Givat Avoda

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Das Eingangstor.

Givat Avoda war eines der jüdischen Lager nach dem Zweiten Weltkriegs für Displaced Persons (DPs) auf dem Gebiet der heutigen Anton-Wallner-Kaserne in Saalfelden am Steinernen Meer im Pinzgau.

Geschichte

Beim Zusammenbruch des Deutschen Reiches im Mai 1945 übernahmen anfangs Soldaten des 2. Bataillons, 506. Fallschirmjägerregiment, 101. US-Luftlandedivision die Wallner-Kaserne. Ihnen folgten Verbände der 42. US-Infanteriedivision (Regenbogendivision). Noch im Jahre 1945 errichtete die amerikanische Militärverwaltung in der Wallner-Kaserne ein Lager (Displaced Persons Camp) für Kriegsflüchtlinge und Heimatvertriebene, die vornehmlich aus dem osteuropäischen Raum kamen. Angesichts der jüdischen Flüchtlingswelle mit über 200 000 Heimatlosen alleine in der US-Besatzungszone entschied man ab August 1946, nur mehr jüdische Flüchtlinge unterzubringen.

Mit dem Lastwagen nach Krimml.

Das unter der jüdischen Bezeichnung "Givat Avoda" (hebräisch: "Hügel der Arbeit") geführte Durchgangslager unterstand dem 16. US-Infanterieregiment, 8. Infanteriedivision und wurde von der Internationalen Flüchtlingsorganisation der UNO sowie dem Internationale Roten Kreuz betreut. Das Lager bestand bis 1949.

Es diente den Angehörigen des jüdischen Volkes als Zwischenstation auf ihrem Weg in ihre neuen Heimatländer, vornehmlich Palästina, das erst 1948 zum Staat Israel wurde.

Als die britischen und französischen Besatzungstruppen auf Grund der Konflikte zwischen Arabern und Juden im britischen Protektorat Palästina während der Jahre 1947/48 die Alpenübergänge nach Italien für Judentransporte sperrten, überquerten im Sommer 1947 etwa 5 000 Juden mit amerikanischer Billigung und Unterstützung die Alpen in beschwerlichen, nächtlichen Fußmärschen über den Krimmler Tauern (die so genannte Krimmler Judenflucht), an die das jährlich druchgeführte Alpine Peace Crossing erinnern soll. Dies war jedoch nur eine kurzfristige Episode, denn üblicherweise wurden die Juden in Eisenbahnzügen weiter transportiert. Wie viele Tausende Juden insgesamt durch das Lager Givat Avoda gegangen sind lässt sich nicht mehr feststellen.

Zeitweise lebten in Givat Avoda 3 000 Juden. Es gab ein eigenes Krankenhaus mit 75 Betten und eine Schule für Kinder und Jugendliche. Neben der Versorgung und Unterkunft konnten sich die Menschen aber auch auf ihre Flucht nach Palästina und den Aufbau eines jüdischen Staates vorbereiten. Dafür wurden Vorbereitungskurse veranstaltet und lange Spaziergänge. Diese sollten sie an anstrengende Wanderungen gewöhnen.

Angespanntes Verhältnis zur Bevölkerung

Die im Lager untergebrachten DPs waren den Arbeitspflicht befreit. Die Bewohner von Saalfelden befürchteten einen Einbruch der Versorgung mit Lebensmitteln. Auch wurden die DPs des Schwarzmarkthandels beschuldigt. An diesem war aber auch ein Großteil der österreichischen Bevölkerung beteiligt. In jener Zeit lebten Klischees auf vergangenen Zeiten wieder auf und schufen ein neues Feindbild.

Begegnungen zwischen DPs und Einheimischen waren geprägt von Misstrauen und Konflikten. Dazu gab es auch Anlässe wie Holz- und Fruchtdiebstähle durch DPs.

Diese Abneigung gegen den "Fremden" äußerten sich auch in einigen Briefen des Bürgermeisters Raimund Rohrmoser an die Landesregierung und die US-Behörden, in denen antisemitische Äußerungen zu erkennen waren.

Bihla Talit

Bihla Talit mit Kindern im Lager Givat Avoda.

Bihla Talit, geborene Bella Klein (* 1927 in Kaunas, Litauen), überlebte das Ghetto Kaunas und das Konzentrationslager Stutthof. 1946 kam sie in das Lager Givat Avoda, wo sie als Hebräisch-Lehrerin und Dolmetscherin arbeitete. Vor allem kümmerte sie sich um die Kinder im Camp. Darüber hinaus verwaltete sie die Finanzen der örtlichen Bricha und führte selbst jüdische Überlebende über den Krimmler Tauern.

Moshe Talit

Moshe Talit kam in Palästina zur Welt und wurde 1947 nach Saalfelden in das Lager Givat Avoda geschickt. Dort sollte sie als Ausbildner die Arbeit im Camp unterstützen. Im Lager verliebte er sich in Bilha und am 29. April 1948 heirateten die beiden im Speisesaal von Givat Avoda.

Nach der Auflösung des Lagers 1948 gingen beide nach Israel.

Bilder

 Givat Avoda – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI

Literatur

  • Aschauer-Smolik, Sabine, Steidl, Mario (Hrsg.): Tamid Kadima - Immer vorwärts. Der jüdische Exodus aus Europa 1945 - 1948 StudienVerlag Innsbruck, Wien, Bozen 2010 Anmerkung: das Buch ist in deutscher und in englischer Sprache verfasst.

Siehe auch

Quellen