Kaslöchl
Das Kaslöchl ist ein historisches Käsegeschäft im Löchlbogen in der Salzburger Altstadt.
Angebot
Das Sortiment variiert zwischen 100 und 150 Sorten ausgewählter Käse, in zum Teil bäuerlich hergestellter Rohmilchqualität oder aus biologischer Landwirtschaft.
Geschichte
Seit fast 26 Jahren (Stand 2025) führt Günther Soukup das Kaslöchl. Seine Frau Barbara hatte das Geschäft zwei Jahre nach dem Konkurs der Vorgänger 1999 übernommen und wieder zum Leben erweckt. Weil im selben Jahr die Tochter des Ehepaares zur Welt kam, stieg Günther Soukup - er ist gelernter Koch - aus der Gastronomie aus und im Geschäft ein. Alles, was er über Käse weiß, hat er sich selbst angeeignet. Der Cappuccino aus der Siebträgermaschine kostet bei ihm übrigens nur 2,80 Euro.
Die Anfänge des Geschäftes am heutigen Standort reichen ins Jahr 1902 zurück, zuvor war es ab 1884 im Griesbaderhaus am Hagenauerplatz zu finden. Von 1945 bis 1974 war Friedl Herout die Seele des Ladens, der als Nahversorger für Käse, Butter, Eier, Topfen und Schmalz rundum bekannt war und in den 1960er- bis 1980er-Jahren die Hochblüte erlebte. Zwischenzeitlich weilte die Geschäftsfrau immer wieder bei ihrem Mann in Wien, doch die Ehe war schwierig und wurde 1978 geschieden.
Friedl Herout war die Großmutter des Pinzgauers Michael Fazokas, der 2025 ein Buch über die Geschichte dieses einzigartigen Altstadtgeschäfts verfasste, die eng mit seiner Familie verwoben ist. Erschienen ist das Buch in Fazokas' Verlag Pinzgaubooks. Es ist sein elftes und persönlichstes Buch. Sein 1990 verstorbener Vater Wilhelm war der Bürgermeister Kapruns. Seine Mutter hatte vor ihrer Heirat im Jahr 1958 einige Jahre im Kaslöchl gearbeitet. Als Student wohnte Michael Fazokas bei seiner Großmutter in Salzburg-Maxglan. "Sie war eine typische Bürgersfrau und war sehr verbunden mit der Stadt Salzburg." Fazokas erinnert sich gerne an gemeinsame Besuche bei Delikatessen Schwaighofer neben dem Rathaus, beim Knopferlmayer, im Fisch Krieg und im Café Tomaselli.
Fazokas zeichnet in seinem Buch nicht nur die Geschichte des Käsegeschäftes nach, er beschreibt auch Käsesorten aus dem historischen Kaslöchl. In dem Buch finden sich auch unterhaltsame Episoden wie jene über den Hund von Fazokas' Urgroßvater, dem Käser Franz Raudaschl. Russi bewahrte den in angemieteten Kellern gelagerten Käse davor, von Mäusen und Ratten verspeist zu werden. Russi gehörte der Rasse der Rattler an und brachte jeden noch so gut versteckten Schädling zur Strecke. 1928 entlief Russi und ward nicht mehr gesehen. Sein Nachfolger enttäuschte: "Dem Hund fehlte es an Motivation und Jagdinstinkt, seine Erfolge reichten an die von Russi keinesfalls heran", schreibt Fazokas.
Gabriel Sailer betrieb in den 1870er-Jahren in Viehhausen eine gut gehende Käse-Erzeugung. Als 1884 das alte Rauchenbichlerhaus am Platzl in der Stadt Salzburg erneuert wurde, musste der in diesem Hause gegen die Steingasse zu befindliche Kasstecher Eder sein Geschäft aufgeben. So hatte Gabriel Sailer die Gelegenheit, die Gewölbe-Einrichtung zu kaufen und am Grünmarkt einen Verkaufsstand zu errichten.
1885 wurde das große Gewölbe im alten Griesbaderhaus, Griesgasse Nr. 7, frei und er übersiedelte mit seinem Verkauf dorthin. 1890 starb Gabriel Sailer. Seine Witwe führte das Käsegeschäft weiter und ehelichte 1893 Matthias Köttl, einen fleißigen, umsichtigen Mann. Die Eheleute Köttl brachten das Geschäft bald in einen stadtbekannt guten Ruf. 1892 wurde ihnen das große Gewölbe gekündigt und sie mussten, um ihre Kunden nicht zu verlieren, in das sieben Quadratmeter kleine Gewölbe unter dem sogenannten Löchlbogen übersiedeln. Jedoch blieben ihnen die Kunden treu.
1908 übergaben die Eheleute Köttl das Geschäft ihren Verwandten Franz und Frieda Raudaschl, denen es ebenfalls gelungen ist, den alten Kundenkreis nicht nur zu erhalten, sondern vielfach zu vergrößern.
Die Raudaschls führten das Kaslöchl über 50Jahre und so wurde das Kaslöchl in Salzburg zu einem Begriff. Ein Sprichwort sagt: "Gut Gewicht und gute Ware, erhält das Geschäft hundert Jahre."
1997 wurde es von der Hamburgerin Barbara Soukup übernommen.
Quellen
- www.sn.at, 3. Mai 2025: "Ein Salzburger Altstadtgeschäft, so gut gereift wie feiner Käse"
- Josef Eder: Der "kloane Kasladn" in: ANNO, "Salzburger Volksblatt", 14. April 1934, Seite 5