Totenbrett

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Heustadel mit Leichenbrettern am Weg nach Ramseiden
Leichläden auf einem Heustadel in Saalfelden
Hütte mit Leichläden am Weg zur Einsiedelei am Palfen
Leichläden am Weg zur Einsiedelei
Leichbretter im Pinzgau

Das Totenbrett, auch Leichenbrett oder Leichladen genannt, ist ein Holzbrett mit aufgemalter Inschrift, in der eines Verstorbenen gedacht wird.

Beschreibung

Die Leichenbretter, auch Leichladen, Totenbretter, Totenladen, Rebretter oder Lich(en) genannt, sind ungefähr eineinhalb bis zwei Meter lange Bretter, die an häufiger begangenen Stellen, an den Wänden von Heustadeln, Kapellen, an Zäunen, bei Wegkreuzen oder auch an Friedhofsmauern liegend oder stehend angebracht wurden. Meist waren auf ihnen ein Kreuz oder drei Kreuze, eine Jahreszahl und RIP aufgemalt oder eingeschnitzt.

Geschichte

Totenbretter war eine im Alpenraum weit verbreitete Tradition der Aufbewahrung Verstorbener. Dabei hatte man Verstorbene bis zu ihrem Begräbnis waagrecht aufbewahrt und ihn darauf aus dem Haus getragen. Nach ihrem Begräbnis hatte man diese Totenbretter als Erinnerung an den Verstorbenen am Wegrand aufgestellt. Noch heute finden sich u. a. im Bayerischen Wald vereinzelt solche aufgestellten Totenbretter.

Seit dem 17. Jahrhundert weisen Leichläden ausführlichere Inschriften, wie Gebete oder Gebetsaufforderungen oder auch Segenswünsche für den Verstorbenen auf. Es finden sich auch erbauliche Sprüche mit Namen, Sterbedatum und Alter des Verstorbenen auf dem Totenbrett. Wenn eine figurale Darstellung vorhanden ist, was eher selten vorkommt, ist meist der Verstorbene in kniender Haltung abgebildet. Selten werden ausführlichere bildliche Darstellungen nach Art von Marterln oder Votivtafeln angebracht.

Angebracht wur­den sie im Pinzgau - im Gegensatz zu Bay­ern oder dem Flachgau - in waagrechter Form. Durchschnittlich hätten die Totenbretter nur eine Lebens­dauer von zehn bis fünfzehn Jahren, deshalb seien sehr alte Bretter außerordentlich selten. Oder, wie im Beispiel Ebenau an der Wand der Waschmühle zu sehen ist.

Leichenbretter kommen heute noch im Mitterpinzgau, vor allem in Saalfelden am Steinernen Meer und Maria Alm am Steinernen Meer, aber auch in Unken, Lofer und Maishofen vor. An bestimmten Orten häuften sich die Leichläden. So gab es nach 1920 um Saalfelden herum mehr als 1 200 davon.

Früher wurden die Toten zuhause auf Brettern aufgebahrt, die im Pinzgau Leichläden heißen. Das lässt sich im Pinzgau bis in das 8. Jahrhundert zu­rückverfolgen. Diese To­tenbretter dienten der Aufbah­rung des in weißes Leinen ein­geschlagenen oder eingenähten Leichnams. Nur die blank geputzten Schuhe, die besten, die der Verstorbene hatte, schauten heraus. Damit sollte symbo­lisch der freie Weg zum Him­mel dargestellt werden. Hinausgetragen wurde der Verstorbene auch mit den Fü­ßen voran - noch heute kennt man das Sprichwort, dass je­mand "mit den Füßen zuerst" aus dem Haus getragen wird. Nach der Totenmesse in der Kirche ließ man den Leichnam samt Brett ins offene Grab rut­schen. Daher kommt der Aus­druck ,Brettlrutscher' für den Tod, wie er in einem alten Pinz­gauer Lied besungen wird. Bis vor wenigen Jahrzehnten sei der Brauch des Aufbahrens zuhause für rund 48 Stunden noch öfters gepflegt worden:

Ab dem Ersten Weltkrieg verschwand der Brauch sukzes­sive. Viele Scheunen oder Sta­del wurden abgerissen, damit gingen viele Leichläden verlo­ren. Doch es gibt noch Leute, welche diese Stücke pflegen und restaurieren. Auf Wande­rungen im Gebiet der genann­ten Orte sind noch schöne To­tenbretter zu sehen.

Zu erwähnen ist, dass neben den Totenbrettern auch viele Gedenkbretter angebracht wurden. Diese unterscheiden sich von den Leichläden durch den Inhalt des Geschriebenen. Denn der Grund für die Anord­nung dieser Bretter ist die Be­tonung der Hausgemeinschaft, der geschlossenen bäuerlichen Familie. Neben den Namen der Angehörigen einer Sippe sind auch die der Knechte und Mäg­de. welche dem gleichen Hof angehörten, vermerkt.

Aufbahrung

Auf den Totenbrettern wurden die Verstorbenen aufgebahrt und früher manchmal auch zum Friedhof getragen. Nach dieser Verwendung wurden die Leichladen für die Aufstellung zugerichtet oder in der schlichten Form verwendet. Totenbretter können auch für in der Fremde Verstorbene aufgestellt werden. Manchmal wurden die Verstorbenen bis zu 48 Stunden lang auf Totenbrettern aufgebahrt, eben so lange, bis der Tischler den Sarg lieferte.

Später war man davon abgekommen, das Brett mit ins Grab zu geben, sondern dieses wurde entlang eines Weges zur Kirche, den der Verstorbene oft gegangen war, angebracht. Vorübergehende sollten ein Gebet für den Verstorbenen sprechen und die Bretter sollten auch als Mahnmal dienen.

Aberglaube

Mit den Totenbrettern waren, wie mit allen Dingen, die in irgendeiner Beziehung zu "Sterben, Leibern und Seelen Verstorbener" stehen, auch abergläubische Vorstellungen und Praktiken verbunden. Die wesentliche Bedeutung von Leichläden ist aber die Erinnerung an den Verstorbenen, damit für sein Seelenheil gebetet und gute Werke verrichtet werden und der eigenen Trauer der Stachel genommen wird.

Beschriftet wurde der Leich­laden nie im Sterbehaus - und schon gar nicht dort ange­bracht. Denn man befürchtete, dass es im Haus geistert. Man dachte, dass sich die Seele des Toten um den Leichladen he­rum aufhält. Manch ansonsten mutiger Sprücheklopfer habe in den Nächten einen weiten Um­weg um diese Bretter gemacht.

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Bilder

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Quellen

  • Lenz Kriss-Rettenbeck, "Bilder und Zeichen religiösen Volksglaubens", S. 53 – 54, Verlag Georg D. W. Callwey, München, 2. Auflage 1971
  • Salzburger Woche, Ausgabe Pinzgauer Nachrichten, 31. Oktober 2012