Turmuhr des Borromäums
Das Projekt der Restaurierung, Revitalisierung und Digitalisierung der Turmuhr des Borromäums war ein Schülerprojekt 2014/2015.
Das Werk
- Zur Geschichte: Werk der Firma Hörz in Ulm wohl mit Fertigstellung des neuen Borromäums in der Stadt Salzburg-Parsch im Jahr 1912 angeschafft (6. Juli 1912 Ansprache Kardinal Erzbischof Johannes Baptist Katschthaler: Baukosten "rund 1,3 Millionen Kronen", Lieferant wahrscheinlich Uhrmacher Thomas Fauner, Saalfelden (?)
- Das Uhrwerk: "Industrieuhr" in Guss mit Stahlwellen, Gehwerk mit Graham-Hemmung und Sekundenpendel, Viertelstunden- und Stundenschlagwerk, Originalkasten mit Originalverglasung
- Besonderheiten: "konstante Kraft" mit Separierung von Gehwerk und Zeigerwerk/Schlagwerken mit Minutenvorschub, sehr früher Elektroaufzug ab Beginn, Handaufzug und zentraler Elektroaufzug über drei Planetengetriebe (Motor ELIN Baujahr spätestens 1908), Läutwerksteuerung
- Hörz-Werke (Generalimporteur Thomas Fauner) befinden sich u. a. in Anthering (1929), Morzg (1914, ebenfalls mit dieser konstanten Kraft), Bucheben, Tweng, Elsbethen in der Rainerkaserne, Maria Kirchental, Mittersill und Bischofshofen
- Hörz-Werk Borromäum vermutlich schon 1957 außer Dienst gestellt? (Angebot eines neuen Läutwerks durch Fa. Sachs, Salzburg)
Das Projekt
- Initiative von Rektor MMag. Josef Johann Pletzer
- Schülerprojekt im "Physik-Labor" und in "Darstellender Geometrie" unter Leitung von Prof. Dr. Elisabeth Willau mit Dario Ackermann, Thomas Ebner, Johannes Gerstner, Sebastian Gollhofer-Berger, Benedikt Gurtner, Arian Hillebrand, Maximilian Hofer, Michael Perwein, Joseph Raderbauer, Johannes Schnitzhofer, Ferdinand Schober, Andreas Siller, Michael Sinzinger und Felix Stadlmann
- begleitende Dokumentation und schulinterne Kommunikation durch Direktor Mag. Winfried Penninger
- Abwicklung der Finanzierung durch den Verwalter des Bildungszentrums Borromäum Thomas Wasmer (Beiträge des Landes und der Stadt Salzburg, des Bundesdenkmalamts, Spendenaktion…)
Die Restaurierung
- Auftrag an Michael Neureiter, Durchführung mit Schülergruppe, Restaurierung des Uhrkastens durch Tischlermeister Josef Gastager in Thalgau
- Restaurierung in den Schritten Fotodokumentation am bisherigen Standort Dachboden neben dem Türmchen, Zerlegen, ausschließlich mechanische händische Reinigung im Kellerstüberl, Ergänzung weniger fehlender bzw. beschädigter Teile mit Hans Otty, Hallein, Wiederaufbau im restaurierten Uhrkasten im Atrium des Privatgymnasiums Borromäum
Die Revitalisierung
- Besorgung eines passenden Klangschellen-Paars aus Frankreich (Henry Roy, Horloger a Austreberthe 1862) durch Michael Neureiter (anstelle der bisher verwendeten Glocken im Türmchen)
- Herstellung eines neuen "Glockenstuhls" und neuer Schlaghämmer durch Hans Otty, Hallein
- Entwicklung eines neuen Elektroaufzugs (mit sechsstündigem Aufzug anstelle des bisher zwölfstündigen Aufzugs wegen des Problems der viel geringeren Fallhöhen – mit zweieinhalbfachen Gewichten) sowie Neuentwicklung einer funkuhrorientierten Pendelabstimmung (Pendelfänger) durch Klaus Meinhardt, Einbau mit Maria Meinhardt
- Gestaltung eines neuen Zifferblatts für das Atrium durch Prof. Mag. Klaus Reitsamer und Schüler
. Sicherung durch seitliche Polycarbonat-Scheiben mit Einsichtmöglichkeit . Schülerprojekt eines Films über das restaurierte Werk (mit Julian Rainer)
Die Digitalisierung
- Prof. Dr. Elisabeth Willau mit Schülergruppe
- Vermessen und Fotografieren der Einzelteile parallel zur Reinigung
- digitaler Aufbau des Werks mittels CAD
- erstmals Perspektive eines Parallellaufs eines mechanischen Werks und eines "digitalen Turmuhrwerks" auf dem Bildschirm
Digitales 3D-CAD Modell der Turmuhr
- Vermessung aller Einzelteile der Uhr
Beim Abbau der Uhr bzw. während des Reinigungsprozesses wurden alle Teile der Uhr photographiert. Anhand dieser Bilder, in denen die Bauteile der Uhr (so gut es möglich war) in den verschiedenen Ansichten – von oben, vorn und / oder der Seite (Grund- Auf- und / oder Kreuzriss) – dargestellt sind, wurden die Abmessungen ermittelt und auf Ausdrucken der Photos vermerkt.
- Modellierung der Uhrbauteile - Zusammenbau des Modells
Der Nachbau der Uhr erfolgt mit Hilfe eines professionellen CAD-3D-Programms (Micro-Station), mit dem die Schüler im Unterricht (im Wahlpflichtfach Darstellende Geo metrie) normalerweise arbeiten.
Auf Basis der ermittelten Messwerte werden mit dem CAD-Programm dreidimensionale (1. 1-) Modelle der Bauteile der Uhr hergestellt, die dann – ähnlich wie beim realen Uhrwerk – "zusammengebaut", d. h. konstruktiv zusammengefügt werden müssen. Beim Zusammenbau wird darauf geachtet, dass die einzelnen Elemente prinzipiell funktionstüchtig wären. Durch die Anordnung der einzelnen Bauteile der Uhr in verschiedenen Ebenen und Gruppen können auch zu einem späteren Zeitpunkt immer wieder Details des Uhrwerkes isoliert (von allen Seiten) betrachtet bzw. dargestellt werden.
- Photorealistische Darstellung
Nach Fertigstellung des Modells ist eine photorealistische Darstellung möglich. Dabei werden den einzelnen Bauteilen reale Materialien (verschiedene Metalle, Holz, ...) zugewiesen, die dann beim sog. Render-Prozess durch die entsprechende Beleuchtung eine möglichst realistische Ansicht der Uhr ergeben. (Erste Render-Versuche zeigen – wie zu erwarten war – , dass dieser Prozess langwierig ist, da bei hoher Render-Qualität eine Vielzahl von Reflexionen, Schatten ... vom Programm erfasst werden muss.)
Quelle
- Quelle MMag. Michael Neureiter, Aussendung "horologium. großuhren und turmuhren" vom 28. Mai 2015