Salzburger Fiaker

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Fiaker in Salzburg, während des Salzburger Christkindlmarktes befindet sich der Fiakerstandplatz auf dem Alten Markt.
Fiaker auf dem Alten Markt.
Fiaker vor der Alten Residenz; Mai 2011;
Rossknödelsammler in Salzburg.
Fiaker, 1975.
Fiaker, 1975.

Dieser Artikel informiert über die Salzburger Fiaker.

Geschichte

Ein Fiaker ist eine Kutsche, die von zwei Pferden gezogen und einem Kutscher gelenkt wird, mit der man in der Altstadt von der Stadt Salzburg eine Stadtrundfahrt machen kann.

Wahrscheinlich fuhren Fiaker in Salzburg schon im 17. oder 18. Jahrhundert. Bereits 1804 werden in Salzburger Zeitungen Fiaker erwähnt.[1] Immer wieder wurde von "Tax-Überschreitungen" berichtet, die von der Polizei geahndet wurden. Die Übeltäter wurden mit Arrest bestraft und mussten das zu viel kassierte Geld den Geschädigten erstatten.[2] In der neuen Gewerbeordnung von 1855 wird der Betrieb eines Fiakers als konzessioniertes Gewerbe angeführt.[3] Die Konzession wurde monatlich verliehen. Mit Erlass des Salzburger Landespräsidenten vom 29. März 1856 trat dann eine neue Fiaker-Ordnung für die Landeshauptstadt Salzburg in Kraft.[4] Diese Fiaker-Ordnung kann man in der Ausgabe der Salzburger Zeitung vom 1. April 1856 nachlesen[5]

Im Jahr 1869 fuhren bereits im März die ersten Fiaker.[6] Allerdings wurde der Fiaker zur damaligen Zeit weniger als Touristenattraktion sondern als Transportmittel genutzt.

Der Standplatz der Fiaker in Salzburg ist heute auf dem Residenzplatz an der Nordseite des Salzburger Doms. Die Kutscher sind meist in Salzburger Tracht gekleidet und können in mehreren Sprachen die Sehenswürdigkeiten entlang der zwei Streckenvarianten erklären. Interessant ist auch die Tatsache, dass ein Kutscher keine Stadtführer-Prüfung benötigt, um seinen Gästen Sehenswürdigkeiten der Stadt zu erläutern.

Hitzefrei

Ende Juli und Anfang August 2018 stiegen die Temperaturen an mehreren Tagen deutlich über 30 °C. Zum wiederholten Male flammte die Debatte auf, ob es den Pferden zumutbar sei, bei diesen Temperaturen zu gehen.

Insgesamt gab es im Sommer 2018 laut dem Obmann der Salzburger Fiaker-Vereinigung Franz Winter fünf Fiaker-Unternehmen in der Stadt Salzburg mit 14 Kutschen. "Pro Kutsche hat jeder Fiaker vier bis sieben Pferde zur Verfügung", sagte Winter. Dadurch kämen ohnehin nicht alle Tiere am selben Tag zum Einsatz. "Zudem sind die Pferde Temperatur unempfindlich und stehen sowieso außerhalb der Fahrten im Schatten", ergänzt Winter. Besonders an heißen Tagen spüre man, dass das Interesse an Kutschenfahrten zurück geht.

Bei heißen Temperaturen stellt nicht unbedingt die direkte Sonneneinstrahlung eine Gefahr für die Pferde dar. "Vielmehr ist die Reflexion vom Asphalt zu berücksichtigen und dieser auszuweichen", erklärt Christophorus Huber, Amtstierarzt der Stadt Salzburg. Daher wurde ab 2019 auf der Nordseite des Doms ein spezieller Belag für die Pferde aufgebracht. "Zudem sind Salzburgs Fiaker sehr vernünftig. Sie wissen, dass die Pferde ihr Kapital sind und hegen und pflegen sie daher mit Sorgfalt", führt Huber an. Ebenso werde stichprobenartig kontrolliert, ob die Pferde nicht länger als acht Stunden pro Tag im Einsatz sind sowie an zwei Tage in der Woche eine Pause mit Auslauf erhalten.[7]

Für den zu erwartenden heißesten Tages des Jahres 2018, den Donnerstag, den 9. August 2018, kündigten Tierschützer eine Demonstration an. Doch überraschend erhielten die Fiaker-Pferde wegen der Hitze am Mittwoch und Donnerstag hitzefrei. "Wir bleiben wegen der hohen Temperaturen zu Hause, und nicht deshalb, weil Tierschützer heute eine Demonstration angekündigt haben", sagte Franz Winter, Obmann der Salzburger Fiaker-Vereinigung.[8]

2022: Wieder Proteste der Tierschützer

Seit Monaten machten Tierschützer gegen die Fiaker in der Stadt Salzburg mobil, zuletzt sogar mit wöchentlichen Protesten einer Handvoll Aktivisten vor dem Schloss Mirabell. Am Donnerstag, den 24. November 2022 wollte der "Verein gegen Tierfabriken" (VGT) dem Bürgermeister Harald Preuner die im Rahmen der Petition gesammelten Unterschriften überreichen. Der VGT spricht von mehr als 24 000 Unterzeichnern, allerdings kann sich jeder online eintragen, auch ohne Überprüfung der jeweiligen Personendaten. An diesem Donnerstag tagte auch der städtische Bau- und Umweltausschuss. Auf der Tagesordnung stand der Amtsbericht zur neuerlichen Vergabe der 14 Fiakerstandplätze. Genau das also, was Tierschützer zu verhindern versuchen.

Vereinbarung läuft Ende April 2023 aus

Die zivilrechtliche Vereinbarung zwischen der Stadtgemeinde Salzburg und den Fiakern lief nach fünf Jahren Ende April 2023 aus. Daher musste es zu einer Neuausschreibung und Neuvergabe der Standplätze kommen. Mit dem Amtsbericht wurden nun Kriterien für die Fiaker sowie eine Betriebsordnung vorgelegt. So gibt es eine festgelegte Fahrtroute. Die Fiakerunternehmen müssen zusammen einen wertgesicherten pauschalierten Erhaltungsbeitrag (aufgrund der Abnützung der Straßen und Plätze) von 10.541 Euro pro Jahr akzeptieren. Hinzu kommen 150 Euro Gebühr je Standplatz. In der Betriebsordnung wird auch auf die richtige Kleidung und ein Alkoholverbot Bezug genommen.

Der Gemeinderat hatte im Dezember 2020 im Zuge der Gewährung von Covid-Förderungen einstimmig beschlossen, dass die Fiakerpferde ab 30 Grad Celsius, gemessen auf dem Residenzplatz, Hitzefrei bekommen sollen. Doch dazu hätten die Fiaker dem zustimmen müssen. Nun war in der geplanten neuen zivilrechtlichen Bewilligung keine Rede von einer Hitzeregelung. Das Bürgermeisterbüro begründete dies damit, dass man eine 30- oder 35-Grad-Grenze nicht rechtskonform regeln könne, denn dazu habe man keine Kompetenzen. Das bundesweite Tierschutzgesetz sei der Maßstab. Eine entsprechende Regelung auf Stadtebene würde, da sei man sich sicher, angefochten werden.[9]

Im April 2023, kurz vor der Neuvergabe der Standplätze, wurde bekannt, dass ein deutscher Fiakerunternehmer die Vergabe der Standplätze für die Fiaker am Salzburger Residenzplatz für rechtswidrig erachtet. Nun ist das Landesverwaltungsgericht (LVwG) am Zug. Bis zur Entscheidung darf die Stadtgemeinde Salzburg mit den Fiakern keine neue Vereinbarung schließen. Sie sollte am 1. Mai in Kraft treten. Ein deutscher Fiakerunternehmer, der durch den Wiener Rechtsanwalt Berthold Hofbauer vertreten wird, ficht die Ausschreibung der Stadt an und hat eine Woche vor Ablauf der Angebotsfrist am 31. März am LVwG einen Antrag auf Nachprüfung der zivilrechtlichen Vergabe der Fiakerstandplätze eingebracht. Am 1. April hat das LVwG auf Antrag des Unternehmers eine einstweilige Verfügung erlassen. Solange das Nachprüfungsverfahren anhängig ist, darf die Stadt keine zivilrechtliche Vereinbarung mit den Fiakern abschließen. Der Ablauf der Bewerbungs- bzw. Angebotsfrist sei unterbrochen, heißt es in dem Gerichtsbeschluss.

In einer Pressekonferenz, die Hofbauer am 12. April 2023 gemeinsam mit dem Verein gegen Tierfabriken (VGT) in Salzburg abhielt, führte der Anwalt des Deutschen vergaberechtliche Mängel ins Treffen. Es sei intransparent, nach welchen Kriterien die Stellplätze vergeben würden. Die Plätze dürften nicht durch einen zivilrechtlichen Vertrag vergeben werden, vielmehr handle es sich um eine Konzessionsvergabe, nach der die Fiaker im Interesse der Stadt auch Touristen kutschieren müssten. Demnach sei das Bundesvergabegesetz Konzessionen anzuwenden. Die Vergabe sei zudem nicht rechtens, weil die Stadt die Tierschutzbestimmungen im neuen Vertrag im Vergleich zum derzeit noch geltenden stark reduziert habe. So seien für die Pferde nach Arbeitstagen keine Ruhetage mehr vorgesehen. Die Regelung, wonach die Pferde ab 35 Grad hitzefrei bekommen sollen, sei gestrichen worden. Hofbauer präsentierte ein von seiner Anwaltskanzlei in Auftrag gegebenes privates Rechtsgutachten. Der Autor kommt zum Schluss, dass beim Abschluss von Verträgen mit Fiakerunternehmern durch die Stadt Salzburg die Pflicht bestehe, das Tierwohl zu berücksichtigen.

"Hier wird versucht, eine Konzessionsvergabe zu konstruieren. Wir vergeben keine Konzession, wir vergeben lediglich die Standplätze", sagt Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP). Jeder Fiaker, der wolle, dürfe in Salzburg mit seiner Kutsche fahren. Der Tierschutz sei Bundessache. "Wir können als Stadt keine Maßnahmen festlegen." Der neue Vertrag sieht stattdessen vor, dass der Amtsveterinär alle zwei Wochen unangemeldet eine veterinärmedizinische Überprüfung durchführt.[10]

Kurioses

Im Laufe der Jahre gab es schon mehrmals Debatten über die Fiakerpferde: Ob ihre Hufe nicht den honiggelben Belag in der Hofstallgasse vor den Salzburger Festspielhäusern beschädigen könnten, ob man die Hufe zwecks Schalldämmung einhüllen sollte oder ob die Pferde einen Mistkübel hinten angehängt bekommen sollten. Letzteres Problem wird mit einer eigens dafür angestellten Personen geklärt, in dem diese, die "Rossknödelsammler" ("Wegemachern"), mit einem Fahrrad, das einen Behälter vorne hat sowie mit Besen und Schaufel ausgerüstet ihre Runden zum Einsammeln des Pferdemists durch die Altstadt ziehen. Acht Mal im Jahr holt sich Bauer Martin Badegruber aus Hallwang die acht Kubikmeter Mist aus dem Container ab, in dem die Rossäpfel gesammelt werden. Zumindest jener Teil, der noch verbleibt. Denn zahlreiche Salzburger schätzen den Pferdemist als Dünger in ihrem Garten und warten oft schon auf die Rückkehr des Rossknödelsammlers. Rund 200 Kilo von diesem wertvollen Mist werden täglich eingesammelt.

Sprichwort

"Du bist das beste Pferd im Stall, du machst den meisten Mist" ist keine Beleidigung, sondern ein Kompliment. Es drückt aus, dass eine Person die Leistungsfähigste oder Tüchtigste einer Gruppe ist.[11] Dieses Sprichwort nimmt Bezug auf den Mist, der früher nicht nur ein wichtiges Düngemittel war, sondern vor allem ein wertvolles Brennmaterial.

Reinigungsprobleme

Die 14 Fiakergespanne (Stand November 2022) hinterlassen in der Salzburger Altstadt Mist, Urin und durch Hufeisen verursachte Schrammen auf dem Straßenbelag. Nachdem die im Mai 2011 vorgestellte Reinigungsmaschine wegen zu hoher Kosten nicht angeschafft wurde, gab es im Winter 2011/2012 und Frühjahr 2012 eine Testphase mit einem adaptierten Modell der umstrittenen "Pferdewindeln" und ein mit Kautschuk ummanteltes Hufeisen zur Schonung des Asphalts.

Die Kosten für die Reinigungsmaschine, des "Multicars", hätte laut Fiakerobmann Franz Winter an die 150.000 Euro gekostet. Darüber hinaus hätte das Gerät in der Münz- und Gstättengasse zur Reinigung der gesamten Fahrbahn dreimal hin und her fahren müssen. Im Winter wäre das Wasser in der Maschine gefroren, im Sommer wäre sie während der Jedermann-Aufführung zu laut gewesen waren die Argumente gegen die Maschine seitens der Fiaker.

Mit den "Wegemachern", die mit Dreirädern durch die Gassen radeln und den Mist in eine Kiste schaufeln, würde man ohnehin das Auslangen finden, so der Fiakerobmann. Gute Erfahrungen gebe es auch mit dem Wasserschlauch zum Spülen des Urins. Ein Wasseranschluss befindet sich im Festspielbezirk am Herbert-von-Karajan-Platz, ein zweiter sollte an der Staatsbrücke installiert werden. Ein Orangen- und Zitronenduft, den die zweibeinigen Straßenreiniger versprühen, sorgt für angenehmen Geruch für Anrainer und Passanten. Durch den Einsatz der drei Wegemacher im Jahr 2011 waren die Beschwerden wesentlich weniger geworden.

Von Pferdewindeln hält der Fiakerobmann nicht viel - obwohl nun eine neue Variante einer Tiroler Firma ausprobiert wurde und die ressortzuständige Baustadträtin Claudia Schmidt (ÖVP) das Anbringen von Pooh-Bags weiterhin favorisierte. Bisher hätten die an der "Hinterhand" der Pferde angeschnallten Säcke zum Einfangen der Rossknödel nicht das erwünschte Ergebnis erzielt, "es fällt immer wieder Mist auf die Straße", sagte Winter. Bisher wurden die Tiere auch immer wieder wund gescheuert, die Sets rutschten unter die Beine. "Auch das Geruchsproblem bringt man mit den Pooh-Bags nicht in den Griff."

Was die Schäden an der Fahrbahn durch die Hufeisen betrifft, wurden durch den Verzicht auf Stollen schon Fortschritte erzielt. Auf Wunsch der Stadträtin wurden die Pferde ab 2012 mit flachen Eisen beschlagen. "Die Lebensdauer der Fahrbahnbeläge wird dadurch erheblich verlängert, die Kosten werden gesenkt", sagte Schmidt. Ohne Fiakerbelastung halte die Asphaltdecke 15 bis 20 Jahre, mit Fiakerbelastung nur sieben bis zehn Jahre. Durch den Wegfall der "Widiastollen" rechne man mit einer Verkürzung der Lebensdauer um nur mehr zehn bis 20 Prozent. Das müsse allerdings erst in der Praxis bewiesen werden, erklärte Schmidt.

Ein spezielles Hufeisen der schwedischen Firma "Öllof", das neu auf dem Markt gekommen war, sollte eine weitere Verbesserung bringen. Auf dem Pferdefest Amadeus Horse Indoors Anfang Dezember 2011 in Salzburg nahmen die Fiaker Kontakt mit dem Unternehmen auf. Hufeisen, dessen Stahlkerne mit Kautschuk-Material überzogen waren und die auf dem Asphalt keine Spuren mehr hinterlassen sollen, wurde testweise ausprobiert. Der Fiakerobmann hielt seine Skepsis aber nicht hinterm Berg: "Die Politik hat keine Ahnung von der Materie Pferd. Die neuen Hufeisen sind orthopädische Beschläge für Reitpferde, die für weiche Böden, aber nicht für den Asphalt ausgelegt sind." Dennoch waren die Fiaker bereit, die neuen Beschläge zu testen - auf ihre Lebensdauer und Rutschfestigkeit. Salzburg möchte offenbar Vorreiter sein. Die Stadt Wien blickte mit ihren 100 Fiakern interessiert nach Salzburg, wie dort die Probleme gelöst werden, hieß es aus dem Magistrat Salzburg.

Quellen

  • Beitrag "Rossäpfel" in den "Salzburger Nachrichten" vom 26. Juli 2007
  • www.salzburg.com/online/salzburg/aktuell/Fiaker-gegen-Reinigungsmaschine.html... Link war bei einer Überprüfung am 24. November 2022 nicht mehr abrufbar
  • Peter Krackowizer

Einzelnachweise

  1. Quelle ANNO, Intelligenzblatt von Salzburg, Ausgabe vom 14. Jänner 1804, Seite 2]
  2. Quelle ANNO, Intelligenzblatt von Salzburg, Ausgabe vom 12. Oktober 1805, Seite 8
  3. Quelle ANNO, Neue Salzburger Zeitung, Ausgabe vom 20. Dezember 1855 Seite 1
  4. Quelle ANNO, Salzburger Zeitung, Ausgabe vom 31. März 1856, Seite 1
  5. siehe ANNO, Salzburger Zeitung, Ausgabe vom 1. April 1856, Seite 5
  6. Quelle ANNO, Salzburger Zeitung, Ausgabe vom 4. August 1869, Seite 3
  7. Quelle www.salzburg24.at vom 7. August 2018, abgefragt am 10. August 2018
  8. Quelle www.salzburg24.at vom 9. August 2018, abgefragt am 10. August 2018
  9. www.sn.at, 24. November 2022
  10. www.sn.at, 13. April 2023
  11. www.dwds.de bestes Pferd im Stall