Geschichte des Benediktiner-, Staats- und Akademischen Gymnasiums

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Das − im Jahr 1964 so benannte − Akademische Gymnasium Salzburg blickt auf eine vierhundertjährige Geschichte als Benediktiner-, Staats- und Akademisches Gymnasium zurück.

1617 bis 1816

Salzburgs erstes und lange Zeit einziges Gymnasium wurde unter der Ägide des Fürsterzbischofs Markus Sittikus Grafen von Hohenems im Jahr 1617 gegründet, um Anwärter für die zu gründende Benediktineruniversität heranzubilden. Zusammen mit Gründung der Benediktineruniversität Salzburg am 20. September 1617 wurde Markus Sittikus von Hohenems auch das Schola Sancti Petri gegründet, um Anwärter für die Universität heranzubilden. Es befand sich dort, wo heute der Stiftskeller steht.

Träger des Gymnasiums und der bald darauf gegründeten Universität war eine Konföderation süddeutscher Benediktinerklöster unter der Ägide des Stiftes St. Peter.

Zunächst war das Gymnasium in den neu erbauten Gebäuden des Fürsterzbistums unterbracht. Im Frauengarten, der von Stift St. Peter schon 1599 an den Fürsterzbischof abgetreten worden war, erfolgte am 14. Mai 1618 der Baubeginn mit der Grundsteinlegung am Sacellum. Nachdem noch 1618 der erste Gebäudetrakt der Alten Universität am Universitätsplatz fertiggestellt war, übersiedelte das Gymnasium dorthin in den zweiten Stock.[1] Im Schuljahr 1617/18 betrug die Schülerzahl 147, im darauffolgenden Schuljahr bereits 307.

Auch das Collegium academicum, die Unterkünfte für die Professoren, wurde gebaut und konnte 1621 bezogen werden. Danach kam der Bau nur schleppend voran. 1631 wurde die Große Aula fertiggestellt. Erst 1655 wurde das Studiengebäude der Alten Universität fertiggestellt.

In der Folge wurde das Gymnasium der 1620 gegründeten Universität angegliedert. Die Schüler wurden in die Matrikel der Universität eingetragen, denn das Gymnasium war ja als unmittelbare Vorstufe zur Universität anzusehen.

1625 wurde die Schola St. Petri, aus der sich das Humanistische Gymnasium entwickeln sollte, der neu gegründeten Universität angegliedert und im sogenannten Studiengebäude am Universitätsplatz im zweiten Stock eingerichtet.

Für bedürftige Schüler stiftete Markus Sittikus' Nachfolger Paris Graf Lodron zwei Konvikte, das Collegium Marianum (1645) und das Collegium Rupertinum.

Der Präfectus Gymnasii, der Schulleiter, war dem Rektor der Universität unterstellt und gehörte dem akademischen Senat an. Das Gymnasium war die Vorstufe der Universität und mit dieser eng verbunden. Die Schüler und Studenten wurden im Collegium Marianum und im Collegium Rupertinum, später auch im Collegium Virgilianum versorgt.

Das Gymnasium wurde als Lateinschule gegründet. Der Unterricht wurde ausschließlich in Latein abgehalten. Die Vorbereitung darauf war die Principii oder die parva schola für Kinder, deren Eltern keinen teuren Privatunterricht bezahlen konnten. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts nahm die Gepflogenheit, in der Schule Latein als Umgangssprache zu verwenden, ab.

Das Gymnasium bestand aus sechs Klassen:

  1. Principii, die Vorbereitungsklasse, die von der eigentlichen Schule getrennt war,
  2. Rudimenta,
  3. Grammatica,
  4. Syntaxis,
  5. Poesis und
  6. Rhetorica.

Jede Klasse hatte ihren eigenen Lehrer, der alle Fächer unterrichten musste. Von 1741 an führte der Lehrer seine Klasse bis zur Poesis.

Die Unterrichtsgegenstände waren: Religion, Latein, Griechisch, Deutsch, Geografie, Geschichte und Mathematik, in den ersten zwei Klassen auch Kalligraphie und in den ersten vier Orthographie.

Große Aufmerksamkeit galt der lateinischen Sprache: Ab der Rudimenta-Klasse durften die Schüler miteinander nur noch lateinisch sprechen, später mussten sie auch lernen, lateinische Briefe, Epigramme und Elegien zu schreiben. Alljährlich wurden Theaterstücke in lateinischer Sprache aufgeführt. Dies geschah traditionell am Ende des Schuljahres, und ein Professor wurde zum Comicus bestimmt, dem die Abfassung der Stücke oblag.

Als Salzburg 1810 Teil des Königreichs Bayern wurde, wurde die Universität aufgehoben und zum Lyzeum herabgestuft, das Gymnasium indes vom Staat übernommen und nach dem bayrischen System neu geordnet.

1816 bis 1918

Im Jahr 1816 musste das Königreich Bayern das Land Salzburg großteils an Österreich abtreten. Im darauffolgenden Jahr wurden die österreichischen Lehrpläne eingeführt. (Salzburg war an Oberösterreich angeschlossen, daher unterstand das Schulwesen bis nach 1850 der zuständigen Behörde in Linz.) Das Gymnasium hatte auch hier wieder sechs Klassen: die unteren vier hießen "Grammatikalklassen", die beiden oberen "Humanitätsklassen". Mit Ausnahme von Religion unterrichtete in jeder Klasse ein Lehrer alle Fächer, die Professoren stammten aus den Benediktinerklöstern St. Peter und Michaelbeuern. Sogenannte Monatsprüfungen sorgten für eine strenge Auslese, sodass auch während des Schuljahres eine größere Anzahl von Schülern die Schule verließ. Gegen Ende jedes Schuljahres wurden "Ehrenprüfungen" abgehalten. Nach diesen Prüfungen wurden in der großen Aula Zeugnisse und Preise verteilt. Diese Feier zeichnete der Erzbischof durch seine Anwesenheit aus.

Die Schülerzahl war für damalige Verhältnisse recht hoch; sie schwankte zwischen 556 (im Jahr 1821) und 229 (im Jahr 1832).

Dem sechsjährigen Gymnasialstudium folgte ein zweijähriger Kurs am Lyzeum; wer die Universität besuchen wollte, musste diesen absolvieren.

Nach der Revolution von 1848, im Jahr 1849, wurde die Organisation der österreichischen Gymnasien und Realschulen in Anlehnung an das preußische System neu geordnet.[2] Diese Organisation, die bis ins 21. Jahrhundert im Wesentlichen unverändert geblieben ist, brachte folgende Neuerungen:[3]

Das Gymnasium hatte nun acht statt sechs Klassen und führte unmittelbar zur Hochschulreife; es wurde die Matura als Abschluss des Gymnasialstudiums und zum Besuch einer Hochschule berechtigende Reifeprüfung eingeführt; das Klassenlehrersystem wurde durch das Fachlehrersystem ersetzt, das Amt eines Klassenvorstandes wurde geschaffen; um in eine höhere Klasse aufzusteigen, musste der Schüler am Jahresende die "Versetzungsprüfung" bestehen; Deutsch wurde zum Unterrichtsfach und mit Latein und Griechisch nahezu gleichwertig; aber noch im Lehrplan von 1900 stand Deutsch erst an vierter Stelle nach Religion, Latein und Griechisch (vgl. den Artikel "Humanistisches Gymnasium").

Seit 1918

Im Stadtplan von 1919 wird die Schule als "Bundes-Gymnasium, Universitätsplatz 1" angeführt.[4]

Im Jahr 1927 wurde ein neuer Lehrplan erlassen, der den naturwissenschaftlichen und künstlerischen Fächern wesentlich mehr Gewicht einräumte.

1933/34 gab es erstmals zwei Maturaklassen, 1938/39 sogar drei.

Der neue Lehrplan des Jahres 1935[5] gab dem altsprachlichen Unterricht wieder mehr Raum. Dieser Lehrplan galt bis 1962.

Im Zuge der großen Schulreform von 1962[6] erging ein neuer Lehrplan: Nun wurde Englisch als erste Fremdsprache eingeführt. Die Kunst und die Naturwissenschaften wurden zulasten der Geisteswissenschaften aufgewertet.

Tiefe Einschnitte brachten die NS-Zeit und der Zweite Weltkrieg. Nach dem Anschluss wurde Direktor Dr. Karl Schnizer seines Amtes enthoben. Schüler der oberen Klassen wie auch Professoren wurden zur deutschen Wehrmacht eingezogen, im Herbst 1944 saßen in der 8. Klasse nur 14 Schüler. Da das Studiengebäude als Lazarett diente, wurde das Gymnasium in die Schwarzstraße übersiedelt. Der Luftangriff vom 25. April 1945 beschädigte dieses Gebäude und beendete das Schuljahr.

Im Jänner 1946 konnte der Unterricht unter der Leitung des wieder eingesetzten Direktors Dr. Schnizer im Studiengebäude wieder aufgenommen werden, zunächst unter schwierigsten Bedingungen – es fehlten Heizmaterial, Schulbücher und für einige Gegenstände auch die Lehrer.

Ab 1949 nahm die Zahl der Schüler so sehr zu, dass immer mehr Klassen und ab 1969/70 alle Klassen parallel geführt wurden. Von 1950 bis 1955 stieg die Schülerzahl von 297 auf 406, bis 1970 immerhin noch auf 490, bis 1975 – nach dem Wegfall der Aufnahmsprüfung – sogar auf 696. Seit dem Schuljahr 1964/65 besuchen auch Mädchen die Schule, mittlerweile bilden sie in vielen Klassen die Mehrheit.

Im Jahre 1964 wurde die Bezeichnung der Schule auf "Akademisches Gymnasium" geändert.

In den Weihnachtsferien 1975 übersiedelte das Akademische Gymnasium aus dem Studiengebäude am Universitätsplatz auf den Südhang des Rainbergs.

2014 wurde mit dem Neubau des Akademischen Gymnasiums begonnen, das für die Zeit des Baus in die ehemals von der Universität Salzburg genutzten Gebäude am Mühlbacherhofweg in Nonntal umzieht. Im Frühjahr 2017 sollen die Renovierungsarbeiten in der Sinnhubstraße abgeschlossen sein.

Direktoren

Schulleiter waren von 1617 bis 1850 die Praefecti Gymnasii.

Hauptartikel Präfekten des Benediktiner-Gymnasiums

Direktoren des Salzburger Staatsgymnasiums (Akademischen Gymnasiums) seit 1850:

Hauptartikel Akademisches Gymnasium Salzburg

Quellen

  • Von der Gründung der Schule bis 1848 und Direktoren des Akademischen Gymnasiums (Quelle http://migration.akadgym.salzburg.at/download/Geschichte_der_Schule.pdf) aufgerufen am 30. Dezember 2015, war bei einer Kontrolle am 10. Dezember 2020 nicht mehr abrufbar

Einzelnachweise

  1. Quelle diglib.tugraz.at Universitätsgebäude in: Die profanen Denkmale der Stadt Salzburg‎‎
  2. Schreiben des Ministers des Cultus und Unterrichts, wodurch einige Bestimmungen des Entwurfes der Organisation der österreichischen Gymnasien und Realschulen ohne Verzug in Wirksamkeit gesetzt werden, RGBl. Nr. 37/1849, und Verordnung des Ministeriums für Cultus und Unterricht, wirksam für alle Kronländer, womit die Allerhöchsten Bestimmungen über die Organisation der Gymnasien kundgemacht werden, RGBl. Nr. 315/1854.
  3. Vgl. den Wikipedia-Artikel "Gymnasialreform 1849".
  4. Quelle: Verzeichnis zum Stadtplan aus dem Jahr 1919 von Emil Hettwer, in: Historischer Atlas der Stadt Salzburg, Blatt IV Öffentliche und sonstige Einrichtungen. Salzburg an der Wende von der Monarchie zur Republik. Verzeichnis zum Plan Seite 11
  5. Verordnung des mit der Leitung des Bundesministeriums für Unterricht betrauten Bundeskanzlers, betreffend die Festsetzung der Lehrpläne für die Mittelschulen, BGBl. Nr. 285/1935.
  6. Vgl. z. B. Bundesverfassungsgesetz vom 18. Juli 1962, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung von 1929 hinsichtlich des Schulwesens abgeändert wird, BGBl. Nr. 215/1962; Bundesgesetz vom 25. Juli 1962 über die Schulorganisation (Schulorganisationsgesetz), BGBl. Nr. 242/1962.
Schulwesen (Geschichte)