Friedensreich Hundertwasser

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Von links: Ernst Fuchs, Arik Brauer, Friedensreich Hundertwasser, 1975 by Gert Chesi.

Friedensreich Hundertwasser, mit bürgerlichem Namen Friedrich Stowasser (* 15. Dezember 1928 in Wien; † 19. Februar 2000 an Bord des Kreuzfahrtschiffes "Queen Elizabeth 2" bei Neuseeland), war ein österreichischer Künstler.

Salzburg-Bezug

1988 quartierte sich der Maler einen Sommer lang im Steinlechner in Salzburg-Parsch ein und startete von hier aus seine Aktion gegen die "Europäisierung" der österreichischen Nummerntafeln. Damals war die Planung der Umgestaltung von schwarzen auf weiße Nummerntafeln angelaufen. Hundertwasser argumentierte damit, dass die schwarze Grundfarbe die Identität Österreichs sei und bleiben müsse.

Für das Rupertinum in der Altstadt von Salzburg schuf er in den Jahren 1982 bis 1987 den "Zungenbart" (Keramikflächen) der Außenfenster.[1] Der Vorschlag war vom Salzburger Architekten Gerhard Garstenauer gekommen. Im Vorfeld kam es zu Diskussionen. Mitglieder der Salzburger Altstadtkommission äußerten sich skeptisch und ließen ein maßstabsgetreues Modell an der Hauswand des Rupertinums anbringen.[2] Auf einer Pressekonferenz am 5. Februar 1982 stellten der Leiter der Graphischen Sammlungen Rupertinum, Otto Breicha, und der Architekt des Hauses, Gerhard Garstenauer, in der Galerie Welz erstmals die Entwürfe für Fassadengestaltung, wie sie Hundertwasser ersonnen hatte, vor. Diese Entwürfe waren dann einige Wochen lang in den Auslagen der Galerie zu sehen. In Medien war schon die Rede von einem "Hundertwasser-Disneyland". Bei der Pressekonferenz wies Breicha darauf hin, dass Hundertwasser bisher unentgeltlich gearbeitet und sogar auf das vereinbarte "symbolische Honorar" von 10.000 Schilling verzichtet hatte. Ernst Ziegeleder, der Präsident des Salzburger Stadtvereins, berief sich als einer der Gegner des Projekts vor allem auf das Altstadterhaltungsgesetz. Er wandte sich gegen die "Entfremdung" dieses Gebäudes im Ensemble der Altstadt. Die ganze "Kalamität" sei nur durch die missglückte Färbelung entstanden. Ziegeleder musste aber auch zugeben, dass bei der Anbringung von Hundertwassers "Bärten" die Fassade durchaus erhalten bleibt. Dennoch müsse man auch "Beispielsfolgen" im Blick haben.[3]

Mit 30. April 1982 legte dann Hundertwasser seine endgültigen Entwürfe für die "Zungenbärte" vor.[4]

Am 5. Juli 1982 war Landeshauptmann Wilfried Haslauer senior zu einem Gespräch mit Hundertwasser in Wien. In diesem Gespräch hatte Hundertwasser vorgeschlagen, zunächst die Hofseite des Rupertinums probeweise nach seinen detailliert ausgearbeiteten Plänen zu gestalten. Sollte es dann gewichtige Gründe für die Ablehnung geben, könnten die Spiegelfliesen ohne Schaden für das Gebäude wieder abgenommen werden. Als Probezeitraum nannte Hundertwasser fünf Jahre. Landeshauptmann Haslauer wollte dann im Herbst zu einem Gespräch zwischen Hundertwasser und dem Kunsthistoriker Prof. Hans Sedlmayr, der zu den prononcierten Gegnern der Lösung für das Rupertinum gehört, einladen. Haslauer stellte Hundertwasser einen allfälligen Trost in Aussicht: Der Künstler könnte eventuell an der Gestaltung des Neubaus für die Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Salzburg mitwirken, die zu jener Zeit in Freisaal errichtet wurde.[5]

Gegen Ende September 1982 sprach sich dann die Sachverständigenkommission für die Salzburger Altstadterhaltung nach Besichtigung der angebrachten Muster und aufgrund der eingereichten Plänen gegen die Gestaltung mit "Zungenbärten" aus. Sollte um die Anbringung der Spiegelfliesen in Gold und Silber angesucht werden, sei mit keiner Zustimmung zu rechnen. Die Kommission stützte sich auf § 3 des Altstadterhaltungsgesetzes, nach dem diese Gestaltung eines historischen Baues nicht zulässig ist sagte der Sprecher der Kommission, Architekt Klaus Franzmair.[6]

Anlässlich der Eröffnung des Museum Rupertinums am 5. Februar 1983 bot Hundertwasser in einem Telegramm aus Neuseeland neuerlich seine Dienste an. Er versicherte, er sei kein Zerstörer, sondern habe im Sinn, den Ruhm der Stadt zu vermehren.[7]

Fast auf den genau zwei Jahre, nachdem Hundertwasser seine endgültigen Entwürfe vorgelegt hatte, suchte das Land Salzburg Ende April 1984 um die Anbringung der "Zungenbärte" an der Fassade im Innenhof des Rupertinums an. Die "Zungenbärte" die von Peter Maringer aus Mattsee angefertigt worden waren, waren im obersten Geschoss des Gebäudes an Innenwänden zu sehen. Zwar hatte Hundertwasser auf sein Honorar verzichtet, jedoch hatte die Herstellung der Spiegelfliesen 200.000 Schilling gekostet.[4]

Im Frühjahr 1987 gab es im Museum Rupertinum eine Ausstellung von Werken von Hundertwasser. Aus diesem Grund wurden die "Zungenbärte vorübergehend" an der Fassade des Innenhof angebracht. Das dauerhaften Anbringen war bisher am Widerstand der Behörden gescheitert.[8] Bei der Eröffnung einer Ausstellung des Künstlers Peter Maringer am 8. April 1987 setzte sich Landesrat Arno Gasteiger für eine liberale Auslegung oder Änderung des Altstadterhaltungsgesetzes ein, um doch noch die Anbringung der "Zungenbärte" zu ermöglichen.[9]

2000 entzweiten die "Zungenbärte" nach wie vor die Geister. Alfred Winter, ÖVP-Gemeinderat und Beauftragter für kulturell Sonderprojekte im Land Salzburg erinnerte an den "innigsten Wunsch von Friedensreich Hundertwasser an die Stadt Salzburg, das Provisorium der Zungenbärte am Rupertinum fix zu montierten." Doch der Kunsthistoriker der Erzdiözese Salzburg, Johannes Neuhardt, sagte "herunter damit! Auf ein Renaissancehaus gehören keine Außendekorationen." Andere wiederum waren Hundertwasser dankbar für die "Zungenbärte" am Rupertinum. Ex-Gemeinderat Anton Bucek (ÖVP) riet dem damaligen Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ), den kurz zuvor verstorbenen Künstler posthum zu ehren. Nach Möglichkeit mit einer "Friedensreich Hundertwasser Allee" zwischen Aigner Straße und Finanzamt.[10]

Während die Spiegelfliesen offenbar genehmigt worden waren, waren die Zungenbärte 2000 immer noch als "Provisorium" ohne tatsächliche Genehmigung im Jahr 2000 angebracht.[11] Aus den den einsehbaren Quellen geht nicht klar hervor, ob und wann nun die "Zungenbärte" genehmigt wurden.

2003 wurde der Österreich-Brunnen in der Gartenanlage des Grandhotel Zell am See errichtet.

Weiterführend

Für Informationen zum Thema Friedensreich Hundertwasser, die über den Bezug zu Salzburg hinausgehen, siehe zum Beispiel den Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum selben Thema.

Quelle

Einzelnachweise

  1. www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 24. November 1981, Seite 9
  2. www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 15. Dezember 1981, Seite 5
  3. www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 6. Februar 1982, Seite 5
  4. 4,0 4,1 www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 4. Mai 1984, Seite 7
  5. www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 9. Juli 1982, Seite 9
  6. www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 21. September 1982, Seite 5
  7. www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 7. Februar 1983, Seite 8
  8. www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten" Ausgabe vom 26. März 1987, Seite 1
  9. www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 10. April 1987, Seite 13
  10. www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 26. Februar 2000, Lokalteil Seite 12
  11. www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 24. Februar 2000, Lokalteil Seite 8