Radfahren auf der Großglockner Hochalpenstraße

Radfahren auf der Großglockner Hochalpenstraße.

Radfahren auf der Großglockner Hochalpenstraße lockt alljährlich zwischen 20 000 und 25 000 Radfahrer, etwa zwei Prozent aller Besucher, auf die Großglockner Hochalpenstraße. Der E-Bike-Anteil liege bei 15 bis 20 Prozent (Daten Herbst 2023).

Geschichte

Bei der Eröffnung der Hochalpenstraße im Jahr 1935 kassierte die damalige Mautnerin Hella Dick einen Schilling je Radfahrer. Dies entspricht 2023 umgerechnet etwa dem Wert von € 4,50.[1] Ab 1967 war dann die Straße für Radfahrer mautfrei zu befahren.

Sommer 2011: Wieder eine Radfahrer-Maut?

Da die Anzahl der Unfälle mit Radfahrern auf der Großglockner Hochalpenstraße in den letzten Jahren immer mehr zugenommen hatte, wollte die Großglockner Hochalpenstraßen AG (GROHAG) mit einer Maut von fünf Euro pro Radfahrer während der Hauptreisezeit von 09 bis 15 Uhr dieses Problem mindern. Diese Maßnahme sollte Radfahrer dazu bringen, die Panoramastraße nur während der Tagesrandzeiten zu benützen. Die Mautgebühr hätte eine Unfallversicherung und Sicherheitstipps inkludiert gehabt.

Doch daraus wurde vorerst nichts. Heftige Proteste und prophezeite "Tourismusschädigung" bewogen die GROHAG zu einem Rückzieher. "Die Diskussion in den letzten Tage habe gezeigt, dass die erforderliche Akzeptanz für eine solche Maßnahme zu gering sei", sagte am 11. Februar 2011 der Aufsichtsratsvorsitzende und stv. Landeshauptmann Wilfried Haslauer junior (ÖVP).

Reaktionen auf die Rücknahme der Maut

[...[ Die GROHAG versucht durch die gut gemeinte Idee der Verkehrsentflechtung, die Radfahrer auf der Großglockner Hochalpenstraße in die Randzeiten zu verschieben - das ist eine gute Sache und dient der Sicherheit aller [...] Nur die von den Benzindämpfen in ihrer Kritikfähigkeit eingeschränkten Radsportler fahren zu den Spitzenzeiten auf dieser faszinierenden Straße. Trotzdem werden schnell einmal 2 000 Unterschriften gesammelt, der Fremdenverkehr fürchtet um den Verlust von zehn holländischen Radfahrern, und schon kommt das Nein aus der Landesregierung. Es wäre besser, die Gebühr als Idiotensteuer zu titulieren denn als Straßenmaut - das würden dann alle verstehen.
Dieser kurzfristige Rückzug einer meiner Meinung nach vollauf gerechtfertigten Maßnahme ist wieder einmal typisch für eine politische Einmischung[2] in eine Maßnahme, die längst fällig war [...] Jedem Menschen mit Hausverstand müsste eigentlich klar sein, dass das Befahren einer sehr aufwendig zu erhaltenden Mautstraße nicht völlig gratis und franko sein kann, auch wenn es "nur" Fahrräder betrifft! Umso mehr, als es sich bei diesen Fahrrädern meist um sehr hochpreisige Fortbewegungsmittel handelt, deren Besitzer dafür mehrere Hundert bis Tausend(e) Euros ausgegeben haben und daher durchaus in der Lage sind, den geplanten, eher bescheiden angesetzten Betrag von fünf Euro zu leisten [...]
Sehr geehrter Vorstand der GROHAG. Ich kann ihrer Argumentation zur Einführung der Maut für Radfahrer auf der Glocknerstraße einfach nicht folgen. Das Argument der Sicherheit ist meiner Meinung nach sehr an den Haaren herbeigezogen, erstens werden es ja nicht weniger Radfahrer und in den Verkehrsreichsten Monaten Juli, August fahren wegen der Hitze die meisten Radfahrer sowieso vor 9 Uhr auf den Berg und in der Mittagszeit wieder ab. Wenn es ihnen so sehr um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer gehen würde dann könnten Sie sich ja Gedanken machen wie Sie denn Verkehr am Glockner einschränken könnte anstatt mit immer neuen Marketingstrategien noch mehr Autos und Motorräder (Mauteinnahmen) auf den Berg zu locken. Nur mehr den Kopf schütteln kann man aber über Hr. Lhst. Haslauer der das noch begrüßt obwohl er bei jeder Gelegenheit betont wie wichtig der Radtourismus für Salzburg ist. Als begeisterter Radfahrer kann Ich mir das ungefähr ausmalen was es für das Image einer Radfahrdestination ausmacht Weltweit die erste Straße zu haben die für Hobbyradfahrer eine Maut einhebt. Jeder der sich in der Radszene auskennt weiß das Österreich im Gegensatz zu Italien, Schweiz und Deutschland jetzt schon das Schlechteste Image hat und diese Maut ist nur ein weiterer Mosaikstein zum Negativimage. Man kann sich einfach nicht bei jeder Sonntagsrede als Radfahrdestination präsentieren, man muss das auch Leben.
  • Leserbrief SN online vom 7. Februar 2011 von Herber Bernegger, Siezenheim:
Eine Maut für Radfahrer zu ihrer Sicherheit? Diese Maut geht in eine völlig falsche Richtung. Die Radfahrer zu reduzieren während der Hauptverkehrszeiten ist der falsche Ansatz Die Autofahrer zu reduzieren wäre der richtigere Ansatz. Dies würde auch die "gefährlichen Situationen" reduzieren (weniger Autos = weniger Gefahrensituationen). Der Umweltschutz sollte im Fordergrund stehen und die Lust an der körperlichen Bewegung anstatt diejenigen dafür noch zu bestrafen. Die Mautgebühr für die Autos, Motorräder und Busse um den Anteil erhöhen, den man sich von den Radlern holt, würde weniger motorisierten Verkehr bringen, bei gleich hohen Einnahmen und somit die "Sicherheit" der Radler wiederum erhöhen. Man sollte mehr an Elektroautos/-busse denken, mehr alternative Möglichkeiten prüfen (Sammelbusse statt daß jeder einzeln fährt, das Angebot von Elektrobikes erhöhen, etc.,) um den Umweltgedanken mehr zu fördern. Zahlen wir dann auch bald beim Spazieren gehen, beim Bergwandern oder beim Joggen?

Servicepaket 2011

Ab Anfang Mai bietet die Großglockner Hochalpenstraßen AG Radfahrern Umkleidemöglichkeiten, Duschen, Safes, Sicherheitstipps sowie ein freiwilliges Versicherungspaket um einen Euro pro Tag. Wer will, kann eine Zeitnehmung ab Kassenstelle Ferleiten um zwei Euro inkl. Urkunde haben - allerdings nur vor 09 Uhr in der Früh oder nach 15 Uhr am Nachmittag. Das Radfahrer-Pickerl gibt es für alle Radfahrer kostenlos an der Kassenstelle[3].

2023: Neuerliche Debatte: Eine Maut für E-Biker?

Eine Maut für E-Biker? Das sei vorstellbar, aber derzeit noch kein Thema, heißt es bei der GROHAG. E-Mobilität macht viele Almen und Gipfel mit dem Rad leicht erreichbar.

Der Boom der elektrischen Mountainbikes führt zu neuen Konflikten - auch in den Alpen. Forderungen nach Regeln, Fahrverboten auf Wanderwegen und Geschwindigkeitsbegrenzungen werden vielerorts laut. Harald Gaukel von der "Radlobby Salzburg" schlägt für die Hochalpenstraße regelmäßige "Fahrrad-Nachmittage" und damit zeitweise ein Fahrverbot für den motorisierten Verkehr vor - ähnlich dem Konzept des "Sellaronda Bike Days"[4] in Südtirol.

Werden E-Biker also bald eine Maut zahlen müssen? "Das ist vorstellbar, aber aus heutiger Sicht kein Thema", sagt GROHAG-Vorstandschef Johannes Hörl. Doch er räumt auch ein, dass es durchaus Überlegungen gab, die Lenkung von Rad- und E-Bike-Fahrern strategisch unterschiedlich zu handhaben. Generell setze man alles daran, den Verkehr auf der Mautstraße zeitlich zu entflechten. "Wir bewerben Radfahren aus Sicherheitsgründen bewusst nicht und empfehlen, die Tagesrandzeiten zu nutzen."

Was sagen die Verkehrsteilnehmer zu einer E-Bike-Maut?

  • "Solange man mit dem Rad die Straße fährt, sollte es egal sein, ob mit oder ohne Strom", sagt Rennradfahrer Hubert Dufter aus Inzell.
  • Eine Gruppe Rennradfahrer aus Berlin und Leipzig sieht das anders. Nur wer den Glockner mit Muskelkraft erklimme, solle das Erlebnis kostenlos bekommen, sind sie sich einig.
  • Auch Ferrari-Fahrer Herrmann Pichler aus Mittersill meint, dass "die vielen E-Biker" eine Maut zahlen sollten.
  • Die Radlobby ist naturgemäß gegen eine Gebühr. Und die E-Biker selbst? Hannes Oberauer und Peter Pöchersdorfer (die bei einem Lokalaugenschein der SN Ende September 2023 befragt wurden) fänden "maximal fünf Euro in Ordnung". Sie würden sich aber mehr Ladepunkte wünschen.
  • Ähnlich sieht das Josef Kendler aus Bruck an der Großglocknerstraße: "Eine kleine Maut wäre okay." Dass er aber für das Aufladen seines Rades neuerdings zahlen muss, findet er nicht in Ordnung. "Da geht es mir nicht ums Geld, aber das ist eine Frechheit."

2025: Großglockner Hochalpenstraße ruft Radfahrer zu Fahrten außerhalb der Hauptverkehrszeiten auf

Die Großglockner Hochalpenstraße verzeichnet in den vergangenen Jahren eine stetig steigende Anzahl an Radfahrern – nicht zuletzt aufgrund des Booms von E-Bikes, der auch weniger geübten Sportlern die Auffahrt ermöglicht. Die Kehrseite dieser Entwicklung: ein spürbarer Anstieg von gefährlichen Verkehrssituationen und Unfällen.

Um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer – insbesondere der Radfahrer – zu erhöhen, setzt die GROHAG (Großglockner Hochalpenstraßen AG) auf gezielte Aufklärung statt auf restriktive Maßnahmen wie zeitlich begrenzte Mautregelungen. Radfahrer werden daher eindringlich gebeten, die Straße bevorzugt zu verkehrsärmeren Tagesrandzeiten zu nutzen. Derzeit fahren 80 % der Radfahrer zur Hauptverkehrszeit. "Die Auffahrt sollte idealerweise frühmorgens zwischen 06:00 und 07:00 Uhr – spätestens jedoch bis 08:00 Uhr – oder alternativ ab 15:00 Uhr am Nachmittag erfolgen", empfiehlt Dr. Johannes Hörl, Vorstand der GROHAG. Zu diesen Zeiten ist das Verkehrsaufkommen deutlich geringer, was sowohl die Sicherheit erhöht als auch das Naturerlebnis intensiver macht.

Die Informationskampagne wird in enger Abstimmung mit Experten durch verschiedene Kanäle wie Website, soziale Medien und direkte Kommunikation vor Ort begleitet.[5]

Reportage

Quellen

  • www.sn.at, 30. September 2023: "Maut auf der Großglockner-Hochalpenstraße: "Auch E-Biker sollten zahlen", ein Beitrag von Anna Boschner

Einzelnachweise

  1. Historischer Währungsrechner
  2. Anmerk. der Aufsichtsrat in der GROHAG ist politisch durch die Länder Salzburg und Kärnten besetzt
  3. Quelle "auto touring" Ausgabe 3/2011
  4. siehe homepage Sellaronda Bike Days
  5. Presseaussendung der GROHAG vom 14. Juli 2025
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