Simon Speigner
Simon Speigner (* 6. Oktober 1969 in Thalgau) ist Architekt in Thalgau und Geschäftsführer der Firma Sps-architekten.
Zur Person
Speigner absolvierte ein Architekturstudium an der Technischen Universität Graz.
Er gründete ein eigenes Atelier und ist seit 2001 freischaffender Architekt. Seit 2006 hat er sein eigenes Unternehmen sps-architekten zt gmbh.
Seit 2004 ist er Vorsitzender des Fachbeirates Architektur des Salzburger Landeskulturbeirates. Seit 2005 obliegt er einer Lehrtätigkeit an der Fachhochschule Salzburg, Studiengang "Baugestaltung-Holz" (bgh) in Kuchl.
Auszeichnung
Simon Speigner wurde für die Planung der Passivwohnanlage Samer Mösl mit dem Österreichischen Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit 2010 ausgezeichnet. Ein Verzeichnis aller weiteren bisherigen Auszeichnungen findet man auf seiner Homepage.
Vorgestellt in den Salzburger Nachrichten[1]
Hauptsache, die Panier passt
Die Hüllen um die Bauten, die Architekt Simon Speigner plant, widersprechen dem Zeitgeist einer schillernden Welt der Oberfläche, die alles daransetzt, abwaschbar zu sein und alterslos zu wirken. Speigners grundsätzliche Idee: Ein Haus bauen, das man, sollte man wieder ausziehen, verfallen lassen kann. Und am Ende bleibt von allem, was gebaut wurde, nur ein Häufchen Natur übrig.
Simon Speigners Material ist Holz. Heuer bekam er für die Wohnanlage Samer Mösl in Salzburg (großes Bild oben) den Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit. Das Projekt ist die größte mehrgeschoßige Passivhaus-Wohnanlage Österreichs.
SN: Die Fassaden Ihrer Bauten tun etwas, das nicht in Mode ist: Sie verwittern.
Speigner: Ja. Das passiert einfach so, das Material verändert sich in einem natürlichen Alterungsprozess, wobei sich die Materialeigenschaften nicht verschlechtern, wenn man Holz naturbelassen verwendet.
SN: Das folgt der Idee des ökologischen Bauens. Mögen nicht die meisten Bauherren lieber schicke, fein angestrichene Fassaden?
Speigner: Das ist eine Ansichtssache, was schick, fein und edel ist. Da ist halt Überzeugungsarbeit zu leisten. Wenn ich mich auf diesen Prozess einlasse, weiß ich, dass das Holz verwittern wird. Im Gegensatz zu anderen Fassaden, muss es aber nicht mehr erneuert oder alle zehn Jahre gestrichen werden. Es geht um Nachhaltigkeit, aber auch um Lebendigkeit. Die grundsätzliche Idee ist, dass ich aus einem Haus ausziehen kann, alles verfallen lassen und kompostieren kann – oder wiederverwenden.
SN: Warum ist es schwer, diese Idee ins Bewusstsein zu bringen?
Speigner: Eine Problematik liegt darin, dass in der Gegenwart vieles nur kurzfristig und auf Äußeres bezogen betrachtet wird. Dazu kommt, dass bei uns beim Bauen die Perspektive nur über eine Generation reicht. Das hat in Österreich auch mit Finanzierungsmöglichkeiten zu tun. Im Gegensatz dazu gibt es auch Länder, in denen man über zwei und mehr Generationen denkt. Das führt wohl auch zu einer größeren Schlichtheit, einer weniger von Trends bestimmten Betrachtung. Es führt zu einem Nachdenken über Ressourcen, über die Nachhaltigkeit von Materialien.
SN: Erfüllt Holz also die Kriterien in Sachen Nachhaltigkeit und Schlichtheit?
Speigner: Dem Holz sind beinahe keine Grenzen gesetzt. Es ist einer der Grundbaustoffe unserer Region und wird immer noch absolut unterschätzt. Beim Holz muss man – rein äußerlich gesehen – Verfärbung in Kauf nehmen. Mit geringer Umweltbelastung und niedrigem Energieaufwand in der Verarbeitung kann es in vielfacher Weise eingesetzt und auch rückgebaut werden.
SN: Das Pilotprojekt Ihrer Beschäftigung mit diesen Themen war vor zehn Jahren Ihr eigenes Haus OH123 in Thalgau. Sie sagten einmal, es werde für den "hässlichsten Bau des Orts" gehalten. Spüren Sie eine Veränderung?
Speigner: Ich denke, es ist mittlerweile hineingewachsen in den Ort und ins Verständnis der Leute. Es gab eine Annäherung. Das liegt auch daran, dass sich Bewusstsein und Sichtweisen ändern – und damit auch Sehgewohnheiten.
SN: Man hat sich also daran gewöhnt, aber richtig schick findet man es nicht?
Speigner: Es geht ja nicht um schicke Oberflächlichkeit, es zählen innere Werte. Wir sind in allem einem Prozess der Entwicklung und Innovation unterworfen. Die Beschäftigung mit dem ökologischen Bauen hat vor 20 Jahren richtig eingesetzt. Es geht hier eben nicht um Moden und Trends, sondern ein bewusst ganzheitliches Ziel.
SN: Warum tut sich in der öffentlichen Wahrnehmung eine wenig nachhaltige Show-Architektur leichter?
Speigner: Äußerlichkeiten werden in vielen Bereichen zu stark in den Vordergrund gerückt. Andererseits gibt es in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen eine deutliche Bewegung, die uns zurück zum Wesentlichen, zu Ursprüngen bringt, ohne dass wir auf Komfort verzichten müssten. Beim Essen oder Trinken geht die Entwicklung schneller. Ich besuchte vor Kurzem in Italien einen Winzer, der vor zehn Jahren Hightech-Geräte und Edelstahltanks aus dem Keller gerissen hat. Jetzt produziert er auf einfachste Weise Amphorenweine von erstklassiger Qualität. In der Architektur dauert das vielleicht einfach länger. Da werden immer noch Scheußlichkeiten hingestellt, überdimensioniert, und sie missachten jede intelligente Raumnutzung. Aber sie dienen als Statussymbole. Oft wird vordergründig laut und protzig gebaut. Wenn man dann die Fassade herunter räumt, bleibt meist nicht viel übrig.
SN: Das entspricht dem Zeitgeist.
Speigner: Das ist modisch oder sieht schick aus, aber gute Architektur ist sicher mehr. Ich frage mich schon, wie denn die Leute leben wollen. Geht es darum, dass die Hülle schön glänzt, oder geht es um eine gesamtheitliche Betrachtung?
SN: Sie haben Erfahrung im sozialen Wohnbau. Dieser Bereich galt als wichtiges Laboratorium für gebaute Gesellschaftsentwürfe. Welche Bedeutung hat der Bereich noch?
Speigner: Im sozialen Wohnbau sollte etwas entstehen, bei dem die Leute zufrieden sein können und sich nicht verstecken müssen, wenn sie ihre Adresse nennen. Wenn ich so eine Frage auch berücksichtige, kann es nicht vorrangig um die Formen oder Hüllen gehen. Das ignoriert grundsätzliche Bedürfnisse.
SN: Warum haben es Innovationen schwer?
Speigner: Weil es für alle Beteiligten in der Kette einfacher – und vor allem billiger – ist, wenn sie nicht lang nachdenken müssen, wenn etwas so gemacht wird, wie es immer schon war. Da wird seit langer Zeit in Schablonen gedacht und gebaut, wobei die Qualität immer mehr darunter leidet.
SN: Regiert also Bequemlichkeit?
Speigner: Ja, und da entstehen auch dramatische Wechselwirkungen. Wenn es etwa um Handwerksarbeiten geht, ist es schwer, engagierte Handwerker zu finden, die noch ihre Profession beherrschen. Am Ende wird alles einfach nur verputzt. Und es ist dann wie beim Schnitzel: Es wird schön paniert, und was drunter ist, ist dann den meisten egal. Hauptsache, die Panier schaut schön aus und es ist sehr groß. Wie es schmeckt, steht auf einem anderen Blatt.
Kulturkraftwerk in Thalgau-Oberdorf
- Hauptartikel: Kulturkraftwerk Thalgau
Auf einem Grundstück im Ortsteil Oberdorf neben der Fuschler Ache befindet sich ein stillgelegtes Sägewerk. An dieser Stelle gibt es ein schon seit Längerem genehmigtes Kleinkraftwerks-Projekt, das aber bisher nicht verwirklicht wurde. Dieses Projekt will jetzt Simon Speigner wiederbeleben, der Baubeginn ist für 2011 vorgesehen.
Das Kraftwerk soll mit seinem Büroneubau kombiniert werden, es werde als Schaukraftwerk konzipiert. Man denke auch an eine künstlerische Begleitung des Vorhabens. Das Projekt laufe auch unter dem Motto "Lebensader Fuschler Ache", damit werde der ganze Verlauf der Fuschler Ache, die an ihr befindlichen Bauwerke und deren Geschichte bis zum Attersee einbezogen und es sei dazu auch die Herausgabe einer Publikation geplant.
Ein neuer Abschnitt
Mit der Inbetriebnahme des neuen sps-Firmenstandortes an der Riedlstraße neben der Fuschler Ache im Jahr 2014 begann auch für Simon Speigner ein neuer Lebensabschnitt. Damit manifestierten sich nicht allein oftmalige Erfolge bei diversen Ausschreibungen oder architektonischen Wettbewerben, sondern auch ein erfolgreicher Weg in seiner unternehmerischen Tätigkeit. Denn es war nicht einfach, die Errichtung des als Kunstobjekt konzipierten Kleinkraftwerkes gemeinsam mit der Errichtung der neuen Firmenzentrale zu schaffen.
Quellen
Einzelnachweise
- ↑ Quelle Interview in den Salzburger Nachrichten von Bernhard Flieher am 16. August 2010