Konzentrationslager Ebensee

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Unterernährte Gefangene, fast tot vor Hunger, posieren im Konzentrationslager Ebensee, 1945
Gedenkstätte Ebensee KZ 2005
Ebensee, Einfahrtstor

Das Konzentrationslager Ebensee war ein Außenlager des Stammlagers KZ Mauthausen in der Gemeinde Ebensee in Oberösterreich.

Entstehung und Geschichte

Das Lager entstand auf Grund eines Befehls von Adolf Hitler, nachdem britische Bomber im August 1943 die wichtigsten Produktionsstätten für die V2-Raketen in Peenemünde zerstört hatten. Die Produktionsstätten sollten daher in unterirdische Stollen verlegt werden.

Im November 1943 wurden die ersten Häftlinge in die Nähe der Ortschaft Ebensee verlegt. Sie wurden dazu gezwungen, Häftlings- und Werkstättenbaracken zu errichten. Nach Verlegung zahlreicher weiterer Häftlinge mussten von diesen innerhalb kürzester Zeit Stollenanlagen bis zu 250 m tief in den Berg getrieben werden. Die einzelnen Stollen waren durch Eisenbahnschienensystem miteinander verbunden. Als Tarnnamen für die Anlagen wurden Zement, Kalksteinwerke, Solvay, Dachs oder Taube I gewählt. Im Sommer 1944 - nachdem zahlreiche Verzögerungen den geplanten Baufortschritt verlangsamt hatten - wurde der Plan, die Peenemünder Anlagen nach Ebensee zu verlagern, aufgegeben. Die unterirdischen Anlagen sollten nun ersatzweise zur Produktion des Aggregats 9 (A9), technischer Bauteile für Panzer und für eine Raffinerie genutzt werden. Ende 1944 begann man mit der Errichtung einer Schmierölraffinerieanlage, die nach Fertigstellung im Februar 1945 in Betrieb genommen wurde. Ab dem Frühjahr 1945 wurden in der Anlage B auch noch Motoren für Panzer und Flugzeuge gebaut.

Nach der vernichtenden Bombardierung des Bahnhofes Attnang-Puchheim am 21. April 1945 wurden Häftlinge aus dem KZ Ebensee täglich teils per Viehwaggon transportiert, teils in Fußmärschen nach Attnang-Puchheim getrieben, um den Bahnhof wieder aufzubauen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hatten auch Eisenbahner und viele zivile Bewohnerinnen der Region die Gelegenheit, das Elend der Häftlinge von Angesicht zu Angesicht zu sehen.

Von November 1943 bis Mai 1945 starben im KZ Ebensee 8 745 Häftlinge. Ende April 1945 befanden sich noch 18 437 Häftlinge im Lager Ebensee. Einen Tag vor der Befreiung des Lagers, am 5. Mai 1945, versuchte der damalige Lagerkommandant noch, die verbliebenen Häftlinge in die Stollenanlagen zu treiben, wo sie möglicherweise vernichtet werden sollten. Das wurde jedenfalls von den Häftlingen befürchtet, die daraufhin so erfolgreich Widerstand leisteten, sodass der Lagerkommandant sein Vorhaben nicht mehr ausführen konnte.

Die Zustände im KZ Ebensee

Die Lagerbedingungen im KZ Ebensee waren dramatischer als in den meisten anderen Nebenlagern. Ankommende Häftlinge wurden aus sadistischen Gründen teils zwei Wochen in Quarantäne gegeben, um sie physisch und psychisch zu schwächen. Insbesondere jene Häftlinge, die nach dem Generalstreik im März 1944 in Italien verhaftet worden waren und letztlich im KZ Ebensee interniert wurden, hatten besonders zu leiden, da sie von den kommunistischen Mitgefangenen als Faschisten und von den [[Nationalsozialisten] als Verräter betrachtet wurden. Von den insgesamt 955 italienischen Häftlingen überlebten nur 443.

Viele Häftlinge hatten keine Schuhe und mussten den langen Winter von November 1943 bis Juni 1944, als die letzten Schneereste weggetaut waren, barfuß bleiben. Auch die Kleidung der Häftlinge war unzureichend. Die Arbeitsschichten in den Stollen dauerten zudem täglich zehn bis zwölf Stunden und die Zuteilung bestimmter Häftlinge zur Schwerarbeit in den Stollen wurde auch aus Repressionsgründen verordnet. Auch die ohnehin kargen für KZ-Häftlinge zur Verfügung stehenden Nahrungsrationen wurden nicht vollständig verteilt, sodass die durchschnittliche Tagesration für die zu leistende Schwerarbeit nur rund 700 kcal betragen hat.

SS-Offizier Otto Riemer, dem die Leitung des Lagers anvertraut war, war als Trinker und Sadist bekannt. Unter seiner persönlichen Regie kam es zu Folterungen und Tötungen und er hatte es auch zu verantworten, dass die auf Menschen abgerichtete und im Lager gehaltene Dogge Lord mehrmals Häftlinge zerfleischte.

Befreiung

Am 6. Mai 1945 erreichten Soldaten der 80th Infantry Division, eine Division der 3. US-Armee, das KZ Ebensee und befreiten die Insassen. Einige der Häftlinge nahmen an einem der Wärter Rache, in dem sie ihn zusammenschlugen und lebend im Krematorium verbrannten, was verwerflich erscheint, jedoch auf Grund der vorangegangenen jahrelangen Quälereien, Folterungen und Morde durch das Personal im Taumel der ersten Befreiungsstunden erklärlich ist.

Salzburgbezug

Mindestens drei namentlich bekannte, aus Salzburg stammende Männer waren im KZ Ebensee inhaftiert:

  • Franz Jell (* in Straßwalchen), Häftlingsnummer 40024, Häftlingskategorie DR. SV, Überstellung vom Zuchthaus Ludwigsburg nach Mauthausen am 5. Mai 1944, am 12. Mai 1944 von Mauthausen nach Ebensee.
  • Max Linecker (* in der [[Stadt Salzburg), H. Nr. 32667, Häftlingskategorie AZR, Überstellung nach Mauthausen am 24. Juli 1943.
  • Alfred Feldbacher (* in Hallein), H. Nr. 37942, Häftlingskategorie Dr.BV, Überstellung nach Mauthausen durch die Kripo Linz am 23. Oktober 1943, Überstellung am 18. November 1943 nach Ebensee (erster Häftlingstransport nach Ebensee).

Alle drei oben erwähnten Häftlinge wurden am 6. Mai 1945 befreit, ihre Namen befinden sich auch auf einer Liste von "befreiten Deutschen" bzw. Überstellungslisten (Jell und Feldbacher).

Ob sich unter den KZ-Wärtern SS-Angehörige auch aus dem Bundesland Salzburg befunden haben, muss hier offen bleiben.

Gegenwart: KZ-Gedenkstätte und Zeitgeschichte Museum

Schon bald nach Kriegsende wurden auf dem Areal des ehemaligen KZ Ebensee auf damals billigen Baugründen zahlreiche Einfamilienhäuser errichtet, sodass die für einen Ort des Gedenkens frei gebliebene Fläche des ehemaligen Lagerkomplexes relativ klein ist und diese von den erwähnten Einfamilienhäusern ohne Abstand regelrecht umzingelt scheint. Dies ist auch immer wieder ein Stein des Anstoßes für Angehörige und Nachkommen der KZ-Opfer, die die Gedenkstätte besuchen kommen und erstaunt bis irritiert sind, dass man diese Baumaßnahmen auf dem Lagerareal überhaupt zugelassen hat.

1988 wurde der "Verein Widerstandsmuseum" mit dem Ziel gegründet, die örtliche und regionale Geschichte auch dieses Zeitabschnittes dem Vergessen zu entreißen. Seit 1994 gibt es ein Ausstellungskonzept, das bis 2001 unter der Leitung von Wolfgang Quatember umgesetzt werden konnte. Im Jahr 2001 wurde der Verein in "Verein Zeitgeschichte Museum und KZ-Gedenkstätte Ebensee" umbenannt. Im März 2001 wurde das "Zeitgeschichte Museum Ebensee" in einem ehemaligen Schulgebäude aus dem Jahr 1799 im Ortskern von Ebensee neben der katholischen Pfarrkirche eröffnet. Dank der Städtepartnerschaft mit der italienischen Stadt Prato in der Toskana besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem dort bestehenden Museo della Deportazione ("Museum der Deportierung"). Die Dauerausstellung deckt die Geschehnisse von 1918 bis 1955 ab.

Quelle

  • Wikipedia, Stichworte KZ Ebensee und Zeitgeschichte Museum Ebensee;
  • Persönlicher Besuch der Gedenkstätte Ebensee und des Zeitgeschichte Museum Ebensee im Jahr 2018;
  • Schriftliche Information durch Mag.a Nina Höllinger, Zeitgeschichtemuseum Ebensee, vom 3. Oktober 2018;
  • Häftlingspersonalkarten der obg. Salzburger Häftlinge;
  • Mündliche Mitteilung von Theresia Nöbauer (* 1918), Mutter der Autorin;