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Geschichte Hintersees

Erste urkundliche Erwähnung

Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 700. Damals gehörte das Gebiet um Hintersee zu Bayern, als Herzog Theodebert von Bayern die Gegend zwischen Gaisberg und Abersee mit Thalgau und Elsenwang dem Salzburger Kirchenbesitz als Jagdrevier schenkte. Die Landschaft glich einem riesigen Urwald in der alle europäischen Raubtiere wie z. B. Bären und Wölfe vorkamen.

Es bedurfte langer Zeit bis dieses große Waldgebiet erschlossen wurde. Laut Überlieferung begann die Rodung von Thalgau aus, die Besiedelung erfolgte nicht nur von Thalgau, sondern auch aus Richtung Abtenau. Erst im 12. Jahrhundert stieß die Besiedelung nach Hintersee vor. Bis dahin hatten ausschließlich Jäger das Gebiet durchstreift.

Warum es aber plötzlich zu so einer raschen Besiedelung kam ist nicht genau geklärt. Die wahrscheinlichste Ursache dafür ist der Salzbergbau am Dürrnberg bei Hallein, für den sehr viel Sudholz gebraucht wurde, das von Holzfällern geschlägert werden musste. Die dadurch frei werdenden Flächen zogen immer mehr Menschen aus den verschiedensten Gegenden an.

Gerichtsmäßig war die Gemeinde dem Pfleggericht Wartenfels zugeordnet.

Steuerbuch von 1336

Wichtige Informationen kann man aus dem Steuerbuch von 1336 beziehen. Zu jener Zeit waren die Grundherren die Herren von Thurn (St. Jakob am Thurn. Zu ihrem Rügat (Unterteilung des Pflegebezirks, so viel wie heute eine Gemeinde) zählten Lemperbach (Lämmerbach), Oberasch, Feuchten (später Feichten und noch später Hintersee) und die Gugelanalm am Schmittenstein. Letztere bestand schon zur Römerzeit und gehört heute zur südlichen Nachbargemeinde St. Koloman.

Das Kirchenzehentbuch von Thalgau aus dem Jahr 1584 zeigt auf, dass die Hinterseer Bauern Futter, Käse und Flachs an die Kirche in Thalgau liefern mussten. Damals teilten sich die neuen Grundherren das Gebiet. Das Leben der Bauern war sehr hart, denn neben den Steuern-, Zehent-, und Naturalienabgaben wurden sie zusätzlichen zu Kriegsdiensten, als Jagdgehilfe oder andren Arbeiten eingeteilt.

Ab 1612 waren die Hinterseer dem Domkapitel höchst persönlich unterstellt, bis das Salzburger Fürsterzbistum 1803 ein Ende fand. Die Folge waren Kriege und wechselnde Regierungen. Erst 1848 wurden die Bauern endgültig frei. Zwei Jahre später wurden dann auch die Bezirke der Pflegegerichte in politische Bezirke umgewandelt.

Erwerbstätigkeit

Die Hinterseer Bauern lebten hauptsächlich vom Ertrag ihrer Nutztiere, durch die sie auch Eier, Milch, Butter, Käse und Fleisch liefern konnten, daneben noch Wolle und Flachs.
1839 wurde berichtet, dass auch der Verkauf von Weinbergschnecken, die damals anscheinend unglaublich gehäuft an Bäumen vorkamen, einen Erwerbszweig der Hinterseer Bevölkerung darstellte.[1]
Überdurchschnittlich viele Männer arbeiteten als Holzknechte, einer gefährlichen Tätigkeit. Nach dem Fällen der Bäume mussten sie die Stämme zu Tal bringen (→ Ziachschlitten) und nach Hallein triften. Um die Bloche über den damals sogenannten Vordersee zu bekommen, bündelten sie das Rundholz mit Ketten und flößten es über den See.[2] Am Ausfluss des Sees wurden die Ketten gelöst und die Holzbloche einzeln auf der Oberalm weitergetriftet bis zum kleinen Rechen in Hallein.[3] Dieser lag in der Nähe des ehemaligen Schloss von der Alben, und in ihm verfing sich das getriftete Rundholz.[4]

Bauernkriege, Pestepidemien und Hungersnöte

Nicht belegbar ist, ob Hintersee in Bauernkriege verwickelt war. Es gibt Aufzeichnungen, wonach zwar die Pflegschaft Wartenfels in den Bauernkrieg 1526 involviert war, es kommen aber keine Namen von Hinterseern vor.

Auch ob die Pestepidemie von 1628, die sich in ganz Faistenau ausbreitete, nach Hintersee überschwappte, ist nicht belegbar. Durch die hart und fleißig arbeitenden Bauern waren auch Hungersnöte eine Seltenheit. In den Jahren 1740 bis 44 gab es aber witterungsbedingt Missernten, das Brot wurde damals aus Kleie und Sägespänen gebacken.

Kriegs- und Notzeiten

Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach mussten auch viele Hinterseer Männer einrücken. Die Meisten wurden in Oberitalien eingesetzt. Von den insgesamt 49 000 aus Salzburg mobilisierten Soldaten fielen 6 000, davon waren elf aus Hintersee. In den letzten beiden Kriegsjahren kam es durch die verspätete Einführung von Lebensmittelkarten zu einer Hungersnot, die aber am Land durch die Bauern nicht so groß war wie in der Stadt.

Auch in der Zwischenkriegszeit herrschte große Not, vor allem in den Jahren 1934 bis 1938. Zu spüren bekam man besonders die hohe Arbeitslosigkeit, die immer wieder viele Menschen nach Hintersee schwemmte um Arbeit zu suchen oder zu betteln. Eine Möglichkeit Geld zu verdienen war die Tätigkeit als Holzknecht, denn Holz gab es genug. Im Februar 1919 riss ein Sturm 40 000 Festmeter am Boden im Bereich des Anzerbergs und Grobriedel. Zum Abtransport dieser Menge wurde eine Waldbahn gebaut, die noch einige Jahrzehnte existieren sollte.

Trotz der kargen wirtschaftlichen Lage und der hohen Preise z. B. für Lebensmittel gab es damals in Hintersee drei Krämereien.

Am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg in dem 21 Hinterseer ihr Leben lassen musste, acht wurden als vermisst gemeldet. Im letzten Jahr des Krieges kamen Gefangene aus verschiedenen Ländern in das kleine Dorf. Sie wurde zur Holzarbeit eingesetzt. Die ab 1944 geflogenen Angriffe der Alliierten auf Salzburg brachten auch einen Luftkampf über dem Gebiet von Hintersee und Tiefbrunnau bei dem ein deutscher Jäger abstürzte. Der Pilot konnte allerdings gerettet werden.

  1. Die Bewohner von Hintersee sind größtenteils Holzarbeiter. Auch die Schnecken, von denen man hier oft zwei bis drei wie Äpfel übereinander an den Bäumen trifft, verschaffen den Einwohnern einen Erwerbszweig; Pillwein, Benedikt (Hg.): Geschichte, Geographie und Statistik des Erzherzogthums Oesterreich ob der Enns und des Herzogthums Salzburg. Fünfter Teil: Der Salzburgkreis (S. 219–554.). Joh. Christ. Quandt, Kastner’s seel. Eidam, Linz 1839. In: Das Herzogthum Salzburg oder der Salzburger Kreis. Historisch-geographisch-statistisch beschrieben, und als ein selbstständiges Lese-, Studier- und Nachschlage-Buch bearbeitet. Linz 1839, S. 392. Siehe: [1], aufgerufen am 11. November 2015.
  2. Wikipedia, Flößen: [2], aufgerufen am 12. November 2015.
  3. Gruber, Franz: Chronologisch-statistische Beschreibung der Stadt Hallein und ihrer Umgebung. Ein Beitrag zur Heimatkunde, Salzburg: Verlag von M. Glonner (Duyle’sche Buchhandlung am Mozartplatz) 1870, S. 43.
  4. Gruber, Franz: Chronologisch-statistische Beschreibung der Stadt Hallein und ihrer Umgebung. Ein Beitrag zur Heimatkunde, Salzburg: Verlag von M. Glonner (Duyle’sche Buchhandlung am Mozartplatz) 1870, S. 67.