Dahlica triquetrella

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Weibchen bei der Eiablage (Studiofoto): Salzburg, Tennengau, Puch, Autobahnüberführung, 2004.04.16 e.p. 2004.04.19
Sack: Osttirol, Lienzer Dolomiten, Insteinalm Umgebung, 2004.06.11

Dahlica triquetrella (Tinea triquetrella Hübner, [1813]: Taf. 55, Fig. 273) ist eine Art aus der Ordnung Lepidoptera (Schmetterlinge), Familie Psychidae (Sackträger).

Diagnose

Die Raupen unterscheiden sich von allen anderen mitteleuropäischen Dahlica-Arten durch ihren gelbbraunen und nicht schwarzbraunen Kopf. Die Säcke sind größer und breiter als die der anderen Arten und vorne mit Chitinteilchen besetzt, welche bei anderen Dahlica-Arten fehlen.

Verbreitung, Lebensraum und Phänologie[1]

D. triquetrella kommt in Salzburg vermutlich in zwei verschiedenen Formen vor. Die parthenogenetische Form, bei der nur Weibchen auftreten, die sich durch Jungfernzeugung fortpflanzen, ist nach Ende der letzten Eiszeit mit dem Rückzug der Gletscher wieder nach Salzburg eingewandert und hat sich mittlerweile in allen Zonen des Landes wieder etabliert (Embacher et al. 2024, Kurz & Puchmayr 2011). Sie kommt heute zumindest von 400 bis 1 500 (1 700) m Höhe im Land vor (Kurz & Kurz 2024). Die bisexuelle Form (Solenobia thurneri Sieder, 1953) dagegen dürfte die Eiszeit im Grenzraum Salzburg, Steiermark und Kärnten auf unvergletschert gebliebenen Gipfeln (sogenannten Nunataks) überdauert haben. Von ihr liegen fragliche Sackfunde aus dem hinteren Gasteinertal (Zone IV, Sportgastein, 1 630 m Höhe) vor. Während die bisexuelle Form an Blöcken und Abbrüchen von Silikatfelsen lebt und auch in der alpinen Zwergstrauchheide anzutreffen sein soll, besiedelt die parthenogenetische Form ein breites Spektrum verschiedener Lebensräume. Sie wurde sowohl an Felsblöcken und Felsabbrüchen von Karbonat- und Schiefergestein als auch im Randbereich verschiedener Waldtypen, besonders Buchen-Fichten-Tannen-Mischwäldern, gefunden. Trotzdem tritt sie oft nur sehr lokal auf. Sie kann gelegentlich aber auch in Gärten verschleppt werden, wo sie sich dann an Mauern viele Jahre lang halten kann. Die parthenogenetische Form hat in Salzburg eine einjährige Entwicklung, die überwiegend im Raupenstadium verbracht wird. Je nach Höhenlage erfolgt die Verpuppung zwischen März und Mai, rund zwei Wochen später schlüpfen die Imagines.

Nachbarfaunen

Nach Huemer (2013) fehlt die Art in Niederösterreich und dem Burgenland, kommt aber in allen anderen österreichischen Bundesländern vor. Allerdings sind eigene Funde auch aus Niederösterreich bekannt (Kurz & Kurz 2024). In Oberösterreich ist D. triquetrella in allen drei Landesteilen verbreitet, die bisexuelle Form allerdings nur im Donautal (Klimesch 1990). Auch in Bayern ist die Art rezent aus allen vier Naturräumen vertreten (Haslberger & Segerer 2016).

Biologie und Gefährdung

Die parthenogenetischen Weibchen schlüpfen zumeist im Morgengrauen, seltener auch tagsüber oder am Abend. Kurz nach dem Schlüpfen beginnen sie bereits mit der Eiablage und wenige Stunden später sterben sie. Die Eier werden in den Sack der Raupe abgelegt. Sie entwickeln sich in etwa 3–4 Wochen. Die Raupen ernähren sich hauptsächlich von Flechten- und Algenüberzügen an Baumstämmen und Felsen und wachsen über den Sommer nur sehr langsam. Sie leben hierbei meist nahe am Boden, wo sie auch überwintern. Bei Gelegenheit fressen die Tiere gerne auch an toten Insekten und spinnen Teile der Chitinpanzer in charakteristischer Weise im Halsbereich des Sackes an. Nach der Überwinterung (manchmal auch schon vorher) klettern sie an Baumstämmen und Felsen hoch (in bis zu zwei Meter Höhe) und spinnen den Sack fest, bevor sie sich darin verpuppen.

D. triquetrella kann in Salzburg wegen ihrer weiten Verbreitung und der geringen Bindung an einen bestimmten Lebensraumtyp als ungefährdet angesehen werden (Einstufung LC nach Embacher et al. 2024).

Weiterführende Informationen

Allgemeine Informationen und Hilfe:

Naturkundliche Gesellschaft

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Über das SALZBURGWIKI-Projekt Fauna und Flora
Das SALZBURGWIKI-Projekt Fauna und Flora möchte eine Übersicht über alle Pflanzen-, Pilz- und Tierarten des Landes Salzburg erstellen. Wer eine Art beschreiben will, kann sich die hier hinterlegte Formatvorlage kopieren und für einen neuen Artikel verwenden. Im Abschnitt "Material und Methoden" wird erklärt, wann deutsche und wann lateinische Namen als Artikelnamen verwendet werden sollen.

Quellen

  • Embacher, G., S. Flechtmann, P. Gros & M. A. Kurz 2024: Die Schmetterlinge des Landes Salzburg. Teil I: Systematische und revidierte Liste mit Verbreitungsangaben für die geologischen Zonen des Landes. 2., neu bearbeitete Auflage, Naturkundliche Gesellschaft, Salzburg, preprint.
  • Haslberger, A. & A.H. Segerer 2016. Systematische, revidierte und kommentierte Checkliste der Schmetterlinge Bayerns (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft 106. Supplement: 336 pp.
  • Huemer, P. 2013. Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. Studiohefte 12. Tiroler Landesmuseum Innsbruck: 304 pp.
  • Klimesch, J. 1990. Die Schmetterlinge Oberösterreichs, Teil 6. Microlepidoptera I. Ent. Arbeitsgemeinschaft am O.Ö. Landesmuseum Linz: 1–332.
  • Kurz, M. A. & M. E. Kurz 2000–2024. Naturkundliches Informationssystem. URL: http://www.nkis.info [online 2024.12.11].
  • Kurz, M. A. & G. Puchmayr 2011. Interessante Schmetterlingsfunde aus den Salzburger Schieferalpen (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen der Naturkundlichen Gesellschaft. URL: http://www.nkis.info/MitnatGes/ [online 2011.05.03].

Einzelnachweis