Ferdinand Porsche

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Ferdinand Porsche um 1920, ein Bild in der Sonderausstellung Die Geschichte Austro Daimlers von 1899 bis 1935.
Deutsches Bundesarchiv Bild 183-2005-1017-525, Dr. Ferdinand Porsche

Prof. DDr. h.c. Ferdinand Porsche (* 3. September 1875 in Maffersdorf, tschechisch Vratislavice nad Nisou, Böhmen; † 30. Jänner 1951 in Stuttgart, Deutschland) war ein Automobiltechniker und Konstrukteur, insbesondere Austro Daimler, Volkswagen und Porsche. Sein Grab befindet sich in Zell am SeeSchüttdorf, wo seine Urne in der Hauskapelle des Schüttgutes beigesetzt ist.

Leben

Jugendzeit

Ferdinand Porsche kam als Sohn des Spenglermeisters Anton Porsche in Nordböhmen zur Welt. Sein Vater wollte, dass er das Handwerk des Spenglermeisters erlernte. Doch Ferdinand experimentierte bereits als 14-Jähriger mit allen möglichen technischen Dingen, zeigte aber wenig Interesse am Spenglerhandwerk. Der Vater verbot ihm diesen "Firlefanz", worauf sich Ferdinand auf den Dachboden des Hauses zurückzog und dort in aller Heimlichkeit experimentierte. Z. B. baute er eine Reihe von Batterien und brachte kleine Lämpchen zum Glühen. Obwohl sein Vater dieses "Labor" mehrmals zerstörte, überraschte Ferdinand als 16-Jähriger den ganzen Ort Maffersdorf: In der Teppichfabrik des Ortes war erst vor kurzem elektrisches Licht installiert worden - während Vater Porsche einmal auf einer Baustelle auswärts einige Tage fort war, elektrifizierte Ferdinand als zweites Haus des Dorfes das Haus des Klempnermeisters Porsche. Diese Leistung überzeugte nun auch seinen Vater endgültig, dass Ferdinand nicht für den Spenglerberuf geeignet ist. Auf Fürsprache des Besitzers der Teppichfabrik wurde Ferdinand nach Wien geschickt.

Wien

Er begann als 18-Jähriger bei Béla Egger & Co in Wien (später Brown, Boveri & Co). Seine Begabung wurde rasch offenkundig und schon 1887 wurde er Assistent des Betriebsleiters. In dieser Stellung war er mit Versuchsfahrten des Egger-Lohner-Elektrowagens betraut, die mit Egger-Elektromotoren ausgestattet waren. So kam er 1900 zu den Lohner-Werken nach Wien-Floridsdorf, für die er den "Lohner-Porsche" mit Radnabenmotor entwickelte (1900 auf der Pariser Weltausstellung erstmals zu sehen gewesen).

Lohner Porsche

Porsche war aber nicht nur handwerklich sehr geschickt, er konnte auch ausgezeichnet Autofahren. Bereits im September 1900 fuhr er beim Semmeringer-Bergrennen den Semmering mit einem Elektrowagen in neuer Rekordzeit hinauf. Beim Exelbergrennen (Wien) gewann er 1902 die Kategorie der Wagen bis 1 000 Kilo und bei den Kaisermanövern des selben Jahres finden wir Porsche als k. u. k. Reserveinfanteristen vom Regiment Deutschmeister als Fahrer von Erzherzog Franz Ferdinand.

Bei der Österreichischen Daimler-Motoren-Gesellschaft

Bild oben: Direktor Ferdinand Porsche auf seinem österreichischen Daimler-Wagen, der erste Sieger der Prinz-Heinrich Automobil-Tourenfahrt 1910 mit dem österreichischen Beifahrer Heinrich Schönfeldt; Bild unten Direktor Eduard Fischer auf seinem österreichischen Daimler-Wagen, der zweite Sieger.

Emil Jellinek-Mercedes holte ihn 1905 als Nachfolger von Paul Daimler als technischen Direktor zu der Österreichischen Daimler-Motoren-Gesellschaft (später Austro-Daimler Motoren AG) nach Wiener Neustadt. Dort baute er ab 1908 auch Flugzeugmotoren. 1910 gewann ein von ihm konstruierter Daimler-Wagen die "Prinz-Heinrich-Fahrt"[1]. Im Jahr darauf gewann das Team Porsche - Dir. Fischer - Graf Schönfeldt den Teampreis der "Österreichischen Alpenfahrt".

Während des Ersten Weltkriegs entwickelte er Zugwagen für schwere Mörser. Beim Versuch, auch Panzerwagen dem Kaiser vorzustellen, scheuten allerdings die Pferde der Offiziere und man befand daher, dass diese Konstruktion ungeeignet für den Krieg wäre.

Zwischenkriegszeit

Nach dem Ersten Weltkrieg begann Porsche mit der Konstruktion von Rennwagen: 1921 fuhr erstmals der dann sehr erfolgreiche "Sascha"-Sportwagen. Zwistigkeiten mit Camillo Castiglioni (ein aus Triest stammender Industrieller, der an Banken, Austro Daimler, BMW und anderen Unternehmen beteiligt war) über diesen "Sascha"-Sportwagen brachten Porsche zu Daimler in Stuttgart, wo er 1923 wiederum einen erfolgreichen Mercedes-Rennwagen konstruierte, der 1924 mit Christian Werner das berühmte Rennen auf der Insel Sizilien, Italien, gewann: die Targa Florio.

Spannungen nach der Fusion von Daimler und Benz bescherten Porsche einen "Ausflug" von 1929 bis 1931 als Chefkonstrukteur der Steyr-Werke, wo er den "Steyr 30" und den "Steyr 100" konstruierte. 1931 gründete er sein eigenes Konstruktionsbüro in Stuttgart-Zuffenhausen, Deutschland. Er konstruierte unter anderem Rennwagen für Auto Union (auch jenen Auto Union Rennwagen Typ C, der mit rund 520 PS die Rennen Mitte der 1930er-Jahre dominierte und auch bei den Großglockner Automobil- und Motorradrennen 1935, 1938 und 1939 fuhr) und Modelle für die deutschen Motorradfirmen Zündapp und NSU.

In diese Zeit fällt auch der Beginn der Planung eines billigen Volkswagens im Auftrag des Führers. Sein Konzept wurde von den Nationalsozialisten aufgenommen und die Automobilfabrik in Wolfsburg ab 1937 von der "Deutschen Arbeitsfront" unter seiner technischen Leitung errichtet. Die militärische Verwertung der Idee entsprach aber nicht den Vorstellungen von Porsche.

Der erste VW am Großglockner

Großglockner Automobil- und Motorradrennen 1938: die ersten "KdF"-Wagen, die ersten Prototypen des Volkswagens, fuhren die Großglockner Hochalpenstraße hinauf, einer der Fahrer war Prof. Ferdinand Porsche.

"Stielaugen machten die Ostmärker beim Glockner Rennen 1938, als ein blaues Automobil, ein ganz normaler Tourenwagen, noch nie dort gesehen, lustig die Großglockner Rennstrecke hinauf brummte. Der Lautsprecher gab bekannt, dass dieses Fahrzeug für die 12,5 km lange Rennstrecke 21:54,4 Min benötigte und einen Schnitt von 34,5 km/h erreichte. Gänzlich ohne zu kochen, gänzlich ohne nach Kühlwasser zu lechzen. Am Steuer saß Ferdinand Porsche, und das Automobil war der KdF-Wagen, Deutschlands Volkswagen!" aus ein zeitgenössischer Zeitungsbericht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Am Ende des Zweiten Weltkrieges hielt sich Porsche in Österreich in Gmünd in Kärnten und Zell am See auf, wohin er sich schon im Jänner 1945 zurückgezogen hatte und wo sich auch seine Kinder Louise und Ferry sowie das 1944 ausgelagerte Konstruktionsbüro befanden. Auf Betreiben des französischen Justizministers Pierre-Henri Teitgen wurde er nach einer Einladung durch den französischen Industrieminister Marcel Paul im Dezember 1945 zusammen mit Ferry Porsche und Anton Piëch in Baden-Baden in Deutschland in Haft genommen. Ihnen wurde vorgeworfen, während der Besetzung Frankreichs die Deportation französischer Arbeiter nach Fallersleben und die Verschleppung von Direktoren der Firma Peugeot in ein Konzentrationslager veranlasst zu haben. Außerdem wurden sie verantwortlich gemacht für die Demontage und Verlagerung von Maschinen und Werkzeug der Firma Peugeot ins Volkswagenwerk. Ferry Porsche wurde nach drei Monaten aus der Haft entlassen, Ferdinand Porsche und Anton Piëch verbrachten 22 Monate in französischen Gefängnissen. Sie wurden nach Zahlung einer Kaution im August 1947 entlassen. Durch eine Vielzahl von Zeugenaussagen konnte Porsche vor einem ordentlichen französischen Gericht 1948 einen Freispruch erreichen, da ihm keine Verantwortung für die vorgeworfenen Vergehen und Verbrechen zuerkannt wurde. Sein Antrag auf Zuerkennung der österreichischen Staatsbürgerschaft wurde abgelehnt, weil das bis 1956 wegen des Nationalsozialistengesetzes für 1933 bis 1938 ins Deutsche Reich eingebürgerte Personen verboten war.

Am 10. Juni 1949 füllte Porsche seinen Meldebogen für das Entnazifizierungsverfahren aus. Nach der Einstellung seines Verfahrens vor der Zentralspruchkammer Nord-Württemberg am 30. August 1949, wodurch für ihn die Verfahrenskosten in Höhe von rund 37.000 DM entfielen, kam Porsche aus Österreich zurück nach Stuttgart.

Doch zurück zu Gmünd, das in der britischen Besatzungszone lag. Für Porsche gab es ein Intermezzo in Italien, in dessen Verlauf die Konstruktion des Rennwagens Cisitalia fiel. Porsche gelang es immer wieder die Briten zu überzeugen, dass er Material benötigte, um in Gmünd Fahrzeuge herstellen zu können. Am 15. Juni 1948 wurde dann der erste Porsche, entwickelt von seinem Sohn Ferry, unter der Konstruktionsnummer 356 in Gmünd zugelassen. Im Herbst des selben Jahres am 7. September erhält Porsche den Gewerbeschein für den Handel mit Kraftfahrzeugen und deren Ersatzteile, beschränkt auf Erzeugnisse der Wolfsburger Motorenwerke (die man später in "Volkswagenwerk" umnannte) durch die Bezirkshauptmannschaft Spittal an der Drau.

Als schließlich die Firma aufgrund von mangelnden Entfaltungsmöglichkeiten ihren Sitz wieder nach Stuttgart-Zuffenhausen zurück verlegte, gründete Ferdinand Porsche die älteste noch tätige Porsche-Werkstätte in Österreich, die Firma Porsche Alpenstraße an der Alpenstraße in der Stadt Salzburg, wo am 28. Februar 1949 mit dem Werkstättenbetrieb begonnen wurde. Schon bald übersiedelte die Firma von der Alpenstraße in Salzburg in den Porschehof.

Grab in Zell am See

Im Jänner 1951 starb Ferdinand Porsche in Stuttgart im 76. Lebensjahr an den Folgen der Strapazen seiner in Haft, von denen er ich nie mehr erholt hatte. Sein Grab befindet sich in Zell am See, wo seine Urne in der Hauskapelle des Schüttgutes beigesetzt ist.

Widmungen

In der Salzburger Elisabeth-Vorstadt ist Ferdinand Porsche eine Straße gewidmet.

Diskussion Umbenennung

Nach jahrelangen Diskussionen um NS-belastete Straßennamen in Salzburg lag im Juni 2021 ein Historiker-Bericht vor. In diesem wird die Umbenennung dieser Straße empfohlen. Siegfried Trenker, Sprecher des KZ-Verbandes in Salzburg, ist für eine Umbenennung. "Wir sind für die Umbenennung aller belasteten Straßennamen. Ich will da keine Wertung machen. Es geht rein darum: Ehre, wem Ehre gebührt. Und wenn ich mich eben am größten Massenmord der Menschheitsgeschichte beteiligt oder vielleicht in weiterer Folge davon profitiert habe wie ein Ferdinand Porsche, dann gebührt mir einfach nicht die Ehre."

Robert Kriechbaumer, ein renommierter Historiker in Salzburg, seit 1993 wissenschaftlicher Leiter der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek und Autor des Werks "Die Dunkelheit des politischen Horizonts. Salzburg von 1933 bis 1938", sieht den Namen Porsche im Zusammenhang mit einer Straßenbenennung anders. Ferdinand Porsche sei "ein genialer Mensch, ein Erfinder gewesen". Porsche habe Innovationen gewollt, und das Regime habe ihm die Möglichkeit gegeben, seine Visionen zu verwirklichen. "Jetzt kann man sagen, natürlich, er ist nicht nur ein Mitläufer gewesen."[2]

Familie

Hauptartikel Familie Porsche

Ferdinand Porsche war mit Aloysia, geborene Kaes (* 1878; † 6. September 1959[3]), verheiratet. Die Leitung des österreichischen Betriebs übergab er seiner Tochter Louise (* 1904; † 1999), die mit Dr. Anton Piëch (* 1894; † 1952) verheiratet war.

Weblinks

Quellen

Einzelnachweise

  1. Die "Prinz Heinrich Fahrt" war ein berühmtes Rennen in Deutschland
  2. www.sn.at, 5. Juni 2021
  3. www.sn.at/, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 9. September 1959, Parte
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