Besuch des Erzherzogs Rainer 1898 im Kapruner Tal

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Dieser Artikel berichtet über den Besuch des Erzherzogs Rainer im Kapruner Tal am 12. Juli 1898.

Der Besuch

Original-Zeitungsartikel aus der Salzburger Chronik vom Freitag, den 15. Juli 1898.

Kaprunerthal-Moserboden 14. Juli. (Hoher Besuch.) Als Landwehr-Oberkommandant auf einer Inspektionstour in Innsbruck weilend, langte Seine kaiserliche Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Rainer in Begleitung des k. k. Oberst Baron Salis-Samaden am 11. Juli abends in Zell am See an, nahm im Hotel "Kaiserin Elisabeth" das Absteigequartier, um anderen Tages dem Kaprunerthal einen Besuch abzustatten und die unter Seinem hohen Protektorate entstandenen Straßen und Wegbauten, sowie die sonstigen im Kaprunerthale ausgeführten Neubauten zu besichtigen. Am Beginne der Straße, am Fuße des Kaiserdenkmales vom Sektionsvorstande Notar Blaschka, dem Vorstand-Stellvertreter und Bürgermeister Leopold Sterzinger und dem Ausschußmitgliede k. k. Bezirks-Ingenieur Gaßner ehrerbietigst begrüßt, geruhte Se. kaiserliche Hoheit zunächst seiner Freude Ausdruck zu geben, der Bitte unserer Sektion willfahren zu können, Er habe sich den Tag förmlich herausgestochen — besichtigte sohin das Kaiserdenkmal und sprach sich über dessen Anlage und Ausführung, sowie die Rundschau von demselben äußerst anerkennend aus. In Begleitung des Hrn. Bürgermeisters Sterzinger und Ingenieur Gaßner trat dann Se. kaiserliche Hoheit bei leider zunächst regnerischem Wetter die Fahrt über die "Kaiser Franz Josef Straße" in das Kaprunerthal an, besichtigte die Sigmund Thun-Klamm, über deren Schönheit, sowie die Wegbauten in derselben sich auf das anerkennendste äußernd, fuhr sohin zum Kesselfall-Alpenhause, dessen Räume einer eingehenden Besichtigung unterziehend, stieg sohin in den Kesselfall hinab, seinem Erstaunen über das Geschaffene Ausdruck gebend und auf den Unterschied zwischen einst und jetzt hinweisend. Vor mehr als einem Menschenalter hatte ja Se. kaiserliche Hoheit des Oefteren im Kaprunerthale geweilt, am 9. August 1863 das Kitzsteinhorn bestiegen und zum letzten Male am 11. August 1893 einige Wochen nach dem Kaiserbesuche, das Kaprunerthal bis zum Karlinger-Gletscher besucht.

Trotz des nahezu ständig unfreundlichen Wetters bestieg Se. kaiserliche Hoheit beim Kesselfall-Alpenhause ein Reitthier, um an der festlich geschmückten Erzherzog Rainer-Hütte, am Wasserfallboden vorüber, die Tour bis zum Karlingergletscher fortzusetzen, wobei Hochderselbe am Rückwege den Kaiserstein am Moserboden, der zur Erinnerung an den Gedenktag des Besuches Sr. Majestät (10. Juli 1893) noch festlichen Schmuck trug, besichtigten und zeigte sich Se. kaiserliche Hoheit mit den örtlichen Verhältnissen vollständig betraut. In der "Küche" des Hotels Moserboden (der Speisesaal daselbst gelangt erst in nächster Woche zur Eröffnung) wurde das Dejeuner eingenommen, welchem die Herren Sterzinger und Gaßner beigezogen wurden. In leutseligster Weise erkundigte sich Se. kaiserliche Hoheit über alle einschlägigen Verhältnisse und sprach sich außerordentlich lobend über das, was geschaffen wurde aus, mehrfach betonend, daß auch in den österreichischen Alpen das geboten werden muß, was man in der Schweiz schon längst hat, ausdrücklich bemerkend, daß heute kaum die Schweiz ein Thal auszuweisen hat, das sich an Schönheit mit dem Kaprunerthal messen könnte. Kurz vor 6 Uhr langte Se. kaiserliche Hoheit wieder trotz der 72 Jahre in vollster Frische in Zell am See ein und wurde sohin Höchstdemselben von der Musikkapelle des h. o. Erzherzog Rainer-Militär-Veteranen-Vereines ein Ständchen gebracht, aus welchem Anlasse sowohl die Herren Vorstände Pichler und Oberschneider mit Ansprachen beehrt und dem Kapellmeister Gaßner gegenüber, die tüchtigen Leistungen der Kapelle hervorgehoben wurden.

Noch vor seiner Abreise der Alpenvereins-Section Zell am See und den Bestrebungen derselben, sowie der weiteren Entwicklung des von ihr Geschaffenen das beste Gedeihen wünschend, fuhr Seine kaiserliche Hoheit mit dem Expreßzug um 10 Uhr abends nach Wien.

Quelle

  • ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe vom 15. Juli 1898, Seite 2