Julius Leisching

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Julius Leisching 1889

Julius Eduard Josef Leisching (* 7. August 1865 in Wien; † 25. Mai 1933 ebenda) war von 1921 bis 1933 Direktor des Salzburger Museums Carolino Augusteum.

Leben

Julius Eduard Josef Leisching war der Sohn des Erfurter Kaufmanns Eduard Leisching und seiner Frau Antonie Leisching, geborene Götze. Sein Bruder Eduard war von 1909 bis 1925 Direktor des Museums für angewandte Kunst in Wien.

Er studierte an der Wiener Technischen Hochschule Architektur, weilte dann in den Jahren 1885 bis 1887 zur weiteren technischen und künstlerischen Ausbildung in Dresden, war dann als Architekt in Wien tätig, wandte sich aber bald dem Studium des alten Kunstgewerbes zu und machte sich auf diesem Gebiet einen Namen.

1894 wurde er zum Direktor des Mährischen Gewerbemuseums (später Erzherzog-Rainer-Museum für Kunst und Gewerbe) in Brünn, Mähren, ernannt. In dieser Stellung blieb er fast 30 Jahre, bis 1921.

Salzburg

Bereits in seiner Jugendzeit hatte Julius Leisching Stadt und Land Salzburg kennengelernt, als er öfters mit seinen Eltern Sommeraufenthalte in Unken verbrachte.

Die schwärmerische Begeisterung, die damals in ihm für Salzburg entbrannte, blieb ihm auch während seiner Berufslaufbahn erhalten, und in Brünn berichtete er in seiner Zeitschrift laufend über das Salzburger Museum, besonders ausführlich anlässlich dessen 75-jähriger Bestandsfeier im Jahr 1908.

Als im Jahr 1916 die Frage der Verlegung des Museums in die Festung oder in das Schloss Mirabell auftauchte, machte er in einem Aufsatz "Die Zukunft des Salzburger Museums" Vorschläge zur Entlastung der überfüllten Sammlungen im alten Haus, die einige Jahre später durch ihn großenteils ihre Verwirklichung finden sollten.

1921 wurde Julius Leisching zum Direktor des Salzburger Museum Carolino Augusteum berufen, das er bis zu seinem Tode im Jahr 1933 leitete.

Er starb in Wien an den Folgen eines chirurgischen Eingriffs. Seine Grabstelle befindet sich am Salzburger Kommunalfriedhof.

Wirken

Leisching nahm eine Zentralposition im Museumswesen Österreichs, mit Ausnahme Wiens, ein. Er regte die im Jahre 1900 erfolgte Gründung des "Verbandes österreichischer Kunstgewerbemuseen" an, der ab 1912 "Verband österreichischer Museen" hieß und den er viele Jahre lang leitete.

Er "war ein durchaus moderner Museumsgestalter, der sich nicht auf die Vermehrung und Verwaltung der musealen Sammlung beschränkte, sondern seine Aufgabe in der Herstellung lebendiger Wechselwirkungen zwischen den Museen, Künstlern, Kunsthandwerkern und weitesten Kreisen der Bevölkerung sah."

"Luft, Licht, systematische Anordnung auf wissenschaftlicher Grundlage, aber nach künstlerischen und kunsterzieherischen Gesichtspunkten", war der oberste Grundsatz, der Leisching bei seiner Arbeit leitete. Durch ihn erfolgte der Umbau des bislang sehr traditionellen Salzburger Museums; in Salzburg setzte er wissenschaftliche Kriterien im Sammlungs- und Aufstellungswesen durch. Vor allem galt es Raum zu schaffen, der durch die leihweise Abgabe der "Naturwissenschaftlichen Sammlungen" an das neue Naturkundemuseum gewonnen wurde, ferner durch Aussonderung der weniger wichtigen oder nicht einwandfreien Stücke in die "Studiensammlung" des Depots und durch Übertragung der "Volkskundlichen Abteilung" in das Monatsschlössl in Hellbrunn, wo er im Jahr 1924 gemeinsam mit Karl Adrian das Volkskunde-Museum gründete.

Um einen größeren Kreis von Anhängern für das Museum zu gewinnen und sie auch fester mit diesem zu verknüpfen, gründete Leisching bereits 1922 den Salzburger Museumsverein; außerdem rief er die Salzburger Museumsblätter ins Leben.

Würdigung

"Ehrliche Liebe zur Sache, aus langer Erfahrung geschöpfte Vertrautheit mit der Materie, kluge Abwägung der Probleme und sichere Zielsetzung, gepaart mit stärkster Willenskraft, das einmal als richtig Erkannte auch durchzusetzen, waren die Grundfesten, auf denen J. Leischings Erfolge sich aufbauten. Dabei war er von hohem Adel der Gesinnung, liebenswürdig und wohlwollend, immer hilfsbereit, wenn es galt, zu helfen und künstlerische Bestrebungen zu fördern." (Max Silber, Nachruf)

Veröffentlichungen (Auswahl)

Selbständige Werke:

  • Die Kunst im Handwerk Österreichs (Schulbücherverlag, Wien 1924);
  • Die Wege der Kunst (Wien–Leipzig 1911);
  • Die Hauptströmungen der Kunst des 19. Jahrhunderts (Brünn 1904);
  • Die graphischen Künste (Österr. Bundesverlag 1926);
  • Figurale Holzplastik;
  • *I. Band: Wiener Privatbesitz. Kirchliche und profane Schnitzwerke (A. Schroll & Co., Wien 1918),
  • *II. Band: Aus österreichischen Museen und Kirchen;
  • Das Bildnis im 18. und 19. Jahrhundert (A. Schroll, Wien);
  • Die Schabkunst (K. Wolf, Wien 1913);
  • Kunsterziehung und Schule (B. G. Teubner, Leipzig 1902).

In: Mitteilungen des Mährischen Gewerbemuseums (im Folgenden: "MMG"):

  • Sehen und Zeichnen. In: MMG 1894, 10;
  • Dilettantismus. In: MMG1896, 9/10;
  • Neuaufstellung der Sammlung des Mährischen Gewerbemuseums. In: MMG 1895;
  • Die Ausstellung historischer Trachten. In: MMG 1899, 21-22;
  • Die Pflege des Dilettantismus in Österreich. In: MMG 1900, 18/19;
  • Die Kunst im Leben des Kindes. In: MMG 1901, 22–24;
  • Die Zukunft des neuen Stiles. In: MMG 1900, 23-24;
  • Die Bedeutung der Ortsmuseen. In: MMG 1903, 8;
  • Die Kunst in der Schule. In: MMG 1903, 20;
  • Die Museen als Volksbildungstätten. In: MMG 1903, 18;
  • Die Kunst im Dienste der Reklame. In: MMG 1905, 10-11;
  • Das Museum Carolino Augusteum in Salzburg. In: MMG 1908, 7;
  • Denkmalpflege und Museen. In: MMG 1912, 2;
  • Museum und Publikum. In: MMG 1912, 5;
  • Museen und Bibliotheken. In: MMG 1911, 3;
  • Krieg und Kunst. In: MMG 1915, 4/5;
  • Das Museum im Salzburger Mozarthaus. In: MMG 1918, 7-8.

Zahlreiche Aufsätze in den "Salzburger Museumsblättern". Aufsätze in anderen Zeitschriften:

  • Museumskurse. In: Museumskunde, I, 1905;
  • Geschichte der Museen. In: Museumskunde, I, 1905;
  • Das Mozart-Museum in Salzburg (Mitteilungen der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde 1918, S. 27);
  • Das Salzburger Festspielhaus (Mitteilungen der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde 1919, 8, und 1922, 2);
  • Das Salzburger Museum (Deutsche Alpenzeitung 1932, 7, m. Abb.);
  • Museen in Salzburg (im Buch der Stadt Salzburg 1932, S. 74 ff.);
  • Die volkskundliche Sammlung (Wr. Zeitschr. f. Volksd. 1925, S. 126);
  • Altsalzburgische Bauernkunst (Bayr. Heimatschutz 1925, S. 31);
  • Die große Leonhardi-Gestalt des Salzburger Museums (Festschrift für M. Andree-Eysn 1928);
  • Salzburger Hauben (Illustr. Ztg., Leipzig 1931, Nr. 4499);
  • Salzburgs derzeitige Kunst (Österr. Kunst 1930, S. 20);
  • Goethe und die bildende Kunst (1932);
  • Handzeichnungen des älteren Fischer von Erlach (Jahrbuch für Kunstwissenschaft 1923);
  • Die historische Gruppe der Salzburger Buchausstellung (Archiv für Buchbinderei 1926, 9);
  • Der Silberband des Wolf Dietrich v. Raitenau (a. a. 0. 1929, 3);
  • Buchkunst am Salzburger Hofe (Blätter für Buchgestaltung, Leipzig 1930, S. 16).

Familie

Julius Leisching war verheiratet mit der Wienerin Mathilde geborene Benedikter.

Aus der Ehe gingen die Kinder Gottfried (* 1894) und Edith (* 31. Mai 1896 in Brünn, tschechisch Brno, verheiratet mit Dr. Helmut Irresberger) hervor.

Weblinks

Quellen

  • Gassner: Eintrag "Leisching Julius", in: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL),Band 5 (ISBN 3-7001-2146-6), Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, S. 110
  • Zum Abschnitt "Familie": Familienüberlieferung, überkommen auf den Artikel(erst)verfasser
  • Max Silber: Julius Leisching †, in: Salzburger Museumsblätter 1933, Nr. 3-4.
  • Peter Husty: Julius Leisching – ein durchaus moderner Museumsgestalter. In: Institut für Kunstgeschichte an der Universität Salzburg (Hg.): Das Wesen Österreichs ist nicht Zentrum, sondern Peripherie. Gedenkschrift für Hugo Rokyta (1912-1999), Salzburg 2002. ISBN: 3899190025. Hier zitiert nach www.museumaktuell.de
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