Pass Strub
Der Pass Strub befindet sich auf 675 m ü. A. und verbindet Lofer im Pinzgau, Saalachtal mit Waidring in Tirol.
Geschichte

In den Napoleonischen Kriegen 1809 wurde der Pass heftig umkämpft und von einem unter der Führung von Anton Wallner stehenden Aufgebot erfolgreich verteidigt. Reste der Grenzbefestigung gegen Tirol, Wachthaus, Sperrmauerreste und eine Kapelle sind auch heute noch zu sehen.
Am 9. August 1805 wurde die Koalition (England, Kaisertum Österreich, Ungarn, Portugal, Russland, Schweden, Neapel und die Türkei hatten sich im dritten Koalitionskrieg gegen Napoleon verbündet) unterzeichnet und gleichzeitig den Franzosen und den verbündeten Bayern der Krieg erklärt.
Erzherzog Johann von Österreich schloss die Tiroler Landmiliz mit einer Stärke von ca. 10 000 Mann der österreichischen Armee an. Ihre Aufgabe bestand darin, die Nordfront von Vorarlberg bis Lofer zu verteidigen. Ihre Gesamtstärke betrug ca. 34 000 Mann.
Viele Berufsoffiziere der österreichischen Armee lehnten es jedoch ab, mit Bauern, Bürgern und Tagelöhnern in den Krieg zu ziehen. Diese Einstellung wird als ein Hauptgrund für den schlechten Zustand der damaligen Tiroler Landesverteidigung gesehen. Die wichtigste Bastion der Landesverteidigung, die Schützenkompanien mit ihren ortskundigen und volksverbundenen Offizieren und den ausgezeichnet ausgebildeten und zu allem entschlossenen Männern und Frauen, waren aber intakt.
Am 14. Oktober 1805 verloren die Österreicher Schlachten in Süddeutschland und Oberitalien. Schließlich ging auch die Schlacht bei Ulm zugunsten Napoleon aus und die Franzosen rückten nun mit den verbündeten bayrische Einheiten Richtung Tirol vor, da dieses von großer strategischer Bedeutung war, weil es die Landverbindung nach Italien war.
Über Mittenwald wollte man nach Innsbruck vorstoßen, Salzburg sollte erobert werden, in der Folge dann Reichenhall, und über den Pass Strub wollte man Tirol von Osten her besetzen. Erzherzog Johann, Oberbefehlshaber von Tirol, versuchte, vom Pass Strub aus Reichenhall, das ja bayerisch war, zu besetzen. Er scheiterte jedoch und wurde geschlagen. Nun war der Weg nach Lofer und damit zum Pass Strub frei.
Die Bayern und Franzosen versuchten über den Pass in Tirol einzudringen, rechneten jedoch nicht mit dem massiven Widerstand, auf den sie stoßen sollten. Da ein großer Teil der Armee zum Schutz der Reichshauptstadt Wien abgezogen wurde, war Tirol wieder einmal fast auf sich allein gestellt. Eilig wurde nun der Landsturm einberufen, und die Tiroler Schützenkompanien übernahmen die Aufgaben der Armee.
Am 1. November 1805 rückten bayerische Truppen in Divisionsstärke (über 10.000 Mann samt Artillerie mit 13 Kanonen) über Bodenbühel und den Kniepass auf den Pass Strub vor. Der Befehlshaber der Bayern war General Deroy.
Die am Pass Strub eingesetzten Reste der österreichischen Armee, Landmiliz, Landsturm und Schützen leisteten erbitterten Widerstand und konnten vier Angriffe der Bayern abwehren. Feldmarschall-Leutnant Graf St. Julien, Befehlshaber der österreichischen Armee am Pass Strub, befahl den Landsturmverbänden und Schützenkompanien der Gerichte Kitzbühel und Itter unter dem Kommando des Landesmiliz-Majors Wenzel Graf von Wolkenstein, aus altem Tiroler Adel, die Berghänge zu sichern. Die österreichische Artillerie mit zwei Kanonen, einige Kompanien Infanterie sowie Tiroler Schützen verteidigten die Grenzfestung.
Kleinere Tiroler Schützenverbände (u. a. Waidring unter Skinner) gingen auf dem Gebiet der Kammerköralm und beim Steingassgraben in Stellung, wo es bei einem Umgehungsversuch der Bayern zu schweren Kämpfen kam. Die Landesverteidiger vermochten jedoch, diese Angriffe zurückzuschlagen.
Diese von Graf St. Julien und Mjr. Wolkenstein bzw. Wintersteller entworfene Strategie hielt vier schweren Angriffen der Bayern stand, denen auch die sechsfache Überlegenheit an Soldaten, Kanonen und Material nichts nützte. Der Pass Strub wurde demnach vom so genannten letzten Aufgebot erfolgreich verteidigt. Bemerkenswert bleibt, mit welcher Aufopferung Tiroler Landsturm und Schützen dieser schier unglaublichen Übermacht trotzten und den östlichen Eingang Tirols erfolgreich verteidigten.
Mit Steinlawinen, Gewehren, Sensen, Mistgabeln, Dreschflegeln - praktisch mit allem, was zur Verfügung stand - wurde das schier Unmögliche geschafft: Der Pass wurde gehalten, die Bayern in die Flucht geschlagen. Doch die Franzosen blieben in Tirol siegreich und konnten ohne Gegenwehr in Innsbruck einrücken. Einige Tage später wurde nun die Festung Kufstein von den wenig motivierten Österreichern mitsamt Proviant und Ausrüstung (in Kufstein waren die Waffen für die Tiroler Landmiliz gelagert) überstürzt an die Bayern übergeben. Erzherzog Johann zog nun alle noch in Tirol befindlichen Truppen ab. Die Tiroler Landesverteidiger wurden nach Hause geschickt, um weitere Verluste zu vermeiden.
Am 4. Dezember 1805 folgte der Waffenstillstand, am 26. Dezember wurde im "Frieden von Pressburg" Tirol an Bayern abgetreten.
Siehe auch
- Anton Wallner, der Freiheitskampf um Salzburg
- Joseph Struber, der Verteidiger vom Pass Lueg
2009 - 200 Jahre Kämpfe am Pass Luegg
2009 jährt sich das Ereignis am Pass Lueg zum 200. Mal. Anlässlich díeser 200-jährigen Wiederkehr der Kriegsereignisse 1809 in Werfen, Golling an der Salzach, Schneizlreuth, Lofer usw. erschien im Jahr 2009 ein Buch über die damaligen Geschehnisse mit neuen Erkenntnissen aus den Staatsarchiven Wien und München usw.