Burghard Breitner

Prof. Dr. Burghard Breitner (* 10. Juni 1884 in Mattsee; † 28. März 1956 in Innsbruck, Tirol), war Chirurg, Hochschullehrer und Schriftsteller.
Leben
Er war der zweite Sohn des Schriftstellers und Archäologen Anton Breitner (* 1858; † 1929) und seiner Frau Paulina, geb. Forsthuber. Die Familie wohnte in einer Villa am Vorderwartstein. Burghard Breitner besuchte von 1890 bis 1894 die Volksschule Mattsee und trat dann in das Collegium Mariano-Rupertinum in der Stadt Salzburg ein, wo er 1902 am Staatsgymnasium, dem späteren Akademischen Gymnasium, mit ausgezeichnetem Erfolg maturierte. Noch vor seiner Matura hatte er sein erstes Bühnenstück "Will's tagen" unter dem Pseudonym Bruno Sturm veröffentlicht.
Zwischen der Berufung zum Schriftsteller oder Arzt entschied er sich für ein Medizinstudium an den Universitäten Graz, Wien und ein Semester an der Universität in Kiel (er war begeisterter Segler und konnte so die "Kieler Wochen" erleben). Nach Abschluss des ersten Rigorosums 1904/1905 trat er einen einjährigen Militärdienst beim 2. Regiment der Tiroler Kaiserjäger in Trient an. Anschließend ging er zur Fortsetzung seines Studiums wieder nach Wien, wo er am 1. Juni 1908 summa cum laude promovierte.
Am 1. Oktober 1908 trat Breitner seinen Dienst als Assistenzarzt-Stellvertreter im Garnisonsspital Nr. 9 in Triest an und absolvierte so das zweite Halbjahr seines Militärdiensts. Danach unternahm er als Schiffsarzt eine Schiffsreise mit der "Austro-Americana" nach Nordamerika, zurückgekehrt folgte ein mehrmonatiges Praktikum am Pathologischen Institut im Wiener Rudolfspital. Der anerkannte Gerichtspsychiater am Wiener Landesgericht Josef Hinterstoisser ebnete Breitner den Weg zu seinem Aufstieg zum Chirurgen.
Am 29. Juli 1914 erhielt Breitner während eines Urlaubs in seinem Heimathaus die Einberufung zum Militär, der er am 2. August Folge leistete. Aufgrund eigen verschuldeter Umstände machte er bei der unkoordinierten und in einer Katastrophe endenden Offensive des österreichisch-ungarischen Generalstabschef Conrad von Hötzendorf mit und geriet bereits am 6. September 1914 bei Frampol in Galizien in russische Kriegsgefangenschaft. Vom 12. September 1914 bis 9. September 1920 war Breitner maßgeblich am Aufbau und der Leitung des Kriegsgefangenenlazaretts in Nikolsk-Ussurijski in Ostsibirien in der Nähe von Wladiwostock beteiligt. Dort betreute er als "Engel von Sibirien" sowohl Gefangene als auch Russen in selbstloser Weise ("Sibirisches Tagebuch"). Er lehnte eine Berufung nach Moskau ab und blieb bis Ende 1920 freiwillig bei den Gefangenen, bis die letzten Mithäftlinge entlassen wurden. Seine Heimkehr über Badgastein nach Salzburg und Mattsee glich einem Triumphzug: an den Bahnhöfen entlassene Soldaten, Fahnen, Musikkapellen, tausende dankbare Bewunderer.
Manche Quellen bezeichnen Breitner als einen "Nationalsozialist der ersten Stunde bezeichnet". Er hatte schon im Elternhaus die starke deutschnationale Gesinnung miterlebt. Breitner mag auch von seinem Sportlehrer und späteren Vertrauten, den Komponisten August Brunetti-Pisano in diese Richtung beeinflusst worden sein. Nach dem Anschluss Österreichs an das Großdeutsche Reich konnte er allerdings den "großen Ariernachweis" nicht erbringen und verlor das Recht, an einer Universität des Deutsches Reiches zu lehren. Denn seine Großmutter war jüdischer Abstammung und so wurde Breitner als Vierteljude eingestuft. Besondere Umständen wie die Verschleierung wichtiger biografischer Daten seiner Großmutter führten dazu, dass er den Rektor der Universität Innsbruck zu einem "Arisierungs-Verfahren" überzeugen konnte.
Es gab auch eine freundschaftliche Verbindung der Familie Breitner zur Familie Hueber. Paula Hueber, die Schwester Hermann Görings, war die Ehefrau des Mattseer Notars, Heimwehrführers und späteren Justizministers Franz Hueber. Diesen Kontakt nutzte Burghard Breitner für sein "Arisierungs-Verfahren". Zwar hatte Breitner immer betont, nie einer Partei angehört zu haben, auch nicht der NSDAP, aber Eintragungen im Personalakt der Universität ergeben jedoch eine anderes Ergebnis. Dort findet sich die Mitgliedskarte mit einer Nummer. Trotzdem ist es nach wie vor nicht zweifelsfrei erwiesen, dass Breitner Mitglied der NSDAP war.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieg gab sich Breitner nach wie vor als Parteiloser, sollte aber aufgrund der oben geschilderten Situation aus dem Universitätsdienst entlassen werden. Wieder gelang es Breitner die Behörden davon zu überzeugen, dass sie ihn aus der Liste der Nationalsozialisten strichen.
1950 wurde er im zweiten Anlauf zum Präsidenten des Österreichischen Roten Kreuzes gewählt. 1951 wurde er im Wissen, dass bei ihm Prostatakrebs mit Metastasen an der Wirbelsäule entdeckt worden waren, als Kandidat parteilos auf Vorschlag des VdU für das Amt des Bundespräsidenten aufgestellt. Er schied jedoch im ersten Wahlgang am 6. Mai aus dem Rennen um das Präsidentenamt aus.
In der Nacht auf den 28. März 1956 starb Burghard Breitner an akutem Herzversagen.
Breitner erlangte hohes Ansehen als Schriftsteller. Seine Bücher können in der Stadtbibliothek entliehen werden.
Ehrungen
An seinem Geburtshaus in der Salzburger Straße 19 erinnert eine angebrachte Tafel an den bekannten Mattseer.
Der Burghard-Breitner-Weg an der Südseite des Wartsteines in Mattsee wurde nach ihm benannt.
An der Seepromenade wurde ein Gedenkstein aufgestellt.
Bilder
- Burghard Breitner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Quellen
- Siegfried Hetz: "Wo Dollfuß baden ging", "Burghard Breitner. So verkannt wie umstritten". Seite 107ff
- Siegfried Hetz: Zwischen den Welten. Burghard Breitner im Visier. Pustet Verlag Salzburg, 2021
- Verzeichnis Maturantinnen und Maturanten 1900-1969, Homepage der Schule, abgerufen am 4.9.2008