Schloss Tandalier
Schloss Tandalier ist ein Jugendheim in der Pongauer Stadt Radstadt.
Geschichte
Im Jahr 1419 scheint der "Hof Sulzberg", welcher ursprünglich ein Bauernhof war, zum ersten Mal auf. Man nimmt an, dass der Hof von Christian Tandalier um 1500 neu aufgebaut wurde und so den Namen "Tandalierhof" bekam.
Der Hof ging in den Besitz der Adelsfamilie Graf von Schernberg über, der auch das Schloss Goldegg gehörte.
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde der Hof durch Aufbau eines dritten Geschoßes und Zubau von vier Ecktürmen samt Laubengalerie an der Hauptfront zum Renaissanceschloss erweitert. Die Fenster des nordseitig gelegenen Hauptportals wurden mit Ornamenten verziert.
Bereits im 17. Jahrhundert kam das Schloss wieder in bürgerlichen Besitz. Es wurde als Gasthaus und Tischlerwerkstätte benutzt. 1926 wurde das Schloss vom niederösterreichischen Landesjugendamt übernommen und zum Jugendheim umgestaltet. Drei Jahre später übernahm das Bundesministerium für Unterricht und Kunst das Schloss.
1949 berichtete die Salzburger Volkszeitung:[1]
Eine Freundin aus Schweden scheidet von Salzburg. Aus Anlaß des Scheidens der schwedischen Leiterin des Erholungsheimes auf Schloß Dandalier bei Radstadt, Fräulein Gullan Anderson, fand gestern im Festungsrestaurant Hohensalzburg eine Abschiedsfeier statt, an der alle Kinder teilnahmen, die seinerzeit auf Schloß Dandalier untergebracht waren. Lieder in schwedischer und deutscher Sprache leiteten die Feier stimmungsvoll ein. Hierauf ergriff Vizebürgermeister Hofrat Dipl.-Ing. Hildmann das Wort und führte aus:
"Im Schloß Dandalier bei Radstadt im Lande Salzburg wurden in Zusammenarbeit mit der "In- und Auslandshilfe für Österreich — Kinderaktionen der österreichischen Bundesregierung" seit Juni 1947 laufend Salzburger Kinder — vorwiegend aus der Stadt Salzburg — auf je sechs Wochen zur Erholung untergebracht. Die schwedische Heimleiterin, Fräulein Gullan Anderson, nahm sich außerdem besonders fürsorgerisch bedürftiger Kinder nach dem Aufenthalt im Schloß Dandalier an und unterstützte die Familien mit Lebensmitteln und Kleidern. Im Namen der Stadtgemeinde spreche ich Fräulein Anderson für ihre Aufopferung und Hilfsbereitschaft für die Salzburger Kinder besonderen Dank und Anerkennung aus. Ebenso danke ich dem Chef der Schwedenhilfe in Österreich, Major Stieg Facht, für seine Unterstützung. Nicht unerwähnt darf bleiben, daß zum Abschluß jeder Aufenthaltsdauer die Heimkinder von Bürgermeister Anton Thurner in Radstadt auf seiner Hochalm auf einen Tag eingeladen wurden."
Im Anschluß an seine Ausführungen überreichte der Vizebürgermeister Frl. Anderson eine Ehrengabe. Für das Land Salzburg dankte Landesrat Weißkind der schwedischen Leiterin und überreichte ihr als Ehrengeschenk ein Buch. Namens des Unterrichtsministeriums ergriff Prof. Endl das Wort und gedachte des verdienstvollen Wirkens der scheidenden Leiterin von Schloß Dandalier. Für die Stadt Radstadt sprach noch Bürgermeister Thurner. der auch der Hilfsbereitschaft der Gefeierten für die Radstädter Bevölkerung mit warmen Worten gedachte.
Fräulein Anderson nahm alle diese Ehrungen mit sichtlicher Rührung entgegen und gab der Versicherung Ausdruck, daß sie von ihrem neuen Wirkungskreis in Wien stets mit Schloß Dandalier in Verbindung bleiben werde. Mit der schwedischen und österreichischen Nationalhymne wurde die imposante Abschiedsfeier beschlossen. Hernach wurden die Kinder, unter welchen sich auch eine Kinderabordnung aus Wien befunden hatte, durch eine Jause reichlich bewirtet.
1972 begann man mit umfangreichen Umbau- und Sanierungsarbeiten. Das gesamte Gebäude wurde unterkellert und die großen Schlafsäle wurden umgebaut. Der Turnsaal und das neue Wirtschaftsgebäude wurden 1985 fertiggestellt.
Im März 2011 wurde ein Wettbewerb für die Erweiterung des Bundesschullandheims Radstadt – Schloss Tandalier entschieden: Architekt Georg Huber (huber und theissl architekten) aus Salzburg hat den EU-weiten Realisierungswettbewerb für sich entschieden.
Schloss Tandalier soll um ein zweigeschoßiges Objekt mit rund 740 m² Nutzfläche erweitert werden. Der unterirdisch mit dem Bestand verbundene Neubau bietet Platz für 70 Betten, Empfangs- und Rezeptionsbereich sowie Büro. Ein Atrium mit Sitzstufen eignet sich als Ort für Veranstaltungen. Investitionen: rund 8,7 Mill. Euro für Neubau und Renovierung. Bauzeit: rund ein Jahr. Baubeginn war im Juli 2013.
Quellen
- Homepage Bundesschullandheim Radstadt
- Stenzel, Gerhard: Von Schloss zu Schloss in Österreich. Wien (Kremayr & Scheriau) 1976.
- Salzburger Nachrichten vom 23. März 2011