"Wolf - Das Mystical"
"Wolf - Das Mystical" ist der Titel eines Bühnenstücks, das anlässlich "1100 Jahre heiliger Wolfgang" im Frühjahr 2024 auf der eigens entworfenen Salzkammergut-Seebühne vor dem Gebäude des Ferienhorts Ried am Wolfgangsee gespielt wurde.
Die Bühne
Es war die erste vollständig überdachte Seebühne Österreichs, die vor dem Gebäude des Ferienhorts im St. Gilgener Ortsteil Ried am Ufer des Wolfgangsees aufgebaut wurde. Das Auftragswerk "Wolf - Das Mystical" mit der Uraufführung am 23. Mai konnte deshalb auch bei Regen gezeigt werden. Vor Wind schützten nach Bedarf einsetzbare Seitenwände. Architekt Eduard Neversal - er war auch künstlerischer Geschäftsführer - nannte die neue Salzkammergut-Seebühne "ein mobiles modulares Theaterhaus für bis zu 800 Besucher". Nach der letzten Aufführung am 24. Juni soll die gesamte Bühnenkonstruktion rückgebaut und in den Bauhöfen der Wolfgangsee-Gemeinden gelagert werden.
Die Wolfgangseebühne sah Anfang Februar 2025 einer ungewissen Zukunft entgegen. Die zuständige Bezirkshauptmannschaft Flachgau hatte den Abbau angeordnet, weil die befristete Bewilligung für die Seebühne abgelaufen war. St. Wolfgangs Bürgermeister Franz Eisl (ÖVP) kündigte an, eine Neubewilligung für die kommenden fünf Jahre zu beantragen.[1]
Kosten der Bühne und der Produktion
Die mit rund 1,7 Millionen Euro budgetierte teure mobile Bühne soll aber auch an anderen Salzkammergutseen zum Einsatz kommen. Weitere 950.000 Euro waren für die Erarbeitung des Stücks vorgesehen. Neben den Wolfgangsee-Gemeinden St. Gilgen, St. Wolfgang im Salzkammergut und Strobl, die jeweils 75.000 Euro zahlten, steuerte auch die Wolfgangsee Tourismus Gesellschaft dieselbe Summe bei. Jeweils 500.000 Euro kamen von den Ländern Salzburg und Oberösterreich. Finanzielle Unterstützung gab es auch von der Kirche und weiteren Sponsoren.
Finanzfiasko bei der Seebühne Wolfgangsee
Für die Gemeinden St. Wolfgang, St. Gilgen und Strobl hat "Mystical" unangenehme Folgen: Sie müssen für einen Millionenkredit haften, damit die Künstler bezahlt werden können. Anfang Juli 2024 stellte sich heraus, dass das Projekt die Steuerzahler im Salzkammergut noch eine Summe Geld kosten könnte. Denn die "Wolfgang Betriebs-gemeinnützige GmbH", die für das "Mystiacal"[2] gegründet wurde, verzeichnet höhere Abgänge als geplant und litt im Sommer 2024 unter einem Liquiditätsproblem. Den "Salzburger Nachrichten lag eine Zahlenaufstellung vor, die auch die Gemeindevertreter der drei Eigentümergemeinden erhielten: Demnach kostete die Bühne zwei Millionen Euro, das Stück 1,3 Mill. Euro, Anlegesteg und Schiff 150.000 Euro, insgesamt also 3,45 Mill. Euro. Rechnet man die Einnahmen aus dem Kartenverkauf (460.000 Euro), Sponsorengelder und Förderungen gegen, bleibt eine Finanzierungslücke von mehr als 1,4 Mill. Euro. Christian Meyer, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft, begründet die Mehrkosten von rund 650.000 Euro mit der Baukostensteigerung von 20 Prozent durch die nicht vorhersehbar hohe Inflation.
Die Haftung dafür sollen wiederum die drei Wolfgangsee-Gemeinden übernehmen. Jeweils 200.000 Euro hatten sie bereits im April 2024 zugesagt, Ende Juni erging die Bitte um weitere 250.000 Euro je Gemeinde. In St. Wolfgang und St. Gilgen haben die Gemeinden bereits entsprechende Mehrheitsbeschlüsse gefasst, in Strobl trat die Gemeindevertretung am Dienstag, den 2. Juli, zur Abstimmung zusammen. Meyer spricht von einer "reinen Liquiditätsfrage", die Gemeinden sollten nur die Haftung für die auf fünf Jahre angelegte Zwischenfinanzierung übernehmen.
Der Geschäftsführer bestätigte Gerüchte, wonach Schauspieler und Musiker zum Teil ihre Gagen aufgrund des finanziellen Engpasses noch nicht erhalten haben. "Ich habe heute an die Darsteller rund 200.000 Euro ausbezahlt, aufgrund der Beschlüsse in St. Wolfgang und St. Gilgen." Das liege auch daran, dass zugesagte Fördergelder von den Ländern Salzburg und Oberösterreich erst langsam eintrudelten und die Gesellschaft auf keine Reserven zurückgreifen könne. In St. Gilgen musste am Mittwochabend, den 31. Juli, die Gemeindevertretung neuerlich über eine weitere Haftung in der Höhe von 250.000 Euro entscheiden. . Auch die zwei anderen Gemeinden, St. Wolfgang (Oberösterreich) und Strobl, haben mittlerweile bereits Haftungen von jeweils 450.000 Euro übernommen.
Das Mystical
Das Libretto von "Wolf - Das Mystical" stammte vom Schriftsteller Franzobel, der "alle wichtigen Wolfgang-Geschichten" eingebaut hatte. Die vom Südtiroler Gerd Hermann Ortler komponierte Musik wurde von vier Bläsern, einem Streicherquartett und einer Rockband gespielt. Regie führte Victoria Schubert.
Inhalt
Das Stück, das eine genreübergreifende, mystische und mitreißende Komposition von Gerd Hermann Ortler und ein Libretto von Franzobel vereint, bot Hit-verdächtige Songs ebenso wie anspruchsvolles Musiktheater. Regie führte Viktoria Schubert, die auch als Co-Autorin an den Texten der Lieder mitwirkte. Für die Choreografie zeichnete Jerôme Knols verantwortlich, die musikalische Leitung lag bei Kapellmeister Christoph Huber.
In der Rolle des Bischofs Wolfgang von Regensburg war Konstantin Zander zu sehen, Kaj Lucke mimte den Teufel in seiner Rolle als Helfer und Widersacher am Wolfgangsee. Bianca Basler spielte Wolfgangs Lebensfreundin Kathi, Broadway World Austria Awards-Preisträger James Park übernahm die Rolle des Heinrich, Martin Bermoser trat als Vater in Erscheinung, und Dennis Kozeluh war als Papst Benedikt VII. zu sehen.
Im Zuge des Mysticals und der Auskopplung des ersten "Wolf"-Songs wurde das Lied „Kein Heiliger / No Saint“ von der legendären Opus-Band gemeinsam mit den Schick Sisters und in Zusammenarbeit mit Franzobel, Viktoria Schubert und Gerd Hermann Ortler neu interpretiert.
Die Inszenierung (Viktoria Schubert) lebte von flotten Tanzszenen (Jerome Knols), großen Songs und lebendiger Personenregie. Das zeitgemäße Lichtdesign (Stephanie Erb) und ein exzellenter Sound (Christoph Hall) trugen die Musik durch mystische ebenso wie Show-Momente. Die 20 Darsteller stellten den Heiligen in sich ständig wandelnde Kontexte, etwa als Domschüler, als Aussätzige, als lasterhafte Römer und schließlich als forderndes Volk, Wolfgang möge ein Heiliger werden, den sie verehren und von dem manche auch gut leben können.
Das Leben Wolfgangs zwischen Gottes Werk und Teufels Zutun
Wolf-das Mystical beleuchtete die großen Fragen des menschlichen Daseins und behandelte das Leben des heiligen Wolfgang 1100 Jahre nach den historischen Ereignissen. Franzobels Libretto entführte in ein farbenfrohes Gedankenspektakel und eine fantastische Zeitreise. Der Autor führte durch das bewegte Leben des Namensgebers des Wolfgangsees und präsentiert es in einer Mischung aus Szenen, Rückblenden und modernen Kommentaren.
Wolfgang, aus einfachen Verhältnissen stammend, schafft es bis zum Bischofsamt. Unterstützt von seinem Schulfreund Heinrich. Der Teufel begleitet ihn Zeit seines Lebens als ein Geist, der Böses will und Gutes schafft. Am Abersee, so der alte Name des Wolfgangsees, konkurrieren beide um Seelen: der Teufel um deren Fang, Wolfgang um gottgefällige Taten. Ein entscheidender Hackweitwurf ermöglicht den von Wolfgang versprochenen Kirchenbau, der nur mit teuflischer Hilfe gelingt. Die erste Seele, die die Schwelle der Kirche übertritt, gehört dem Teufel – ein armer Wolf muss dran glauben. So wird die Kirche vollendet und der Teufel ausgetrickst.
Im Verlauf der Handlung ringt Wolfgang mit seiner eigenen Identität, sucht nach einem Gleichgewicht zwischen Bescheidenheit, Bodenständigkeit und Glauben. Obwohl ihm das Heiligsein zunächst fremd ist, erkennt er seine Bestimmung durch seine Taten. Dadurch fordert Wolf das Publikum auf, sich mit verschiedenen Vorstellungen von Heiligkeit auseinanderzusetzen.
Kirche und Gesellschaft werden kritisch hinterfragt, und der Text integriert kontinuierlich aktuelle Bezüge. Ergänzt wird die Handlung durch die humorvollen und oft scharfsinnigen Kommentare der „Drei Weisen Frauen“, die als postmoderner Kontrast zum mittelalterlichen Geschehen dienen. Diese Elemente, zusammen mit der dynamischen Inszenierung, der beeindruckenden Landschaft und den herausragenden Stimmen, sorgten für einen unvergesslichen Abend im mystischen Musiktheater.
Termine und Eintrittspreise 2024
Tickets für die Uraufführung am 23. Mai 2024 kosteten bis zu 150 Euro, an den weiteren neun Terminen, die alle ausverkauft waren, reichten die Preise von 28 bis 98 Euro. Spieltermine 2024 waren der 24. Mai, 25. Mai, 29. Mai, 31. Mai, 01. Juni, 07. Juni, 08. Juni, 21. Juni und 22. Juni.
Bereits die Anreise zum temporären Theater war ein Erlebnis. An Bord der Wolfgangsee-Schifffahrt wurden die Besucher von den Anlegestellen der Wolfgangsee-Gemeinden in 20 Minuten zur Seebühne nahe des Falkensteins gebracht. Die Schiffe konnten nahezu zeitgleich 800 Personen befördern und sorgten so für einen reibungslosen Ablauf.
Bilder
"Wolf - Das Mystical" – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI
Quellen
- "Salzburger Woche", Ausgabe "Flachgauer Nachrichten", 22. November 2023
- www.ots.at/presseaussendung, 23. Mai 2024
- www.sn.at, 2. Juli 2024: "Finanzfiasko bei der Seebühne Wolfgangsee"
- www.sn.at, 31. Juli 2024: "Das Wolf-Mystical hat ein finanzielles Nachspiel"
- www.sn.at, 11. Dezember 2024: "Wolfgangseegemeinden wollen Seebühne bis in fünf Jahren refinanzieren"
Einzelnachweis
- ↑ www.sn.at, 6. Februar 2025
- ↑ www.firmenabc.at, abgefragt am 31. Juli 2024