Trabi-Sonderausstellung auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe


Im Sommer 2020 zeigt eine Sonderausstellung Trabant 'Trabi'-Fahrzeuge auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe an der Großglockner Hochalpenstraße.
Beschreibung
Der Trabant war eine ab 1958 in der DDR von Sachsenring produzierte Pkw-Modellreihe. Im Besucherzentrum Kaiser-Franz-Josefs-Höhe erwartet alle Automobil-Fans ab 26. Juni 2020 eine neue Sonderausstellung mit hohem Nostalgie-Faktor: "Trabi-Ansturm am Großglockner – Reisefreiheit pur anlässlich 30 Jahre Mauerfall'" lautet der Titel der neuen Sonderschau, in der zahlreiche Trabis, filmische Dokumente und Augenzeugenberichte Erinnerungen an den Sommer 1990 zum Leben erwecken. Denn als damals die Mauer fiel und damit die Reisefreiheit kam, machten sich zahlreiche Gäste aus Ostdeutschland in ihren Trabanten und Wartburg auf den Weg nach Österreich. Das Ziel vieler wagemutiger Zweitakter-Piloten: Die Großglockner Hochalpenstraße und die Eroberung des Großglockners! Und so erzählt die Ausstellung die Geschichte und die Geschichten, die sich im Sommer des Jahres 1990 rund um tausende Trabis auf der Großglockner Hochalpenstraße und ihre Insassen zugetragen haben.
Deutscher Botschafter eröffnet neue Trabi-Ausstellung
Die neue Sonderausstellung "Trabi-Ansturm am Großglockner – Reisefreiheit pur anlässlich 30 Jahre Mauerfall" wurde am 1. Juli 2020 gemeinsam mit Gästen aus Deutschland – darunter Ralf Beste, deutscher Botschafter in Wien, Wolfgang Kießling, Vorstand des Vereins INTER TRAB, Leiter des Trabi-Museums Zwickau und ehemaliger Trabi-Rallye-Fahrer, österreichischen und deutschen Zeitzeugen und natürlich treue Trabis-Fans – eröffnet. Denn als vor mehr als 30 Jahren die Mauer fiel (am 9. November 1989) und damit die Reisefreiheit kam, machten sich zahlreiche DDR-Bürger in ihren Trabanten und Wartburg auf den Weg nach Österreich. Das Ziel vieler wagemutiger Zweitakter-Piloten: Der Großglockner! Und so erzählt die neue Ausstellung die Geschichte und die Geschichten, die sich im Sommer des Jahres 1990 rund um die nicht wirklich bergtauglichen 5 000 Trabis und ihre Insassen auf der Großglockner Hochalpenstraße zugetragen haben.
Die Trabis und die Großglockner Hochalpenstraße
Als im November 1989 die Berliner Mauer fiel und damit die DDR sich auflöste, machten im darauffolgenden Sommer zahlreiche Bewohner aus dem Osten Deutschlands von ihrer neu erlangten Reisefreiheit Gebrauch. GROHAG-Generaldirektor Johannes Hörl meint: "In Zeiten wie diesen[1] wird uns allen schmerzlich bewusst, was das Wort Reisefreiheit, das wir oft allzu leichtfertig verwenden, eigentlich bedeutet. Was es bedeutet, jederzeit überallhin fahren und gehen zu dürfen. Ich wünsche mir, dass die Großglockner Hochalpenstraße und diese Ausstellung gerade in diesem Sommer Symbol für unsere manchmal als Selbstverständlichkeit gesehene Freiheit sind."
Allein im ersten Jahr nach dem Mauerfall brachte der Besucherstrom aus den neuen deutschen Bundesländern über 500 000 Nächtigungen im Bundesland Salzburg. Und mit den Gästen aus dem Osten kamen auch die Trabanten – die Trabis. Denn nachdem sich die Ostdeutschen nicht wirklich sicher waren, wie lange die Reisefreiheit währen würde, durfte es nur das Größte sein: Also der höchste Punkt, den man mit dem Auto erreichen konnte. Die Folge: Im Sommer 1990 und in den Folgejahren kamen tausende Trabanten, um die Großglockner Hochalpenstraße zu bezwingen. Einige mit mehr, andere mit weniger Erfolg.
Fernsehbeiträge von damals, Zeitungsartikel und Berichte von denen, die live dabei waren, erwecken in der Ausstellung die Geschehnisse des Trabi-Sommers an der Panoramastraße zu neuem Leben. Ralf Beste, deutscher Botschafter in Wien, zeigt sich erfreut über die Ausstellung: "Eine Trabi-Ausstellung auf dem Großglockner zu eröffnen gehört sicherlich zu den ungewöhnlicheren Terminen eines Botschafters. Diese Auffahrt mit einem Trabant in Angriff zu nehmen, zeugt schon von großem Optimismus - zeigt aber auch, wie groß der Freiheitsdrang der Bevölkerung unter dem DDR-Regime letzten Endes war. Was man daher trotz Ostalgie nicht vergessen sollte: Trabi war nicht nur niedlich – der Kübelwagen der NVA in der Ausstellung zeigt es."
Zwei Familien, zwei Trabis, zwei Geschichten
Einen besonderen Anlass hatte die Familie Seifert aus dem sächsischen Chemnitz für ihre Reise: Im Jahr 1939 war der damals gerade einmal 17 Jahre alte Vater von Olaf Seifert von Sachsen aus nach Italien gereist und hatte dabei die Großglockner Hochalpenstraße bezwungen – mit dem Fahrrad! Olaf Seifert, Redakteur des Trabi-Magazins "Super Trabi", berichtet: "Noch im Winter 1989 hatte die Familie beschlossen, auf den Spuren meines Vaters zu wandeln – dieses Mal allerdings im Familien-Trabi!" Die Eroberung der Großglockner Hochalpenstraße auf den Spuren des radelnden Vaters glückte auch mit dem Trabi. Lediglich zwei Radkappen büßte man bei der Bergabfahrt ein.
Wie viele andere Bürger der DDR hatte auch die südthüringische Familie Wahl nach dem Fall der Berliner Mauer das Reisefieber gepackt. "Zu diesem Zeitpunkt konnte keiner wissen, wie es politisch weitergehen würde. […] Wir argwöhnten sehr stark, dass irgendwann die Grenze wieder geschlossen werden würde, und wollten deshalb die Möglichkeit nutzen, mal die Alpen nicht nur aus Fernsehfilmen kennenzulernen. […] Während unserer Reisevorbereitungen entstand dann der Entschluss, wenn schon Österreich, dann sollte auch der höchste Berg, der Großglockner, besichtigt werden.", berichtet Jens Wahl, der seine abenteuerliche Österreich-Reise sogar im Buch "Mit dem Trabi zum Großglockner" zu Papier gebracht hat.
Einige Pannen, kaum Pleiten: Dank Glockner-Check und Öko-Shuttle
Da niemand mit einem derartigen Trabi-Ansturm auf die Hochalpenstraße gerechnet hatte und die Zweitakter mit Frontantrieb aber beileibe keine bergtauglichen Autos waren, wurde der SAMTC (die Salzburger Niederlassung des Österreichischen Automobilclubs – ÖAMTC) sicherheitshalber um Hilfe gebeten: Mit Patrouillen entlang der Strecke und mit dem "Glockner-Check" an der mobilen Prüfstelle sollte für die Sicherheit der Trabi-Piloten gesorgt werden. Ein Nachbau der mobilen Prüfstelle vermittelt einen Eindruck vom besonderen "Trabi-Gefühl".
Trabi und Wartburg – Ikonen der ostdeutschen Mobilität
In der Ausstellung sind originale Trabant-Modelle und ein Wartburg zu sehen. Außerdem gibt es allerlei Wissenswertes über die Entwicklung und die Besonderheiten der einzelnen Modelle und Serien zu erfahren. Wolfgang Kießling, Vorstand des Vereins INTER TRAB e.V. (Internationales Trabi Register), Leiter des Trabi-Museums Zwickau und ehemaliger Trabi-Rallye-Fahrer in der Werksmannschaft des Automobilwerk Sachsenring, der die Ausstellung mit seinem Know-how und Objekten unterstützt hat, erzählt: "Haben Sie gewusst, dass der Viersitzer aus Zwickau sogar als Vorzeige-Projekt für die politische Propaganda instrumentalisiert wurde? Denn der Name Trabant, der im Rahmen einer Umfrage ermittelt wurde, bedeutete ebenso wie der Name des russischen Satelliten Sputnik ‚Begleiter‘. Oder dass es den Trabant Kombi in den Farbvarianten Monsungelb, Panamagrün, Caprigrün, Baligelb, Korallrot und Persisch-Orange gab? Blanker Hohn angesichts der begrenzten Reisemöglichkeiten der DDR-Bürger."
Auch durch die Motorradausstellung im zweiten Stock des Besucherzentrums weht ein Hauch DDR-Nostalgie: Hier kann man ab einige typische Modelle aus der DDR-Zeit bestaunen: Zum Beispiel ein IWL Berlin Motorroller, eine MZ ES sowie TS-Modelle, eine Simson AWO 425 oder eine SIMSON SR 4-3 Sperber.
Daten und Fakten
Die Ausstellung konnte durch die Unterstützung unserer Kooperationspartner realisiert werden:
- Internationales Trabiregister – INTER TRAB e.V.
- August Horch Museum Zwickau
- Automobilbau Museum Eisenach e.V.
- Motorradmuseum Augustusburg, Sachsen
Ausstellungskuratorin ist Kirstin Descho
Ausstellungsgestaltung: Studio Kudlich
Öffnungszeiten: täglich von 10:00 bis 16:30 Uhr (bis Oktober)
Weblink
- mediathek.grossglocknernews.at, weitere Bilder von der Ausstellung
Quellen
- Presseaussendung der Großglockner Hochalpenstraßen AG vom 25. Mai und 2. Juli 2020
Fußnote
- ↑ Anmerkung: Die Sonderschau fand im Sommer des Coronavirus-Jahres statt.
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