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AustroCel startet nach Unfall die Produktion erst wieder im November

Nach dem Unfall von Anfang Juni, bei der ein Mitarbeiter getötet wurde, hat die Firma AustroCel in Hallein am Dienstag die Mitarbeiter in einer Betriebsversammlung über den letzten Stand informiert: Weil die Wiederaufnahme der Produktion voraussichtlich im November erfolgen wird, gibt es nun Kurzarbeit. Aber auch Investitionen in die Sicherheit sind geplant.

Geschäftsführung und Belegschaftsvertreter von AustroCel informierten auf einer Betriebsversammlung am Dienstag über die geplante Kurzarbeit und weitere Investitionen in die Sicherheit: Jörg Harbring (CEO AustroCel Hallein; re.) und Bernhard Steinberger (Arbeiterbetriebsrat Vorsitzender)
Geschäftsführung und Belegschaftsvertreter von AustroCel informierten auf einer Betriebsversammlung am Dienstag über die geplante Kurzarbeit und weitere Investitionen in die Sicherheit: Jörg Harbring (CEO AustroCel Hallein; re.) und Bernhard Steinberger (Arbeiterbetriebsrat Vorsitzender)
Geschäftsführung und Belegschaftsvertretung vereint (v.l.): Walter Kogler (Vorsitzender Angestelltenbetriebsrat), Alexander Reiner (Vorsitzender-Stv. Arbeiterbetriebsrat), Bernhard Krill (CFO), Jörg Harbring (CEO), Bernhard Steinberger (Arbeiterbetriebsrat Vorsitzender) und Klaus Linz (Angestelltenbetriebsrat Vorsitzender-Stv.)
Geschäftsführung und Belegschaftsvertretung vereint (v.l.): Walter Kogler (Vorsitzender Angestelltenbetriebsrat), Alexander Reiner (Vorsitzender-Stv. Arbeiterbetriebsrat), Bernhard Krill (CFO), Jörg Harbring (CEO), Bernhard Steinberger (Arbeiterbetriebsrat Vorsitzender) und Klaus Linz (Angestelltenbetriebsrat Vorsitzender-Stv.)

Am 2. Juni war beim Zellstoff-Hersteller AustroCel in Hallein frühmorgens ein Gasdruckrohr geplatzt. 170 Grad heißes Schwefeldioxid trat aus und verletzte einen 55-jähriger Arbeiter aus dem Tennengau tödlich.

Aufgrund der Vorgaben der Bezirkshauptmannschaft (BH) Hallein waren die Kocher-Anlagen, die ein Herzstück des Betriebs sind, nach dem Unfall gesperrt worden. Das betont Ulrike Dengg, die Gewerbereferentin der BH. Derzeit sichte ihre Behörde alle angeforderten Unterlagen der Firma; auch die Amtssachverständigen seien bereits vor Ort gewesen, sagt sie. Die Stilllegung der Kocherei bleibe aber aufrecht, "bis die Unfallursache geklärt ist bzw. Dokumente vorgelegt werden, die die Sicherheit der Mitarbeiter und der Bevölkerung gewährleisten", sagt Dengg.

BH erlaubt Wiedereröffnung erst nach Klärung der Unfallursache

Nachdem die Firma nach dem Unfall zunächst den jährlichen Betriebsurlaub vorgezogen hatte, wurde am Dienstag bei einer Betriebsversammlung der weitere Fahrplan verkündet: Die Zellstoffproduktion und die Bio-Ethanol-Anlage werden voraussichtlich erst im November wieder in Betrieb genommen, hieß es in einer Aussendung. Geschäftsführer Jörg Harbring: "Für AustroCel haben die Aufklärung der Unfallursache und die Arbeits- und Betriebssicherheit Vorrang. Wir hoffen, dass die Untersuchungen bald abgeschlossen sind und die Gründe für den Unfall aufgeklärt werden." In den kommenden Wochen würden alle Druckbehälter und Rohrleitungen überprüft, um maximale Sicherheit zu gewährleisten, hieß es. Während des Stillstandes werde auch der Laugenkessel um 1,7 Mill. Euro modernisiert, so die Ankündigung.

Aber was bedeutet der Stillstand für die Firma, die pro Jahr 130 Mill. Euro Umsatz erwirtschaftet, finanziell? "Die Produktionsausfälle sind durch eine Versicherung gedeckt", hieß es. Die Höhe des Produktionsausfalls könne man noch nicht beziffern; auch die Höhe des Selbstbehalts werde "derzeit geklärt", wurde betont.

Fix ist aber, dass nun für einen Großteil der 290 Mitarbeiter Kurzarbeit beantragt wurde. Sie sollen bis zum Re-Start nur 50 Prozent ihrer üblichen Zeit arbeiten und je nach gesetzlichem Rahmen 80 bis 90 Prozent ihres Lohns erhalten, betonte die Geschäftsführung.

Betriebsrat trägt Kurzarbeit mit

Bernhard Steinberger, Vorsitzender des Arbeiterbetriebsrates: "Kurzarbeit ist ein bewährtes Mittel, das Unternehmen dabei unterstützt, über schwere Zeiten zu kommen. Wir sind überzeugt, dass diese Maßnahme für AustroCel ein wichtiger Beitrag ist, um gestärkt in die Zukunft zu gehen. Auch für die Belegschaftsvertretung ist die Sicherheit das Wichtigste."

Unabhängig von der BH ermittelt auch die Staatsanwaltschaft (STA) den Unfallhergang, wie deren Sprecherin Elena Haslinger betont. Sie hat zwei Gutachter beauftragt, die aus den Bereichen Materialprüfung bzw. Kessel- und Gasdruckanlagen kommen. Haslinger: "Erst im September rechnen wir mit dem Einlangen der Gutachten." BH-Referentin Dengg betont, dass sich auch ihre Behörde die Gutachten der STA ansehen werde - "wenn wir sie bekommen; und wir werden sie auch bei unseren Erhebungen berücksichtigen."


AustroCel Hallein ist Marktführer bei Textilzellstoff aus Holz

Die AustroCel Hallein GmbH beschäftigt derzeit mehr als 290 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und zählt zu den Marktführern in China für Textilzellstoff aus Nadelholz mit einem Gesamtumsatz von rund 130 Millionen Euro. In der Bio-Raffinerie in Hallein werden bis zu 160.000 Tonnen Viskosezellstoff und 100 Gigawattstunden Fernwärme sowie 100 Gigawattstunden Grünstrom produziert. Damit versorgt das Halleiner High-Tech-Unternehmen nicht nur die eigene Produktion mit sauberer Energie, sondern auch 28.000 Haushalte mit Grünstrom und 13.000 Haushalte mit Fernwärme. Mit der weltweit größten Bio-Ethanol-Anlage auf Holzbasis produziert AustroCel jährlich bis zu 30 Millionen Liter Bio-Ethanol der zweiten Generation.

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