Kolpinghaus Hallein

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Das Kolpinghaus Hallein ist ein Jugendwohnhaus in der Halleiner Altstadt.

Geschichte

Im historischen Zentrum der Stadt Hallein, am Schöndorferplatz, wurde ein denkmalgeschütztes Häuser-Ensemble (Schöndorferplatz 2 bis 5) revitalisiert. Darin ist ein Jugendwohnhaus für Schüler, Lehrlinge und Studierende untergebracht. Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes wurden zwei weitere Häuser, Nr. 10 und Nr. 11, für den Betrieb renoviert. Diese insgesamt sieben Häuser bieten für 180 junge Menschen Platz.

Als Mieterin wurde die Kolpinghaus Hallein GmbH gefunden, die dort seit 2008 ein Heim für Schüler betreibt. Gesellschafter sind der Verein Kolping Österreich (70 Prozent) und Kolpingfamilie Hallein (20 Prozent) sowie die Stadtgemeinde Hallein (zehn Prozent).

Am 18. Oktober 2008 wurde das Kolpinghaus Hallein offiziell eröffnet. In der 150-jährigen Geschichte der Kolpingfamilie Hallein stellt das Kolpinghaus Hallein neben ihren Projekten wie dem damals noch bestehenden Haus Mirjam für Frauen, die Opfer familiärer Gewalt wurden, und einem Integrationsprogramm für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche, einen weiteren Meilenstein dar. Bei den Eröffnungsfeierlichkeiten betonte Kolping-Präsidentin Christine Leopold, dass mit der Eröffnung dieses Hauses die Kolpingfamilie wieder zu ihren Kernkompetenz zurückkehrt. Nämlich Jugendliche auf deren Weg in ihre berufliche Zukunft zu unterstützen und zu begleiten.

Fünf der insgesamt sieben alten Bürgerhäuser, in denen sich das Kolpinghaus befindet, liegen an der Westseite des Schöndorferplatzes. Dieser hieß bis zum 17. Juli 1900 "Oberer Markt" bzw. "Marktplatz" genannt. Denn bei einem Teil dieses Platzes handelt es sich vermutlich um den ältesten Marktplatz der Salinenstadt, vormals als "die Lauben" genannt. Die Bezeichnung des Platzes änderten sich mehrmals: so waren auch die Bezeichnungen "Richter-" und zuletzt "Stadtrichterplatz" gebräuchlich. Das Amt des Stadtrichters ist in Hallein seit 1272 nachgewiesen, Amtssitz war im Haus Schöndorferplatz 119, heute Nr. 4 - Teil des Kolpinghauses.

Bei den Renovierungsarbeiten wurden einige interessante Details wieder freigelegt. So zum Beispiel etwa eine bunte Spiegelschrift an einer Zimmerdecke im Haus Nr. 10. Experten versuchen das Rätsel dieser spiegelverkehrt geschriebenen Inschrift zu entziffern. Weiters fand man historisch wertvollen Decken, Dachstöcke und Türrahmen aus der Zeit des Barock. Bis zu 140 Schichten verschiedenen Materials wurde in den Räumen abgenommen um zum historischen Kern vorzustoßen. Adneter Marmor in Stiegen, Geländern und Verzierungen ist in allen Bürgerhäusern zu finden.

Auch der ehemalige "Scheicher-Saal" in den Räumen des ehemaligen Gasthofs Scheicher (Scheicher Bräu) Haus Nr. 3 wurde revitalisiert und wird als Veranstaltungssaal genutzt werden. Das so genannte "Altdeutsche Stübl" im ehemaligen Scheicher Bräu, das mit Holz vertäfelt ist, steht unter Denkmalschutz.

Im Haus Nr. 1 wurde ein Raum revitalisiert, der den Charakter einer Kapelle aufweist aufgrund seiner Marmorsäule in der Mitte und einer Wandeinbuchtung mit darüber befindlichen Kreuz. Im selben Gebäude konnte ein alter Kachelofen wieder hergestellt werden. In einem anderen Haus wiederum wurde eine jüngere, eingezogene Mauer abgetragen und eine Marmorsäule kam zum Vorschein. Ein anderer Saal erinnert durch seine Säulen und Bogengänge an die Max-Gandolph-Bibliothek in der Salzburger Altstadt.

Bei den Restaurierungsarbeiten musste teilweise 120 Farbschichten abgetragen werden.

Infrastruktur des Hauses

In einem Gebäude wurde die Gastronomie mit einem Selbstbedienungs-Restaurant untergebracht, es gibt mehrere Rollstuhl gerechte Zimmer, Musikproberäume, einen Studierraum, Gemeinschafts- und Freizeiträume, Teeküchen, Veranstaltungs- und Seminarräume, einen Raum mit einer Waschmaschine und Trockner, Fahrradabstellplätze in der Garage und anderes mehr.

Zimmerausstattung

Das Kolpinghaus Hallein ermöglicht individuelles Wohnen, denn jeder Zimmergrundriss ist anders. Allen Zimmern gemeinsam ist die umfassende Möblierung. Dazu zählen ein Qualitätsbett, ein großzügiger Schreibtisch mit Rollcontainer, geräumige Regale und Ablagemöglichkeiten und ein Kühlschrank. Es gibt Technikanschlüsse für Telefon, Breitband-lnternet und TV sowie einen Sanitärbereich mit Dusche, Waschbecken und WC.

Sommerhotel

Seit 2009 öffnete das Kolpinghaus Hallein in den Sommermonaten auch als Sommerhotel. In den Monaten Juli und August kann man in den alten Gebäuden zu günstigen Preisen übernachten.

Veranstaltungsräume

Der ehemalige "Ballsaal" des "Scheicher-Bräus", der sogenannte "Scheicher-Saal", wurde ebenfalls restauriert und bietet bestuhlt rund 200 Personen Platz. Eine komplett ausgestattete Küche für Catering ist ebenfalls neben der heimeigenen Küche vorhanden. Weiters werden kleinere Räume, je nach Hausauslastung, für Seminare und andere Veranstaltungen vermietet werden.

Finanzierung

Was sich seit der Eröffnung wie ein roter Faden durchzieht, sind die finanziellen Schwierigkeiten. Einerseits erwies sich die Sanierung der denkmalgeschützten Häuser aus dem 13. Jahrhundert als deutlich kostenintensiver als geplant. Andererseits blieb die Auslastung des Schülerheims in den ersten Jahren hinter den Erwartungen zurück. Und es stellte sich mit den Jahren heraus, dass der ursprüngliche Businessplan zu optimistisch gewesen sein dürfte.

Die Gesamtsumme der Finanzierung betrug 14,179.000 Euro, das Direktdarlehen des Landes Salzburg aus der Wohnbauförderung 7,870.898,40 Euro. Die nicht rückzahlbare finanzielle Zuschüsse des Bundes betragen etwa 2,7 Mio. € von Bundesdenkmalamt und Schülerheimförderung, der Stadtgemeinde Hallein etwa 1,6 Mio. € und des Landes Salzburg knapp 0,5 Mio. €. Die Umbauarbeiten wurden von der Baugesellschaft Heimat Österreich ausgeführt. Eine anhand von Bilanzen von vier vergleichbaren Kolpinghäusern erstellte Wirtschaftlichkeitsstudie ergebe eine Finanzkraft aus dem Wirtschaftsbetrieb des Heimes von zirka 242.000 Euro pro Jahr.

Nach anfänglicher schwacher Auslastung im ersten Betriebsjahr erreichte das Kolpinghaus zwar 2010 eine deutlich bessere Auslastung. Dennoch kämpft das Haus seit Eröffnung mit finanziellen Problemen. So seien die Kosten pro Bett, die mit 9.084 Euro von der Heimat Österreich errechnet waren, die den Umbau als Eigentümerin der Häuser durchführte, nun doch deutlich höher, da die denkmalgeschützten Gebäude deutlich höhere Revitalisierungskosten verschlangen. 2010 wurde neuerlich mit dem Bund um eine Erhöhung der "Bettenförderung" verhandelt. Zugesagt waren ursprünglich 1,6 Millionen Euro für 180 Betten. Die Heimat Österreich versuchte eine Erhöhung auf 1,7 oder 1,8 Millionen Euro zu erreichen, was einer Bettenkapazität von 190 bis 200 entspräche.

2019 wurde ein Verlust von 100.000 Euro jährlich öffentlich. Die Lücke konnte schließlich gefüllt werden. Doch auch die Teuerung der vergangenen Jahre, insbesondere bei den Energiekosten, sorgt für Probleme. Seit seiner Eröffnung im Jahr 2008 ist es nie gelungen, das Halleiner Kolpinghaus mit einer schwarzen Null zu führen. Im September 2024 hatte dann Kolping Österreich den Mietvertrag gekündigt. Die Kündigungsfrist beträgt ein Jahr, bis zum Sommer 2025 ändert sich daher nichts. Man sei in Verhandlungen mit den Gesellschaftern und "allen Einrichtungen und Institutionen, die ein Interesse am Kolpinghaus haben" - also mit der Stadtgemeinde Hallein, dem Land Salzburg, der Heimat Österreich und der Erzdiözese Salzburg. Diese beteiligt sich seit 2019 mit einem Betrag von 25.000 Euro pro Jahr am finanziellen Abgang. Hintergrund ist die Rolle der Erzdiözese als Erhalterin der Modeschule. Und zwei Drittel der 183 Kolpinghausbetten werden von Modeschülerinnen genutzt. Der Rest entfällt auf Schüler der Halleiner HTL.

Es habe bereits ein Treffen aller Beteiligten bei der für Schulen zuständigen Landesrätin Daniela Gutschi (ÖVP) gegeben. Aus Gutschis Büro heißt es, dass das Land dem Kolpinghaus Hallein seit dem Schuljahr 2022/23 jährlich mit 30.000 Euro unter die Arme greife und dass man "eine zukunftsfitte Lösung" finden wolle. Halleiner Bürgermeister Alexander Stangassinger (SPÖ), sagt, dass die Stadtgemeinde seit 2008 bereits rund 2,9 Millionen Euro in das Kolpinghaus Hallein investiert hat. In den vergangenen vier Jahren waren es 95.000 Euro pro Jahr. Wenn es nach ihm gehe, werde der jährliche Zuschuss wieder auf 70.000 Euro sinken, wie vor 2019.[1]

Über das Kolpingwerk in Österreich

Kolping Österreich ist ein christlich-sozialer Mitgliederverband, in dem sich Menschen engagieren, die gemeinsam mit anderen und für andere die Gesellschaft mit gestalten wollen. Kolping Österreich sieht dabei eine Aufgabe darin, für Schüler, Studenten, Lehrlinge und berufstätige Jugendliche, eine Wohnmöglichkeit während ihrer Ausbildung anbieten zu können. Es sieht seine Arbeit als Beitrag zur Lösung der sozialen Fragen unserer Zeit. Kolping Österreich ist aber mit ihren Sozialeinrichtungen auch für Menschen, die an den Rand gedrängt wurden, da: allein erziehende Mütter, Langzeit arbeitslose Jugendliche, Menschen mit Behinderung, drogenabhängige Jugendliche, Flüchtlinge und Menschen, die aus der Bahn geworfen wurden.

Kolping Österreich ist Mitglied des "Internationalen Kolpingwerkes", das heute in 61 Ländern der Welt mit mehr als 500.000 Mitgliedern vertreten ist. Der Verband gliedert sich in örtliche Gruppen, die so genannten Kolpingsfamilien, die wiederum in Diözesanverbänden zusammengefasst sind. Derzeit gibt es etwa 5.000 Kolpingfamilien weltweit. Kolping Österreich gehört zu den großen privaten Internatsträgern Österreichs. Dieser Bereich ist innerverbandlich auch das zahlenmäßig größte Tätigkeitsfeld.

Adresse

Karte
Kolpinghaus Hallein GmbH
Jugendwohnheim
5400 Hallein
Schöndorferplatz 3
Telefon: (0 62 45) 7 20 23
E-Mail: office@kolpinghaus-hallein.at

Weblinks

Quellen

Einzelnachweis

  1. www.sn.at, 25. September 2024: "Geldsorgen: Kolpinghaus Hallein kündigt Mietvertrag", ein Beitrag von Karin Portenkirchner