Schnapsbrennen im Pinzgau
Berechtigte Bauern brennen nur einmal im Jahr Schnaps, nämlich in der Vorweihnachtszeit.
Was ist Schnaps?
Schnaps zählt zu den hochprozentigen Alkoholika, der durch Destillation gewonnen wird. Bereits um 700 n. Chr. wurde dieses Verfahren von arabischen Alchemisten entdeckt. Sie destillierten Wein zu "aqua ardens", zu brennendem Wasser. Da Alkohol im Ruf stand, gegen Pest zu helfen, begann man zur Zeit der großen Pestepidemie um 1350 in Europa vielerorts mit der Herstellung von Schnaps.
Wie wird nun Schnaps hergestellt?
Zur Erntezeit werden Äpfel, Birnen, Zwetschken, Vogelbeeren, Holunder, seltener Himbeeren, Schwarzbeeren, vereinzelt Berberitzen und gemischt mit Obst auch Enzian und Meisterwurzeln oder auch Wacholder in einem Behälter unter Luftabschluss zur Gärung gebracht - Zucker wird in Ethylalkohol umgewandelt. Sobald die Gärung abgeschlossen ist, erfolgt die Destillation. Da Alkohol einen niedrigeren Siedepunkt als Wasser hat, verdampft bereits bei 78 Grad ein Ethanol-Wasser-Gemisch. So kann Alkohol durch Erhitzen destilliert werden.
Die althergebrachte Brennweise verläuft so: Die Anlage besteht aus einer Feuerung, die die in einen Kupferkessel gefüllte Maische erhitzt, sodass Alkohol in Form von Dampf durch ein Rohr entweicht. Dieses wird durch einen Bottich mit kaltem Wasser geleitet, sodass sich der Dampf durch die Abkühlung verflüssigt. Der giftige Alkohol Methanol sowie Ethylacetat verdampfen bei niedrigerer Temperatur und bilden den ungenießbaren "Vorlauf'. Dieser wird vielerorts in der Tiermedizin verwendet. Im zweiten Brennvorgang ("Läutern"), erhält man das Endprodukt, den Schnaps.
Schnaps, Salzburg und die Weihnachtszeit
In geringen Mengen getrunken zählt Schnaps zu den Genussmitteln. In größeren Mengen genossen führt er zu Enthemmung und Abhängigkeit. 1587 beschwerte sich der Saalfeldner Landrichter Sebastian Seidl über das Lärmen im Markt. Zu nächtlicher Weile herrsche Unzucht mit Gotteslästerung sowie ein Singen und Geschrei. Ursache dieses Missstandes seien 28 Branntweinwirte in seinem Gerichtsbezirk.
Offenbar hatten erzbischöfliche Mandate keinen Erfolg gezeitigt. Von der Obrigkeit in Salzburg kam der strenge Befehl, an Sonn- und Feiertagen "keinerlei Prandtwein" auszuschenken. An Werktagen hingegen dürften vier Personen Branntwein ausschenken. Jedoch nur eine Menge im Wert von drei Pfennigen, damit sich "kainer des Prandtweins mit solchem Überfluß und Unmessigkhait wie bisher beschechen gebrauche".
Im 18. Jahrhundert wurden Brennrechtskataster geführt. Von den 142 Oberpinzgauer Konzessionen lauteten nur 14 auf Enzian- oder Meisterwurzschnaps. 1749 wird berichtet, dass Lorenz Prandstätter und Georg Seidl am Steinernen Meer, am Funtensee berechtigt waren, Enzianwurzeln zu graben. Da ihnen deren Transport ins Tal zu beschwerlich war, gaben sie die Konzession zurück. Statt ihnen erhielt Mathias Dengg zu Egg im Pfleggericht Mittersill die Erlaubnis, Enzianwurzeln am Steinernen Meer durch seine Dienstboten graben und zum Brennen nach Hause bringen zu lassen.
Für einfache Menschen war der Schnaps eine wichtige Einnahmequelle. Christoph Pfeffer in Saalfelden-Bsuch suchte 1654 an, Schnaps brennen und ausschenken zu dürfen. Der Saalfeldner Pfleger Ferdinand Gottlieb von Rehlingen lehnte das ab, da sich in dem abgelegenen Gebiet "unnützes Gesindel" herumtreibe und auch Pfeffer vor seiner Verehelichung ein leichtfertiges Leben geführt habe. Da er jung und stark sei, könnte er sich mit der täglichen Handarbeit ernähren.
1757 suchten die Leoganger "unterthänigst und flehentlich" um eine Brenn-Konzession für Andrä Langegger vom Schacherhäusl in Rosental und Bartlmä Kreidlsberger an. Ihre Begründung: Branntwein und Öle würden bei menschlichen Gebrechen und bei Viehkrankheiten verordnet und dass "bedrängte Leut sich leichter ernähren können". 1777 wird von einem "versoffenen" Bauern berichtet, der sich "bald zu Todt gefallen" hat, als er aus dem Branntwein-Wirtshäusl Unternasen sternvoll heimgehen wollte.
1788 wurden auch in anderen Orten Missstände aufgezeigt. Das Hofgericht wurde gebeten, die Branntwein-Brennrechte einzuschränken. In den .Branntweinhäusln" geschehe Unfug, der zur "Erzeugung so vieler unehelicher Kinder" führe. Die Pfleggerichte waren jedoch gegen eine Verminderung, da die jungen Leute Schnaps in den Wirtshäusern oder aus Tirol bekämen, wodurch wieder Geld ins Ausland ginge. Außerdem sei Schnaps für die starke Arbeit im Gebirge notwendig.
Ein Pfleger berichtete, dass sich Bauerntöchter und Dirnen mit Branntwein versehen, um damit ihre Gasselgeher und Verehrer bis zum Rausch zu bedienen. Trotzdem sah sich der Hofrat nicht genötigt, die Brenn-Gerechtigkeiten zu reduzieren (Kaprun 85, Saalfelden 25, Taxenbach 213?, Mittersill 142, Rauris 35).
Quelle
- "Salzburger Woche", Weihnachtsausgabe Dezember 2012, ein Artikel von Alois Eder