Franziska Heilmayr

Kommerzialrätin Franziska "Fanny" Heilmayr (* 8. April 1880 in der Stadt Salzburg; † 8. April 1938) war eine moderne Frau und ihrer Zeit um Jahre voraus. Die Salzburger Gemeinderätin hatte nicht nur beruflich das Steuer fest in der Hand. Ein tragischer Unfall beendete ihr rasantes Leben.

Leben

Fanny Heilmayr wusste sich in der Männerwelt zu bewegen. Als die verwitwete Mühlenbesitzerin 1927 den Fürsorgeausschuss vertrat, war sie keine Unbekannte mehr. Sie saß zu dieser Zeit schon seit fünf Jahren für die Großdeutsche Volkspartei im Salzburger Gemeinderat. Die Mandatarin hatte aber nicht nur auf der politischen Bühne von sich reden gemacht. Dass eine Frau einen Mühlenbetrieb leitete, gab es bisher nicht und ihr Faible für das damals noch revolutionäre Automobil brachte ihr zusätzlichen Respekt ein.

Franziska Heilmayr wurde als Tochter des umtriebigen Lokalpolitikers und Gemeinderats Karl Brunner geboren und lernte früh das glatte politische Parkett kennen. "Das politische Engagement hat sie sicher vom Vater vorgelebt bekommen", sagt die Historikerin Sabine Veits-Falk vom Salzburger Stadtarchiv. Sie hat die Biografie der streitbaren Gemeinderätin aufgearbeitet. 1900 heiratete Fanny Heilmayr schließlich den Mühlenmitbesitzer Franz Josef Heilmayr (* 7. September 1873[1]; † 13. Dezember 1916)[2]. Dieser führte gemeinsam mit seinem Bruder Anton den ansehnlichen Mühlenbetrieb am Salzachgässchen und am Bärengässchen. Ein Jahr später kam ihr Sohn Robert auf die Welt. Das Schicksal meinte es gut mit ihr. Doch 1916 wandelte es sich. Ihr Mann Franz Josef starb plötzlich, und die 36-Jährige stand allein da. Mitten im Ersten Weltkrieg, die russische Sommeroffensive gegen die k. k. Armee hatte gerade begonnen, übernahm sie ihren Familienanteil an der Mühle. Unter schwierigen Umständen führte sie diesen weiter und erweiterte den Betrieb. 1917 wurde ihrer Schwägerin Kathi und ihr der Einbau einer Turbine genehmigt.

Doch Heilmayr soll nicht nur eine geschäftstüchtige Unternehmerin gewesen sein, sie hatte auch eine soziale Ader. Das zeigt nicht nur der Umstand, dass sie Taufpatin von zehn Kindern war und damit deren materielle Zukunft absicherte. Heilmayr half auch der Hunger leidenden Bevölkerung. Die Salzburger Beamtentochter und Patenkind Hella Hoffmann erinnert sich in einem Interview daran. "Sie hat uns hie und da mehr Mehl gegeben."

Ab 1920 hatte Heilmayr dann auch das Amt der Almmeisterin inne und war damit die einzige Frau, die dieses je ausübte. Ihre unternehmerischen Fähigkeiten galten damals als "unweiblich". Heilmayr brach als Betriebsleiterin nicht nur eine jahrhundertealte Geschlechterordnung auf, sondern verschaffte sich auch Gehör. Dieses verstand sie später politisch zu nutzen. Zu einer Zeit, in der Frauen zum ersten Mal in der Geschichte Österreichs das Recht zu wählen hatten, erhob sie ihre Stimme.

1923 wurde die 43-jährige Unternehmerin für die Großdeutsche Volkspartei in den Salzburger Gemeinderat gewählt.

Ihr Engagement war vielfältig und breit gefächert. Heilmayr unterstützte die Errichtung eines Säuglingsheimes und sprach sich gegen eine Sammeltätigkeit für "Negerkinder" aus, solange es genügend einheimische arme Kinder gebe. Sie schlug vor, dass die Stadtgemeinde stärker im Kuratorium der Salzburger Festspiele vertreten sein solle und dass der Strompreiszuschlag eingestellt und seitens des Elektrizitätswerkes rückerstattet werde. Sie nahm damit zu einem völlig "unweiblichen" Thema Stellung, besaß aber aufgrund ihrer Unternehmertätigkeit die notwendige Fachkenntnis darüber. Im männlich dominierten Stadtratskollegium war sie deswegen nicht unumstritten. Der Bürgermeister sprach ihr damals seine Missbilligung aus. Heilmayr war aber auch selbstbewusst genug, um unentschuldigt Gemeinderatssitzungen fernzubleiben. Aufgrund von Unstimmigkeiten mit der Parteiführung kehrte sie 1930 der Politik den Rücken.

1932 wurde ihr als erste Frau in Salzburg der Berufstitel "Kommerzialrat" verliehen.[3]

"Sie war im Vergleich zu den anderen Frauen in der Salzburger Politik sicher unangepasst", so Veits-Falk. Selbstbewusst überschritt die unkonventionelle Gemeinderätin beruflich und privat vorherrschende Rollenzuschreibungen. "Dachte aber nicht viel darüber nach, sondern machte es einfach." So war Heilmayr eine leidenschaftliche Autofahrerin und vom technischen Fortschritt begeistert. Diese Begeisterung wurde ihr schließlich zum Verhängnis:

An ihrem 58. Geburtstag, am 8. April 1938, war sie mit dem Auto beruflich auf dem Weg nach Bad Reichenhall und musste vor dem Zollschranken anhalten. Als sie, am Schlagbaum lehnend, auf den Abschluss der Prüfung ihrer Papiere durch die Zollbeamten wartete, nahte von der bayrischen Seite ein Wagen, dessen Lenker die geschlossenen Zollschranken übersah und der in voller Fahrt dagegenkrachte. Dadurch wurde der Eisenbügel, in dem das eine Ende des Schlagbaums ruhte, mit solcher Gewalt emporgeschleudert, dass Fanny Heilmayr heftig am Kopf getroffen wurde, einen Schädelbruch erlitt und bald darauf verschied.[4]

Quellen

Einzelnachweise