AustroCel Hallein

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AustroCel Hallein

Der Zellstoffproduzent AustroCel Hallein in Hallein ist einer der größten Industriebetriebe und wichtiger Arbeitgeber, mir mehr als 290 Arbeitsplätzen, im Tennengau. Das ehemalige Unternehmen Schweighofer Fiber GmbH wurde im Jahr 2017 an die Investorengruppe TowerBrook Capital Partners verkauft.

AustroCel Hallein GmbH

Die AustroCel Hallein GmbH ist einer der führenden Industriebetriebe im Tennengau und wichtig für die gesamte Region. Seit Herbst 2017 ist das Halleiner Unternehmen ein Teil der britisch-amerikanischen Investorengruppe TowerBrook Capital Partners. Das Kerngeschäft ist die effiziente, nachhaltige und umweltfreundliche Nutzung des Rohstoffs Holz. AustroCel Hallein erzeugt jährlich etwa 160 000 Tonnen Zellstoff und ist einer der größten Lieferanten von Bio-Energie im Bundesland Salzburg. Gleichzeitig ist das Unternehmen einer der wichtigsten Abnehmer der heimischen Forst- und Holzindustrie. Der jährliche Holzverbrauch liegt bei rund 700 000 Festmetern Hackgut und Faserholz für die Zellstoffherstellung sowie etwa 100 000 Festmetern Waldholz für die Energieerzeugung. AustroCel Hallein beschäftigt in Hallein rund 250 Mitarbeiter und bildet in den Bereichen Chemieverfahrens-, Labor-, Metall- und Elektrotechnik Lehrlinge aus.

Die AustroCel Hallein GmbH beschäftigte 2021 mehr als 290 Mitarbeiter und zählt zu den Marktführern in China für Textilzellstoff aus Nadelholz mit einem Gesamtumsatz von rund 130 Millionen Euro. In der Bio-Raffinerie in Hallein werden bis zu 160 000 Tonnen Viskosezellstoff und 100 Gigawattstunden Fernwärme sowie 100 Gigawattstunden Grünstrom produziert. Damit versorgt das Halleiner High-Tech-Unternehmen nicht nur die eigene Produktion mit sauberer Energie, sondern auch 28 000 Haushalte mit Grünstrom und 13 000 Haushalte mit Fernwärme. Mit der weltweit größten Bio-Ethanol-Anlage auf Holzbasis produziert AustroCel jährlich bis zu 30 Millionen Liter Bio-Ethanol der zweiten Generation.[1]

Am 4. September 2025 wurde bekannt, dass der japanische Papierkonzern Oji Holdings den Zellstoffproduzenten AustroCel in Hallein übernimmt. Oji habe mit dem bisherigen Inhaber TowerBrook Capital Partners eine entsprechende Vereinbarung getroffen, teilten Oji und AustroCel am Donnerstag, 4. September, auf ihren Unternehmens-Homepages mit. Angaben zum Kaufpreis gibt es nicht. Der Abschluss stehe noch unter dem Vorbehalt behördlicher Genehmigungen, so Oji. AustroCel hatte zuletzt einen Jahresumsatz von 182 Millionen Euro.[2]

Biologisches Gel soll auf den Feldern helfen

Das Halleiner Unternehmen hat im Sommer 2025 mit der industriellen Herstellung eines biologischen Gels begonnen, das den Bewässerungsbedarf auf den Feldern um rund 20 Prozent senken und die Erträge um ein Fünftel steigern soll. Das Granulat, eine patentierte Innovation des niederösterreichischen Start-ups Agrobiogel, könnte in Zeiten von durch den Klimawandel verursachten Dürren einen Nachfrageschub auslösen. Das Biogel bindet Wasser und setzt die Feuchtigkeit dann Schritt für Schritt frei. Im Gegensatz zu synthetischen Varianten - die bis 2028 aus dem Verkehr gezogen werden müssen - enthält es kein Mikroplastik und zersetzt sich zu Humus. Laut AustroCel-Geschäftsführer Wolfram Kalt könnte die Produktion des Gels - rund 1 000 Tonnen im Jahr 2025 - schnell auf 10 000 Tonnen steigen.[2]

Produktion von hochwertigem Viskosezellstoff seit Herbst 2012

Für die Zellstoffproduktion von AustroCel Hallein begann 2012 eine neue Ära: Ab Herbst wurde erstmals hochreiner Spezialzellstoff für die Textil- und Lebensmittelindustrie hergestellt. Mit dem neuen Viskosezellstoff wird eine wesentlich höhere Wertschöpfung erzielt als mit dem derzeit produzierten Zellstoff für die Papierindustrie. Der neue Spezialzellstoff ist als Vormaterial für die Viskoseherstellung vor allem als Ersatz für Baumwolle heiß begehrt. Viskosefasern haben gegenüber Baumwolle und anderen synthetischen Fasern folgende Vorteile:

  • Biologisch abbaubar: Viskosefasern werden aus erneuerbaren Rohstoffen erzeugt und sind deshalb biologisch abbaubar.
  • Umweltschonend: Der Baumwollanbau ist umweltschädlich. Baumwolle ist das Landwirtschaftsprodukt mit dem höchsten Einsatz an Düngemitteln und Insektiziden. 40% aller weltweit verwendeten Insektizide finden im Baumwollanbau den Einsatz.

Viskosezellstoff ist vor allem in Asien sehr gefragt. Darum führte das Unternehmen Ende 2011 erste Gespräche mit potenziellen Kunden im Raum Schanghai. Die Termine mit chinesischen Viskosfaserherstellern verliefen vielversprechend.

Ereignisse

Mittwoch früh, den 2. Juni 2021, war giftiges Schwefeldioxid ausgetreten und in die Atmosphäre gelangt. Ein 55-Jähriger Tennengauer Mitarbeiter von AustroCel starb.

Am Mittwoch um 05:37 Uhr war im Bereich der Zellstoffkocherei ein rund acht Meter langes Gasdruckrohr aufgerissen. Zu diesem Zeitpunkt dürfte sich der Mitarbeiter im Gefahrenbereich befunden haben. Er wurde offenbar vom knapp 150 Grad heißen Schwefeldioxid, das ausgetreten war, überrascht. Rettungskräfte konnten aufgrund der Gefahrensituation vorerst nicht zu dem Mann vordringen. Gefunden wurde er von Feuerwehrmännern in schwerem Atemgerät. Weitere Mitarbeiter hatten sich zum Unfallzeitpunkt in einer Steuerwarte befunden, sie konnten sich von dort ins Freie retten.[3]

Aufgrund der Vorgaben der Bezirkshauptmannschaft (BH) Hallein waren die Kocher-Anlagen, die ein Herzstück des Betriebs sind, nach dem Unfall gesperrt worden. Der Betrieb des Unternehmens sollte erst wieder im November 2021 aufgenommen werden.[1] Doch erst Anfang Dezember konnte die Kurzarbeit aufgehoben werden. Im Jänner 2022 werden alle Anlagenteile sowie die Steuerung der Zellstoffkocherei final getestet, zusätzlich werden in diesem Bereich Druckproben durchgeführt. Die Unternehmensleitung hofft dann im Februar wieder mit der Produktion beginnen zu können.[4]

Daten Sommer 2025

Im Sommer 2025 beschäftigte AustroCel laut Homepage rund 340 Mitarbeiter und hatt eine Produktionskapazität von 150 000 Tonnen Biomaterials, Bioperformance-Produkte (wie das Hydrogel-Granulat) und Biofuels - einschließlich Bioethanol aus Reststoffen und Biogas. Darüber hinaus liefert die Bioraffinerie Ökostrom und Fernwärme für den eigenen Betrieb und die Region und versorgt damit rund 30.000 Haushalte mit Strom und/oder Wärme. Neben Weichholz-Zellstoff für Textilanwendungen ist AustroCel Hallein ein Anbieter von Spezialzellulose für nicht textile Anwendungen in der Pharma-, Lebensmittel- und Bauindustrie. Mit jährlich rund 30 Millionen Litern ist AustroCel auch der weltweit größte Produzent von holzbasiertem Bioethanol. Die Produktion deckt fast ein Prozent des Benzinbedarfs in Österreich.[2]

Quellen

  • www.diepresse.com, Die Presse (16. April 2018)
  • oevz.com, Presseartikel - Urheber der Aussendung: OEVZ (08. April 2019)
  • www.sn.at AustroCel in Hallein: Nach tödlichem Unfall bleibt die Firma außer Betrieb , 4. Juni 2021

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 www.sn.at, 20. Juli 2021
  2. 2,0 2,1 2,2 www.sn.at, 4. September 2025: Japanischer Papierkonzern kauft Zellstoffproduzenten AustroCel
  3. www.sn.at, 3. Juni 2021
  4. "Salzburger Woche", Ausgabe "Tennengauer Nachrichten", 2. Dezember 2021
Zeitfolge
Vorgänger

Schweighofer Fiber

Besitzer der Halleiner Papierfabrik
seit 2017
Nachfolger