Phyllocnistis labyrinthella
Phyllocnistis labyrinthella (Phalaena Tinea labyrinthella Bjerkander, 1790: 134-135, Taf. VI, Fig. 1-2) ist eine Art aus der Ordnung Lepidoptera (Schmetterlinge), Familie Gracillariidae (Miniermotten oder Blatt-Tütenmotten).
Diagnose
Durch die nahezu vollständig weiße basale Hälfte der Vorderflügel ist P. labyrinthella von den anderen in Salzburg heimischen Phyllocnistis-Arten, ausgenommen Phyllocnistis xenia meist gut unterscheidbar. Auch die Minen an Zitterpappel (Populus tremula) sind sehr charakteristisch. Zum einen kommen an Zitterpappel keine anderen Phyllocnistis-Arten vor, zum anderen sind die Minen sehr auffallend und besitzen eine feine schwarze Kotlinie.
Verbreitung, Lebensraum und Phänologie[1]
P. labyrinthella wurde bisher erst wenige Male in Salzburg gefunden. Die auffallenden Minen mit Raupen fand Michael Kurz zuerst am 1. August 2005 in der Nähe von Eugendorf an einem sonnigen Waldrand sowie an einer vergleichbaren Stelle später auf dem Weg von Schwaighofen auf den Heuberg (Kurz & Kurz 2025). Beide Fundorte liegen in Zone I nach Embacher et al. 2024 (Alpenvorland und Flyschzone). Ein erster Nachweis in den Schieferalpen (Zone III) gelang schließlich noch Sabine Flechtmann in Natrun bei Maria Alm am Steinernen Meer, 2023 fotografierte Ernst Mosshammer eine Mine südlich von Saalfelden. Die Fundorte liegen in rund 450 bis 1150 m Höhe. Lebensraum der Art sind offensichtlich sonnige Wald ränder mit Schösslingen der Nahrungspflanze der Raupen, der Zitterpappel. Die Phänologie der Art ist bisher noch nicht ausreichend belegt, lediglich Raupenfunde aus dem August sind nachgewiesen (Kurz & Kurz 2025).
Nachbarfaunen
Nach Huemer (2013) fehlen in Österreich Nachweise aus Osttirol und Wien, in den anderen Bundesländern ist P. labyrinthella aber vertreten. In Oberösterreich ist die Art nur aus dem Mühlviertel und dem Alpenvorland bekannt (Klimesch 1990). In Bayern dagegen sind Funde aus allen vier Naturräumen nachgewiesen, obwohl die letzten Funde aus dem voralpinen Hügel- und Moorland (Alpenvorland) und den Alpen bereits aus der Zeit zwischen 1901 und 1970 datieren (Haslberger & Segerer 2016).
Biologie und Gefährdung
Nach heutiger Auffassung gilt P. labyrinthella als eigenständige Art (z. B. Karsholt & Nieukerken 2011), deren Raupen nahezu ausschließlich in den Blättern von Zitterpappeln (Populus tremula) minieren. Angaben für Weißpappel (Populus alba) oder Hybridpappel (Populus x canescens) sind höchst fraglich. Jedenfalls ist für Salzburg nur Populus tremula belegt. Die schmale, schwarze Kotspur der Minen unterscheidet die Art jedenfalls von den Minen von Phyllocnistis xenia. Die langen, silberweißen Gangminen sind an Zitterpappel daher unverwechselbar und wurden in Salzburg an jungen, meist weniger als 2 m hohen Büschen gefunden. Obwohl geeignet erscheinende Biotope mit Beständen der Nahrungspflanze in Salzburg in niedrigen Lagen durchaus verbreitet sind, ist die Art offensichtlich sehr selten. Sie wird daher, trotz der unzureichenden Datenlage, als potentiell bedroht eingestuft (Einstufung NT nach Embacher et al. 2024).
Weiterführende Informationen
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Bilder
Phyllocnistis labyrinthella – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Quellen
- Embacher, G., S. Flechtmann, P. Gros & M. A. Kurz 2024: Die Schmetterlinge des Landes Salzburg. Teil I: Systematische und revidierte Liste mit Verbreitungsangaben für die geologischen Zonen des Landes. 2., neu bearbeitete Auflage, Naturkundliche Gesellschaft, Salzburg, preprint.
- Haslberger, A. & A.H. Segerer 2016. Systematische, revidierte und kommentierte Checkliste der Schmetterlinge Bayerns (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft 106. Supplement: 336 pp.
- Huemer, P. 2013. Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. Studiohefte 12. Tiroler Landesmuseum Innsbruck: 304 pp.
- Karsholt, O. & E. J. van Nieukerken 2011. Gracillariidae. In – Karsholt, O. & E. J. van Nieukerken (eds.). Lepidoptera, Moths. – Fauna Europaea version 2.4., http://www.faunaeur.org [online 21 Juni 2012].
- Klimesch, J. 1990. Die Schmetterlinge Oberösterreichs, Teil 6. Microlepidoptera I. Entomologische Arbeitsgemeinschaft am O.Ö. Landesmuseum Linz: 1–332.
- Kurz, M. A. & M. E. Kurz 2000–2025. Naturkundliches Informationssystem. URL: http://www.nkis.info [online 2025.09.23].
Einzelnachweis
- ↑ siehe Phänologie