Die automobilistische Erstbesteigung der neuen Gaisbergstraße 1928

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Der Bericht in der Zeitschrift "Österreichischer/Europa Motor", 1929.
Der Bericht der "Allgemeinen Automobil-Zeitung", 1929.

Die automobilistische Erstbesteigung der neuen Gaisbergstraße war eine Idee des Salzburger Landeshauptmanns Dr. Franz Rehrl und fand am 24. November 1928 statt.

Geschichte

Dr. Rehrl hatte schon bei seinem Antritt als Landeshauptmann im Mai 1922 erkannt, dass für den Wiederaufbau Österreichs und somit auch des Landes Salzburg Devisen dringend notwendig waren, um die Schuldentilgung bei den Siegerstaaten des Ersten Weltkriegs zu erleichtern. Daher rettete er bereits mit seiner Unterstützung die bankrotten Salzburger Festspiele 1925, erwarb sich besondere Verdienste in Zell am See im Zusammenhang mit dem Bau der Schmittenhöhebahn 1927 und der Stadterhebung im Jahr 1928 und war der Initiator der Großglockner Hochalpenstraße. Doch zuvor noch wurde auf sein Betreiben hin die erste Mautstraße Österreichs, die Gaisbergstraße am 16. Mai 1929 eröffnet.

Die "Allgemeine Automobil-Zeitung" schreibt in ihrer Ausgabe vom 15. Jänner 1929

Auf dem Sportprogramm Oesterreichs steht für das laufende Jahr ein neues Rennen, das Gaisberg-Rennen, das der Salzburger Automobil-Club am 8. September, acht Tage vor dem Semmering-Rennen, veranstalten wird. Dr. Franz Rehrl, der rührige Landeshauptmann von Salzburg, der besonders für den Fremdenverkehr mit bewundernswerter Energie wirkt, ist der Vater der Idee, auf den Gaisberg eine Straße anlegen zu lassen, die Aussichtsstraße und Autostraße zugleich ist. Salzburg, die so beliebte Fremdenstadt, hat an dem Gaisberg einen Aussichtsberg, von dessen Gipfel sich die ganze Pracht des Landes enthüllt. Doktor Rehrl rastete nicht, bis seine Idee zur Tat wurde; dem Ausbau der Straße widmete er sich ganze freie Zeit, um in wiederholten Begehungen die Arbeiten zu überwachen. Die GaisbergstraBe, die im Juni dem allgemeinen Verkehr feierlich übergeben werden wird, führ über herrliche Serpentinen in ungefähr sieben Kilometern auf die Gaisbergspitze, von welcher sich ein herrlicher Fernblick über die Alpenwelt bietet.

Dr. Rehrl hat Ende November mit seinem Steyr XII diese Straße erstmalig befahren. Auch Bundeskanzler Dr. Seipel, der beruflich zu dieser Zeit in Salzburg weilte, hat die Gelegenheit benützt, um die Erstbefahrung der Gaisbergstraße mitzumachen. Auf diese Weise gestaltete sich die Fahrt zu einer sehr eindrucksvollen Feier, die ihren Höhepunkt in einem kleinen Festessen auf der Gaisbergspitze fand. Anm.: im Hotel Gaisbergspitze Unsere Bilder zeigen den Start der Steyr-Wagen, einige Teile der Strecke und Bundeskanzler Dr. Seipel und Landeshauptmann Dr. Rehrl auf der Gaisberghöhe. Der Steyr XII hat jezt die Ehre für sich, das erste Automobil zu sein, das den Gaisberg erklommen hat.

Es wird schon jetzt behauptet, daß die Gaisbergstraße infolge ihrer gut überhöhten Kurven und langen Geradstrecken für selbstbewegliche Fahrzeuge die schnellste aller Bergstraßen sein wird. Man darf daher auf das erste Gaisberg-Rennen, das den ersten Gaisberg-Rekord bringen wird, gespannt sein. Da mit dem Gaisberg-Rennen eine Sternfahrt nach Salzburg verbunden ist, so wird es der Premiere nicht an Zuschauern von auswärts fehlen. Wir sind um eine neue Bergstraße und ein neues Bergrennen reicher.

Abschließend sei erwähnt, dass Rehrl offenbar einen "Drang zu Erstfahrten" hatte, denn 1934 erfolgt seine Erstbefahrung der Großglockner Hochalpenstraße auf der ebenfalls noch nicht fertiggestellten Scheitelstrecke der Großglockner Hochalpenstraße.

Quellen

  • ANNO, "Allgemeine Automobil-Zeitung", Ausgabe 15. Jänner 1929
  • ANNO, Österreichischer/Europa Motor, 1929, Heft 1, Seite 25