pferdeschwemme neben dem Neutor. So meint Schneeberger, dass es zu einem spontanen "Beschleudigungsrennen" im Neutor kam. Das wurde einfach von Leuten an beiden Ende kurzzeitig abgesperrt, um den Verkehr anzuhalten. Alles soll den Erzählungen nach nur wenige Minuten gedauert haben. Als Karajan verlor, gab er gleich am nächsten Tag den Ford zurück und bestellte wieder einen Porsche. Nach einer anderen Quelle Karajan hatte diesen 335-PS-starken Ford GT 40 aber bereits im Juli 1966 zu seinem 50. Geburtstag erhalten.[3] Das kann jedoch nicht stimmen, da Karajan 1908 geboren wurden (und der Ford GT 40 erst im Lauf des Jahres 1966 auf dem Markt gekommen war). Bilder oder Zeitungsberichte von dieser Wettfahrt konnten bisher noch nicht gefunden werden. Mehrfach belegt ist jedoch das Kaufjahr 1968 (was gegen das 1966 spräche).[4]
1969: Testfahrt in einem Porsche 908/02 'Flunder'
Immer wieder zog es Karajan auf Rennstrecken, auf denen er, alleine, seine Runden in Rennwagen ziehen konnte. Am 25. August 1969 testete er auf dem Salzburgring noch vor dessen offizieller Eröffnung einen "Porsche 908/02 'Flunder'" (350 PS, 650 Kilo Gewicht, Spitzengeschwindigkeit 300 km/h). Er erreichte damit Geschwindigkeiten um 200 km/h. Bei dieser Testfahrt waren unter anderem anwesend: Ing. Herbert Kaes (Ingenieur, Neffe von Ferdinand Porsche), Regierungsrat Fritz Stengl (Chefzeitnehmer bei Motorsportveranstaltungen in Salzburg) und dessen Sohn Manfred Stengl (Olympiasieger im Doppelsitzerbewerb der Rennrodler in Innsbruck 1964, Bobfahrer und Motorradrennfahrer) und der seinerzeit bekannteste Sportreporter Salzburgs Hans Klettner.[5]
- Bilder zu den beiden vorangegangenen Absätzen
Verwechslung mit Wolfgang von Karajan
Einer der Salzburger Irrtümer: Obwohl Quellen immer wieder davon schreiben, dass Herbert von Karajan auch ein Rennfahrer gewesen wäre, war er es nicht, sondern sein Bruder Wolfgang. Neben seinen beruflichen Tätigkeiten war Wolfgang von Karajan nämlich ein begeisterter Motorsportler. So nahm er 1925 als 19-Jähriger beim Internationalen Tauernrennen auf Douglas (englische Motorradmarke) erfolgreich teil: er gewann die Klasse bis 750 cm³ vor Anton Seeber aus Bischofshofen. Beim zweiten Tauernrennen, 1926, war Wolfgang als technischer Kommissar bei der Abnahme tätig und nicht mehr als aktiver Rennfahrer. Das dritte Rennen besuchte er als Privatmann ohne Funktion[6].
1927 taucht Wolfgang von Karajan abermals auf einem Bild als Sportkommissar im Rahmen der österreichischen 24 Stunden Fernfahrt am 11. Juni[7] auf. 1928 war er wieder als Sportkommissar bei dieser Veranstaltung tätig, die in Wien gestartet wurde[8].
1930, am 31. August, beim zweiten Gaisbergrennen, wurde das Rennen erstmals im Radio übertragen. Die Sprecher waren der spätere Mozarteumsdirektor Prof. Dr. Bernhard Paumgartner und Wolfgang von Karajan.
Weblink
- wiener-online.at "Der Karajan-Fuhrpark"
Quellen
- Ein Dirigent am Steuer, Porsche-Kundenmagazin Christophorus, Ausgabe 331
- www.datum.at
- newsroom.porsche.com Karajans exklusiver Porsche
Einzelnachweise
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 26. August 1969
- ↑ supercarnostalgia.com sowie die Bilder und deren hinterlegten Bildaufnahmedaten.
- ↑ Salome, Ausgabe Juli 2022, Seite 26
- ↑ "Krone", 16. September 2018 (6605041448.html www.genios.de/presse-archiv): "…Für die Festspiel-Legende eine Ford-Ikone: Karajan 1968 im GT 40 Cockpit", im Bezirksblatt, 18. September 2018 (www.meinbezirk.at) steht, dass Karajan [erst] 1968 den Ford kaufte sowie supercarnostalgia.com: "In June 1968, von Karajan collected M3/1105 from John Wyer Automotive Engineering (previously Ford Advanced Vehicles) in Slough. The handover was overseen by John Wyer himself and Chief Engineer, John Horsman. Once back in Austria, M3/1105 was registered S 112."
- ↑ www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 26. August 1969, Seite 5
- ↑ Quelle österreichische Motorradzeitschrift "Das Motorrad", Ausgaben 1925, 1926, und 1927, detaillierte Quellenangaben im Artikel über die Tauernrennen
- ↑ Bild in der Motorradzeitschrift "Das Motorrad", Jahrgang 1927, Ausgabe 53, Seite 88
- ↑ Motorradzeitschrift "Das Motorrad", Jahrgang 1928, Ausgabe 77, Seite 101