Küstenland
Das (österreichische) Küstenland war ein im Jahr 1849 gebildetes österreichisches Kronland, das heute zwischen Slowenien, Kroatien und Italien aufgeteilt ist.
Geschichte
Das Küstenland hatte eine Größe von etwa 8 000 km² mit rund 900 000 Einwohner (1910). Die Hauptstadt war Triest (italienisch Trieste, slowenisch Trst); sie hatte als größter See- und Handelshafen der Donaumonarchie enorme wirtschaftliche Bedeutung für diese. Von den Einwohnern des Küstenlandes waren fast die Hälfte Italiener, ein Viertel Slowenen, ein Fünftel Kroaten und fünf Prozent Deutsche.[1]
Entstehung und Gliederung
Das Küstenland (lateinisch/italienisch litorale) wurde aus den habsburgischen Territorien
gebildet.
Alle drei Gebiete unterstanden gemeinsam dem kaiserlichen Statthalter in Triest, hatten aber jeweils eine eigene Selbstverwaltung.
Nach der 1867 erfolgten Umbildung des Kaisertums Österreich zur Österreichisch-Ungarischen Monarchie gehörte das Küstenland zur österreichischen Reichshälfte.
Görz und Gradisca
Die Grafschaft Görz und Gradisca bestand hauptsächlich aus dem Einzugsgebiet des Flusses Isonzo – slowenisch Soča –, die im Ersten Weltkrieg Schauplatz erbitterter Kämpfe zwischen italienischen und den verbündeten österreichisch-ungarischen und deutschen Truppen war (zwölf Isonzoschlachten mit über einer Million getöteten, verwundeten und vermissten Soldaten).
In ethnischer Hinsicht wurde die nördlich gelegene Grafschaft Görz und Gradisca im Norden und Osten hauptsächlich von Slowenen, im Süden von Italienern bewohnt.
Hauptstadt war Görz (italienisch Gorizia, slowenisch Gorica).
Triest
Triest, hauptsächlich von Italienern bewohnt, war der Haupthafen der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. In kultureller Hinsicht ist es insbesondere mit den Namen der Schriftsteller Italo Svevo (* 1861; † 1928) und James Joyce (* 1882; † 1941) verbunden.
Istrien
In ethnischer Hinsicht wurde die südlich von Triest gelegene Markgrafschaft Istrien an den Küsten und auf den Inseln von Italienern, im Binnenland vor allem von Kroaten (im Norden von Slowenen) bewohnt.
Zur österreichisch-ungarischen Zeit war Pola – kroatisch Pula – die größte Stadt Istriens und der Hauptkriegshafen der Monarchie.
Aufteilung
Nach dem Ersten Weltkrieg, der mit Niederlage und Zerfall der Österreichisch-Ungarischen Monarchie endete, fiel das Küstenland zur Gänze der Siegermacht Italien zu. Nach dem Zweiten Weltkrieg aber wurden – aufgrund der Kriteriums der überwiegenden Nationalität – die Gebiete östlich und südlich der Städte Triest und Görz abgetrennt. Der bei Italien verbliebene Teil bildet jetzt mit Friaul (Provinz Udine) die autonome Region Friuli-Venezia Giulia (deutsch Friaul-Julisch Venetien).
Somit gehören heute
- zu Italien: Julisch Venetien[5] mit ua. den Städten Triest (Touristenattraktion: Schloss Miramare), Duino, Monfalcone, Görz und Gradisca,
- zu Slowenien als "Primorska":[6]
- der Großteil des Isonzotals (auf der slowenischen Seite: Sočatal) – einer der landschaftlich berühmtesten Teile Sloweniens –, an das sich die liebliche Weinlandschaft Brdo anschließt (die auf italienischer Seite Collio heißt), sowie
- die weitere Umgebung Triests bis zur Stadt Piran auf der Halbinsel Istrien,
- zu Kroatien fast die gesamte Halbinsel Istrien mit den bekannten Städten Pula (italienisch: Pola) und Opatja (italienisch: Abbazia).
Im Küstenland begegneten einander die drei bodenständigen Kulturen (italienisch, slowenisch und kroatisch) sowie, etwas flüchtiger, auch die österreichisch-deutsche. Das Zeitalter des Nationalismus überlebten Sprachminderheiten auf der jeweils anderen Seite der Grenze und natürlich auch Ortsnamen mit "doppelter Nationalität": Die italienischen Städte Gorizia und Gradisca d'Isonzo haben z. B. Namen slawischer Wurzel: Gorica bedeutet "Kleiner Ort", Gradisca "Befestigung".
Salzburgbezug
Triest
Allein die Stadt Triest brachte einige von Persönlichkeiten mit Salzburgbezug hervor:
- Walter Freiherr von Czoernig-Czernhausen (* 1883; † 1945), Höhlenforscher
- Alexander Moissi (* 1880; † 1935), Schauspieler und erster Darsteller des "Jedermann"
- Franz Freiherr von Spiegelfeld (* 1802; † 1885, von 1861 bis 1863 Landespräsident von Salzburg
- Stanislaus Joyce (* 1884; † 1955), Sprach- und Literaturlehrer
- Ignaz Joachim von Hagenauer (* 1749; † 1824) Begründer der Triester Linie der Hagenauer
- Heinrich Medicus (* 1857; † 1943), Finanzpräsident
- Giorgio Strehler (* 1921; † 1997), Regisseur
Görz
Auch die Salzburgbezüge der Stadt Görz sind erwähnenswert:
- Im Mittelalter hatten die Grafen von Görz Besitzungen in Osttirol und waren verschiedentlich in kriegerische Auseinandersetzungen mit den Fürsterzbischöfen von Salzburg verwickelt.
- In etwas jüngerer Zeit wirkten in Görz als Lehrer (1872–1874) Hans Widmann und (1907–1917) Franz Hörburger.
- Wiederum aus Görz gebürtig war Giovanni Giacomo della Bona (* 1814; † 1885), von 1874 bis 1880 Weihbischof und Dompropst zu Salzburg, danach Fürstbischof von Trient.
Quellen und Anmerkungen
- ↑ Vgl. den Wikipedia-Artikel "Österreichisches Küstenland".
- ↑ Vgl. den Wikipedia-Artikel "Grafschaft Görz".
- ↑ Vgl. den Wikipedia-Artikel "Istrien".
- ↑ Vgl. den Wikipedia-Artikel "Triest".
- ↑ Zur Namensgeschichte vgl. den Wikipedia-Artikel "Venezia Giulia" (italienisch); der Name "Venezia Giulia" wurde im Jahr 1863 geprägt, um der österreichischen Sichtweise des Gebietes als Küstenland Österreichs eine spezifisch italienische entgegenzusetzen und die Behauptung der "natürlichen" Zusammengehörigkeit mit dem Venetien, das bereits zu Italien gehörte, herauszustellen. Eine analoge Neubenennung war später der Name "Julische Krain" (vgl. nur den Wikipedia-Artikel "Furlanija - Julijska krajina" ("Friaul-Julisch-Venetien", slowenisch).
- ↑ Vgl. den Wikipedia-Artikel "Slowenien".