Halleiner Papierfabrik

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Die Halleiner Papierfabrik aus der Luft
Die Borregaard Ära

In der Halleiner Papierfabrik begann 1891 die Papiererzeugung und hatte bis dato mehrere Besitzer.

Geschichte

The Kellner-Partington Paper Pulp Co. Ltd.

Die Firma wurde vom englischen Unternehmen "The Kellner-Partington Paper Pulp Co. Ltd." gegründet, die aber dem Österreicher Dr. Carl Kellner aus Wien gehörte. Im Jahr 1881 führte Dr. Kellner der Besuch der elektrischen Ausstellung in Paris (Frankreich) auf ein neues Feld, nämlich die Verwendung des elektrischen Stroms zur einfachen und billigen Herstellung gewisser chemischer Produkte. Zur Verwertung seiner Erfindungen vereinigte sich Kellner mit dem bedeutenden englischen Papierindustriellen Capt. Edward Partington. Es entstand die "Kellner-Partington Paper Pulp Co. Ltd.", die zu einem den größten Papierhersteller der Welt aufstieg. Der Standort Hallein war aus mehreren Gründen ideal: Es gab dort einen Holzrechen (Griesrechen) in der Salzach, der Triftholz aus den Gebirgsgauen auffing.

Auf Direktor Davis wurde am 2. September 1908 ein Messerattentat versucht, das jedoch scheiterte. Dir. Davis blieb unverletzt und der Attentäter, ein bettelnder Arbeiter, wurde festgenommen.[1]

Borregaard

Noch Anfang Dezember 1917 erklärte der kaiserliche Rat Hermann Gessele, der mittlerweile zum staatliche Verwalter der Werke in Hallein und Villach ernannt worden war, dass ein Verkauf der Werke vollständig ferne steht. Kolportiert wurden Gerüchte, dass eine schwedische Aktiengesellschaft das Unternehmen gekauft hätte.[2] Doch schon am 19. Dezember 1917 ließ Gessele bekanntgeben, dass die Unternehmen an eine Bankgesellschaft verkauft worden war.[3]. Von November 1918 bis 1979 war dann aber die norwegische Holding "Borregaard" Gesellschafter. Noch heute ist der Name des Eigentümers für manche Halleiner ein Synonym für die Papierfabrik.

Unter Ingenieur Erling Pedersen, der von 1921 bis 1925 als Oberingenieur, von 1925 bis 1927 als Direktor und von 1927 bis 1939 als Generaldirektor der Halleiner Papierfabrik arbeitete, führte man unter seiner Initiative umfangreiche Modernisierungen der Anlagen durch und schuf die Grundlagen für die spätere hochwertige Produktion.

Im Februar 1932 kam es zur Betriebsstilllegung des Unternehmens in Hallein. Mit 13. Februar 1932 wurde die gesamte Belegschaft, 130 Arbeiter, gekündigt.[4] Politiker intervenierten und setzten sich für den Fortbestand des Unternehmens ein.[5] Offenbar hatte die Intervention Erfolg. Allerdings berichtete die "Wiener Zeitung" in ihrer Ausgabe vom 22. Mai 1932, dass die Belegschaft abermals gekündigt wurde. In diesem Bericht ist die Rede von 600 Arbeitern.[6] Was dann geschah, ist im Moment nicht bekannt, da weitere Einträge derzeit nicht zu finden sind.

1977: Brand

Am 5. September 1977 brach ein nächtliches Feuer im Werk aus. Drei Hallen der Papierfabrik, 5 000 Tonnen Papier und modernste Maschinen wurden vernichtet. Der damalige Generaldirektor Herbert Vogel sprach "von der größten Katastrophe, die das Unternehmen jemals getroffen hat".

Die Papierwerke Waldhof Aschaffenburg-Jahre

Nach einer mehrheitlichen Übernahme durch die die deutschen Papierwerke Waldhof Aschaffenburg (PWA) kam es 1981 zur Umbenennung in Hallein Papier AG. 1982 rüttelte der Fall der Papierpreise an der Existenz des Unternehmens. Die Konzernspitze reagierte und verordnete der "Tochter" in Hallein ein Sanierungskonzept. In die 1980er Jahre fiel auch das erbitterte Ringen um die Umweltauflagen: Die PWA-Belegschaft blies zum "Marsch auf Salzburg" – 2 000 Menschen demonstrierten vor dem Schloss Mirabell für die Fabrik. Protestaktionen von Greenpeace in Hallein sorgen wiederum für zusätzliche Emotionen. Die positiven Folgen: 1991 rollte der letzte Chlorwaggon ins Werk. Die PWA war die erste Papierfabrik, die ihre Produktpalette chlorfrei anbot. In Summe investierte die PWA zwei Milliarden Schilling in den Umweltschutz. 1993 schlitterte die Hallein Papier AG in die Insolvenz. Passiva: rund 210 Mill. Euro. Die Firma schaffte einen 40-prozentigen Ausgleich. Der Personalstand sank von 1 100 auf 900 Mitarbeiter.

Die Schweden kommen

1995 folgte die Übernahme durch den schwedischen SCA-Konzern , was 1996 zu einer neuerlichen Umbenennung in SCA fine paper Hallein GmbH führte. 1999 kam es nach Bildung der Modo Paper AB aus den Feinpapier- und Großhandelsdivisionen der schwedischen Konzerne SCA und MoDo zur weiteren Umbenennung auf Modo Paper Hallein GmbH.

Unter Modo Paper Hallein GmbH wurde die Halleiner Papierfabrik zu einem der größten Industriebetriebe des Landes Salzburg. Sie stellte Papierzellstoff und hochveredelte Druck- und Schreibpapiere für Bücher, Zeitschriften und Prospekte her. Modo Paper ging aus einer 1890 gegründeten englischen Firma hervor, der Gesellschafter von 1918 bis 1979 die norwegische Holding "Borregaard" war.

1998 wurden 245 000 Tonnen Papier und 130 000 Tonnen Zellstoff erzeugt, der Umsatz betrug drei Milliarden Schilling, die Zahl der Beschäftigten 800.

Mit Metsä-Serla kam M-real

Die Halleiner Papierfabrik: Detail

2000 kaufte der finnische Konzern Metsä-Serla die Papierzeugung auf und 2001 kam es zur Umbenennung in M-real Hallein AG

Halleiner Papierfabrik im Jahr 2009

Die M-real Hallein AG erzeugt Fichtensulfitzellstoff für die Herstellung von gestrichenen Druck- und Schreibpapieren für Bücher, Zeitschriften und Prospekte. 2003 wurden 262 000 t Papier und 143 000 t Zellstoff erzeugt (davon 108 000 t Eigenverbrauch), der Umsatz betrug 237,9 Mio €, die Zahl der Beschäftigten 764. Das Unternehmen hat eine Umwelterklärung gemäß EMAS erstellt.

2008 betrug die Papierproduktion 275 738 Tonnen gestrichenes Papier[7] und 149 648 Tonnen Zellstoff[8].

Am 29. September 2008 wurde bekannt, dass eine (Teil-)Schließung des Unternehmens geplant ist. Dies wurde am 14. Jänner 2009 dann auch offiziell bestätigt: Die Schließung der Papierproduktion wird 485 Mitarbeitern bis Ende 2009 den Job kosten. Die Produktion von gestrichenen Papieren wird schon mit 30. April 2009 beendet. Erhalten bleiben dagegen vorerst die Zellulose[9]-Produktion und das Elektrizitätswerk in der Fabrik - mit insgesamt rund 200 Arbeitsplätzen.

2011 bis 2017 in österreichischer Hand

Hauptartikel: Schweighofer Fiber

Zwei Jahre nach der Einstellung der Papierproduktion am Standort Hallein wurde die Suche nach einem neuen Investor für die M-real Hallein GmbH erfolgreich beendet. Die Unterzeichnung des Kaufvertrags erfolgte am Mittwoch, 29. Juni 2011. Mit 1. September 2011 änderte M-real Hallein seinen Namen in "Schweighofer Fiber GmbH".Bis 2013 will der neue Eigentümer rund 60 Millionen Euro in den Ausbau der bestehenden Anlagen und die Erweiterung der Geschäftsfelder investieren. "Im Bereich Zellstoff wollen wir eine breitere Produktpalette schaffen und zusätzlich hochreinen Spezialzellstoff für die Herstellung von Textilfasern und für die Lebensmittelindustrie produzieren", erklärte Gerald Schweighofer im Sommer 2011 bei der Pressekonferenz anlässlich der Übernahme[10].

2017 bis heute

Hauptartikel: AustroCel Hallein

Die Schweighofer Fiber GmbH wurde im Jahr 2017 an die Investorengruppe TowerBrook Capital Partners verkauft, die das Unternehmen in AustroCel Hallein GmbH umbenannte. Der Zellstoffproduzent ist nach wie vor einer der größten Industriebetriebe im Tennengau und mit 250 Arbeitsplätzen ein wichtiger Arbeitgeber.

Rohstoffe und Energieeinsatz

Im Jahr 2003 wurden 714 000 Festmeter Holz (vorwiegend Fichte) verarbeitet. Zum Großteil wird Industrierestholz (Hackschnitzel) eingesetzt, das aus einem Umkreis von ca. 200 km angeliefert.

Die eingesetzte elektrische Energie stammt zum Großteil aus eigener Produktion. Energieträger sind vor allem Dicklauge und Erdgas. Weiters wird Biogas aus der anaeroben Abwasserbehandlung und Heizöl schwer eingesetzt.

Sonstiges

Die Halleiner Papierfabrik betrieb eine eigene Betriebsfeuerwehr, die noch heute besteht.

Geschichte im Überblick

  • 1890: Englische Gründung "The Kellner-Partington Paper Pulp Co. Ltd."
  • 1918–1979: war die norwegische Holding "Borregaard" Gesellschafter, danach mehrheitliche Übernahme durch die PWA Grafische Papiere GmbH
  • 1977: Brand am Werksgelände
  • 1981: Umbenennung in Hallein Papier AG
  • 1995: Übernahme durch den schwedischen SCA-Konzern
  • 1996: Umbenennung in SCA fine paper Hallein GmbH
  • 1999 Umbenennung auf Modo Paper Hallein GmbH (nach Bildung der Modo Paper AB aus den Feinpapier- und Großhandelsdivisionen der schwedischen Konzerne SCA und MoDo)
  • 2000: Kauf durch den finnischen Konzern Metsä-Serla
  • 2001: Umbenennung in M-real Hallein AG
  • 30. April 2009: Einstellung der Produktion von gestrichenen Papieren
  • 29. Juni 2011: Kauf durch die Schweighofer Gruppe
  • 1. September 2011: Umbenennung in Schweighofer Fiber GmbH
  • 2017: Kauf einer Investorengruppe und Umbenennung in AustroCel Hallein

Quellen

Einzelnachweise

  1. Quelle ANNO, Grazer Tagblatt, Ausgabe vom 2. September 1908, Seite 23
  2. Quelle ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 7. Dezember 1917
  3. Quelle ANNO, Salzburger Wacht, Ausgabe vom 19. Dezember 1917, Seite 3
  4. Quelle ANNO, Linzer Tagespost, Ausgabe vom 9. Februar 1932, Seite 4
  5. Quelle ANNO, Salzburger Tagblatt, Ausgabe vom 15. Februar 1932, Seite 10
  6. Quelle ANNO, Wiener Zeitung, Ausgabe vom 22. Mai 1932, Seite 9
  7. auch Kunst- und Bilderdruckpapier, weitere Informationen dazu siehe Wikipedia
  8. siehe Wikipedia. Zellstoff
  9. siehe Wikipedia. Zellulose
  10. siehe [1]
Zeitfolge
Vorgänger

The Kellner-Partington Paper Pulp Co. Ltd. und andere

Besitzer der Halleiner Papierfabrik
18912011
Nachfolger

M-real Hallein AG