Winterfremdenverkehr

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Sarah Sturm, Sarah Gstrein und Helene Schneider beim Sesselliftfahren in Wagrain.

Der Winterfremdenverkehr stellt im 21. Jahrhundert einen gleich wichtigen Wirtschaftsfaktor wie der Sommerfremdenverkehr im Bundesland Salzburg dar.

Allgemeines

Rund die Hälfte der Salzburg-Urlauber kommt in der Wintersaison. Salzburgs Skigebiete sind für viele Gäste wichtige Skiparadiese. Moderne Aufstiegshilfen − mehr als 580 Seilbahnen und Lifte −, 1 700 Kilometer präparierte Pisten und 2 200 Kilometer Langlaufloipen stehen den Wintertouristen zur Verfügung. Doch auch der Skitourismus hat Grenzen des Wachstums: Seit 1983 gilt ein Erschließungsstopp für Gletschergebiete, seit 1989 hat ein Moratorium der großflächigen Neuerschließung von Skigebieten auf Salzburger Boden Einhalt geboten. Allerdings werden laufend Komfort- und Frequenzverbesserungen bei Seilbahnen und Liften durchgeführt.

 
Ankünfte und Übernachtungen in der Wintersaison seit 1970/71 bis 2020/21

Befragungsergebnis 2011

Auf einer Tagung im Oktober 2011 in Kaprun, zu der das Netzwerk Winter eingeladen hatte, warnte Tourismusexperte Peter Zellman, Leiter des Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung, vor falscher Werbepolitik der Salzburger Seilbahnwirtschaft.

Trotz rückläufiger Gästezahlen, setze die Werbung auf falsche Botschaften. In einer Befragung, die Zellmann mit 6 000 Österreichern ab 15 Jahren zwischen 1987 und 2011 durchgeführt hatte, verbinden die Menschen Skifahren mit Bewegung (88 von 100 Befragten), mit Spaß (83) und mit Natur (77). Aber als teuer befanden es 73 von 100 Befragten, kalt (56) und gefährlich (54). Aber einen "Genußskilauf" zu vermitteln, der nicht gefährlich ist, werde an Hand von Übertragungen von Skirennen und einer Bildersprache, die sich am Rennsport orientiert, unmöglich. Dazu kommt, nach Zellmann, das fast manische Bemühen, Saison um Saison die "Qualität" zu steigern. Dies gilt aber nicht nur in der Seilbahnwirtschaft, sondern auch in der Hotellerie.

Einen weiteren Fehler sieht Zellmann in der Bewerbung der Quellmärkte. Die "Hoffnungsmärkte" Russland (1,6 % aller Skitouristen), Polen (1,8 %) und Tschechien (2,2 %) müssten "anders" beworben werden. Obwohl sie in der Bilanz keine entscheidende Rolle spielten, werde gerade in die Bewerbung dieser Länder zu viel Geld gesteckt. Österreich selbst mit 23,9 %Prozent und Deutschland mit 37,9 %Prozent seien nach wie vor die wichtigsten Märkte. Vor allem im Osten Österreichs sei Werbung für Wintertourismus und Familienurlaub enorm wichtig.

Eine weitere Auswertung der Befragung Zellmanns ergab, dass der Ausbau des Zwei- und Dreisterne-Übernachtungssegments wichtig wäre. Nur 13 von 100 Befragten der Altersgruppe der 30- bis 40-Jährigen hätten sich im Vorjahr (2010/2011) den Winterurlaub bis 1.000 Euro kosten lassen. In der Altersgruppe 50 plus waren es hingegen 33 von 100 gewesen. Auch beim Haushaltseinkommen sei die "mittlere Qualität" von Bedeutung, hätten doch 54 von 100 Befragten ein Haushaltsnettoeinkommen von nur 1.500 bis 3.000 zur Verfügung. Das wären in Österreich 682 560 Haushalte.

Seit 1996 nahm die Zahl jener, die mit Skifahren aufgehört haben, um 50 Prozent zu. Die Einsteiger wie Freerider, machen diesen Abgang jedoch nicht wett. 66 von 100 Befragten gaben an, nie Ski zu fahren, 13 sagten, sie würden gelegentlich (zwei bis drei Mal im Monat), 16 nur selten (ein Mal im Monat oder weniger) Ski fahren. 44 von 100 Österreicher im Alter zwischen 30 und 34 Jahren erklärten, nie Ski zu fahren, bei den 45- bis 49-Jährigen liegt die Zahl bereits bei 61 Prozent (2011).

Herkunftsländer Winter 2010/2011

Angaben in Prozenten

Niederlande Großbritannien Schweiz und Liechtenstein Belgien Tschechien Polen
9,1 3,2 2,8 2,3 2,2 1,8
Italien Dänemark Ungarn Russland Frankreich andere Länder
1,7 1,7 1,7 1,6 1,1 9,0

Ergebnis Winter 2014/2015

In der Wintersaison 2014/2015 wurden insgesamt 14 374 931 Übernachtungen gezählt, im Vergleich zur Wintersaison 2013/2014 bedeutet dies ein Plus von 249 365 Nächtigungen (plus %1,8 %Prozent). Im Fünf-Jahresvergleich bedeuten diese Nächtigungszahlen ein Plus von 2,6 %Prozent, in absoluten Zahlen ist das ein Plus von 361 647 Übernachtungen[1].

Ergebnis Winter 2019/2020

Im Winter 2019/2020, der frühzeitig durch die Coronapandemie gestoppt wurde, waren es bis Ende Februar 14,5 Millionen Gäste, die Skiferien in Österreich machten und für 53 Millionen Nächtigungen sorgten. Fast 20 Millionen Übernachtungen entfielen auf deutsche Gäste, rund fünf Millionen auf den zweitwichtigsten ausländischen Herkunftsmarkt, die Niederlande. Die Zuwächse zum Vorjahreswinter waren zweistellig.

Ergebnis Winter 2020/2021

Im Vollzeit-Coronawinter 2020/2021 erwartete man das Gegenteil. Die Branche ging von einem Nächtigungsrückgang in einer Größenordnung von bis zu 30 Prozent aus. Der Reisekonzern TUI meldete, der Buchungsstand für Winterurlaube liege derzeit um 59 Prozent unter dem Vorjahreswert (Stand 23. September 2020).

"Hätten die Niederländer ein Problem mit der Reisefreiheit, dann wäre das eine mittlere Katastrophe", sagte Salzburgs Landestourismuschef Leo Bauernberger erst vor wenigen Tagen im Gespräch mit den "Salzburger Nachrichten". Seit Dienstag haben auch die Niederlande nach der Schweiz, Deutschland, Dänemark und Belgien eine (partielle) Reisewarnung für Österreich ausgesprochen. Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) gab daraufhin ein Ziel aus: "Die Reisewarnungen müssen wieder aufgehoben werden."

Das Winterergebnis fiel dann auch tatsächlich sehr schwach aus:

  • 130.617 Ankünfte entsprachen einem Minus von 96 Prozent gegenüber dem Winter 2019/2020;
  • 622.372 Übernachtungen entsprachen einem Minus von 95,5 Prozent gegenüber dem Winter 2019/2020;[2]

Ergebnis Winter 2022/2023, viertbestes Ergebnis aller Zeiten

Von November 2022 bis Ende März 2023 wurden in Salzburg 14,2 Millionen Nächtigungen verzeichnet, rund 3,6 Millionen mehr als im Vorjahreszeitraum. Das teilte die Landesstatistik am 25. April mit. Damit war der aktuelle touristische Winter der viertbeste aller Zeiten. Platz drei sei in Reichweite, teilte die Landesstatistik mit. Für die Gesamtbilanz fehlen noch die Zahlen vom April.

Der Großteil, mehr als 11,4 Millionen Nächtigungen, entfiel auf nur zwei Bezirke - den Pinzgau und den Pongau. Der Pinzgau hat mit über 6,2 Millionen die Nase vorn, der Pongau folgt mit 5,2 Millionen. Dahinter kommt mit deutlichem Abstand die Stadt Salzburg mit mehr als einer Million Nächtigungen, was unterstreicht, dass nicht nur das Skifahren im Winter die Gäste nach Salzburg lockt.

Der größte Anteil der Gäste entfällt weiter auf den großen Nachbarn Deutschland. Ihr Anteil an den Nächtigungen des vergangenen Winters betrug bis Ende März 37 Prozent. Dahinter zog es mit 20,5 Prozent heimische Gäste aus allen Bundesländern sowie aus den Niederlanden (14,2 Prozent) in den Wintermonaten nach Salzburg.[3]

Zwischenbilanz Winter 2024/2025

Die Zwischenbilanz der Wintersaison 2024/2025 verlief für Salzburgs Winterfremdenverkehr sehr gut. Von November 2024 bis Jänner 2025 wurden laut vorläufigen Zahlen (Stand 20. Jänner 2025) der Landesstatistik von den Betrieben mehr als 7,34 Millionen Nächtigungen verzeichnet. Zu diesem Ergebnis trug der stärkste Jänner der Geschichte mit fast vier Millionen Nächtigungen wesentlich bei. Auch das so genannte "Jännerloch", das es früher nach den Weihnachtsferien gegeben hat, ist de facto verschwunden.

Die vorläufigen Bezirkszahlen im Jänner im Überblick:

  • Pinzgau: 1 835 275 Nächtigungen (46,3 Prozent)
  • Pongau: 1 482 256 Nächtigungen (37,4 Prozent)
  • Lungau: 279 869 Nächtigungen (7,0 Prozent)
  • Stadt Salzburg: 184 369 Nächtigungen (4,6 Prozent)
  • Tennengau: 98 788 Nächtigungen (2,5 Prozent)
  • Flachgau: 87 719 Nächtigungen (2,2 Prozent)

Hier die vorläufigen Zahlen der Landesstatistik November 2024 bis Jänner 2025:

  • Pinzgau: 3 072 955 Nächtigungen (41,8 Prozent)
  • Pongau: 2 562 617 Nächtigungen (34,9 Prozent)
  • Stadt Salzburg: 690 698 Nächtigungen (9,4 Prozent)
  • Lungau: 481 501 Nächtigungen (6,5 Prozent)
  • Flachgau: 319 263 Nächtigungen (4,4 Prozent)
  • Tennengau: 214 466 Nächtigungen (3,0 Prozent)

Von den rund 7,34 Millionen Übernachtungen zwischen November 2024 und Jänner 2025 entfielen rund 2,95 Millionen auf Touristen aus Deutschland. Mit 40,2 Prozent sind Gäste aus unserem Nachbarland die wichtigste Gruppe. Rund 1,54 Millionen Österreicher (21,1 Prozent) verbrachten ihren Urlaub in Salzburg, rund 805 000 kamen aus den Niederlanden (elf Prozent). Die restlichen 27,7 Prozent verteilen sich unter anderem auf Tschechien (rund 252 000 Nächtigungen) oder das Vereinigte Königreich (rund 244 000 Nächtigungen).[4]

Sprachdefinition "Fremdenverkehr"

Quellen

  • www.sn.at Wie kann Winterurlaub in Österreich gelingen?, 23. September 2020

Einzelnachweise