Antheringer Au
Die Antheringer Au befindet sich im nördlichen Flachgau am orographisch rechten Salzachufer in der Flachgauer Gemeinde Anthering und ist auch teilweise ehemaliges Überschwemmungsgebiet der Salzach.
Beschreibung
Zusammen mit der Weitwörther- und Irlacher Au ist sie 1 120 ha groß und ein besonderes Landschafts- und Vogelschutzgebiet. Seltene und vom Aussterben bedrohte Arten wie Grauspecht, Hohltaube und andere sind hier noch anzutreffen. Im naturbelassenen Naturpark Salzachauen kann man sowohl Eisvögel als auch Wildschweine und Biber beobachten.
Bedrohter Lebensraum
Die Maßnahmen, die über die vergangenen Jahrhunderte hinweg zur Regulierung der Salzach getroffen wurden, beraubten die Au ihrer natürlichen Möglichkeiten, sich auszubreiten. Die Salzach reagierte auf diese Veränderungen mit gefährlichen Hochwässern einerseits und mit Austrocknung der angrenzenden Auen andererseits. Besonders bedenklich entwickelte sich die laufende Eintiefung des Flusses. Um diesen Veränderungen entgegenzuwirken, investierten die Republik Österreich und Bayern mit Unterstützung der Europäischen Union mehr als zehn Millionen Euro 2010 bis 2012 in die Sanierung der Unteren Salzach zwischen Anthering und Oberndorf bei Salzburg beziehungsweise Laufen an der Salzach in Bayern. Tausende Tonnen Gestein – entweder in riesigen Brocken zur Lenkung der Salzach oder mosaikartig in 40 Zentimeter kleinen Steinen zur Sohlstabilisierung – wurden transportiert, Wände aus Eisenstangen mitten in die Salzach gepflanzt und sogar künstliche Zu- und Abflüsse geschaffen.
Geschichte
In historischen Zeitungen kommt der Name "Antheringer Au" seit mit des 19. Jahrhunderts immer wieder vor. So werden Holzverkäufe in der Au gewähnt oder Wilddiebe, die gestellt wurden. Aber auch Unglücke geschahen in der Antheringer Au, wie nachstehendes Beispiel zeigt:[1]
In der Antheringer Au fiel am 27. d. M. Abends der beim Wasserbaue mit anderen Arbeitern beschäftigte Bartlmä Ferbelin aus Cles in Südtirol, bei 30 Jahre alt, sammt seinem Schubkarren unglücklicherweise in die Salzach und verschwand spurlos im Wasser, da es den zu Hilfe Eilenden nicht gelingen konnte, ihn zu retten. Auch seine Leiche konnte bisher nicht aufgefunden werden.
Auch kuriose Meldungen finden sich:[2]
Gotteslästerung. Im Monat August war in der Antheringer-Au der in Itzling bedienstete 20 Jahre alte Knecht Leopold Angermaier mit Schotterfahren beschäftigt. Als ihm die Pferde nicht nach seinem Wunsche im Trab gingen, erging Angermaier sich in Gotteslästerungen. Bei der heute stattgefundenen Hauptverhandlung wurde Angermaier zu4Monaten schweren Kerkers verurteilt.
Mitte des 19. Jahrhunderts wird die Au als "landesfürstlicher Besitz" bezeichnet.[3] Im "Salzburger Volksblatt" vom 23. September 1886 wird sie als "Jagdrevier des Freiherrn Mayr v. Melnhof" erwähnt.[4]
1869 wurde der letzte Biber Österreichs in der Antheringer Au abgeschossen. Im 20. Jahrhundert siedelten sie sich wieder an.
Im Juni 1902 führte eine Forstwissenschaftliche Studienreise der Hörer der k..k Hochschule der Bodencultur in Wien in die Antheringer Au.[5] Am 7. Juni kam die Exkursion dann in die Au und in der Ausgabe der "Österreichischen Forst-Zeitung" vom 29. August gibt es eine detaillierte Beschreibung dieses Exkursionstags.[6]
Anfang Oktober 2022 wurde bekannt, dass das Land Salzburg die Au kauft. Vor fast 40 Jahren gab es die ersten Gespräche über einen Kauf der Antheringer Au durch das Land, nun steht eine Einigung. "Ich persönlich habe nicht mehr daran geglaubt", sagte Landeshauptmann Wilfried Haslauer junior am Montag, den 3. Oktober 2022, bei einem gemeinsamen Pressegespräch mit Naturschutzlandesrätin Daniela Gutschi (beide ÖVP), Umweltreferent Heinrich Schellhorn (Grüne) und Landesrätin Andrea Klambauer (Neos). Für die rund 500 bezahlte das Land 37,3 Millionen Euro an den Eigentümer Maximilian Mayr-Melnhof. Von den insgesamt 37,3 Millionen Euro kamen 23 Millionen Euro aus einem EU-Fonds. "Der Rest kommt aus Wertpapieren, die das Land aus dem Finanzskandal retten musste. Die haben sich gut entwickelt." Elf Millionen für den Hochwasserschutz kommen vom Bund, zehn Millionen Euro werden für die Renaturierung veranschlagt, wovon 60 Prozent über EU-Fördermittel finanziert werden sollen. Die restlichen vier Millionen Euro bleiben dem Land, das wiederum auf bis zu fünf Millionen Euro aus dem Biodiversitätsfonds des Klimaministeriums hofft. Mit der Renaturierung könne auch einer weiteren Eintiefung der Salzach und einem Durchbruch der Flusssohle entgegengewirkt werden.
Im August 2024 brachte ein Prüfbericht des Landesrechnungshofes in der Rohfassung, der den "Salzburger Nachrichten" vorlag, noch weitere Details ans Tageslicht. Daraus soll hervorgehen, dass das Land Salzburg auch die Immobilienertragssteuer in Höhe von 5,6 Millionen Euro übernommen hatte, die der Verkäufer zu bezahlen hätte. Landeshauptmann Wilfried Haslauer, die damals zuständige Naturschutzlandesrätin Daniela Gutschi und Besitzer Max Mayr Melnhof haben laut Rohbericht, der sich auf Aktenvermerke und Dokumente stützt, am 21. September 2022 vereinbart, dass das Land die Steuerlast übernimmt - damit dem Verkäufer am Ende 30 Millionen Euro netto bleiben. Vereinbart wurde letztlich ein Kaufpreis von 35,6 Millionen Euro. Aus der Quelle geht jedoch nicht hervor, wofür die Differenz zwischen dem "gesamten" Kaufpreis von 37,3 Millionen und den nun genannten vereinbarten Kaufpreis von 35,6 Millionen Euro angefallen war.[7]
Am Mittwochvormittag, den 13. November 2024, veröffentlichte Landesrechnungshofdirektor Ludwig Hillinger den fertigen Prüfbericht. "Der Kauf der Antheringer Au war weder sparsam noch wirtschaftlich noch zweckmäßig. Die in Aussicht gestellte Wiederherstellung der Salzachauen rechtfertigt nicht die Höhe des Kaufpreises." Zu diesem Schluss kommt der Prüfbericht. Der Kaufpreis sei über allen Schätzwerten gelegen. Das sogenannte Ausbeutungsverbot im Kaufvertrag schränke das wirtschaftliche Handeln des Landes für immer ein. Und: Alternativen zur Kaufoption seien nicht ernsthaft geprüft worden.[8]
Weblink
- Lage auf www.openstreetmap.org
Quellen
- Internet-Recherchen
- Homepage des Landes Salzburg
- www.sn.at, 3. Oktober 2022
Einzelnachweis
- ↑ ANNO, "Salzburger Zeitung", Ausgabe vom 31. Jänner 1877, Seite 2
- ↑ ANNO, "Salzburger Chronik", Ausgabe vom 1. Oktober 1907, Seite 4
- ↑ ANNO, "Salzburger Zeitung", Ausgabe vom 16. Oktober 1857, Seite 5
- ↑ ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 23. September 1886, Seite 6
- ↑ ANNO, "Österreichische Forst-Zeitung", Ausgabe vom 15. August 1902, Seite 1
- ↑ ANNO, "Österreichische Forst-Zeitung", Ausgabe vom 29. August 1902, Seite 1
- ↑ www.sn.at, 17. August 2024
- ↑ www.sn.at, 13. November 2024
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