Kaiser-Entrevue in Gastein 1887

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Auf dem oberen Bild wird die Zusammenkunft in Gastein gezeigt, von links Otto von Bismarck, Wilhelm I., Graf Andrássy und Franz Joseph I..

Das Kaiser-Entrevue in Gastein in Bad Gastein am 6. August 1887 dürfte das letzte Treffen zwischen dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I. und dem deutschen Kaiser Wilhelm I. gewesen sein, der 1888 starb.

Die Begegnung

Wilhelm I. war 1887 vom 19. Juli bis 7. August, Franz Joseph I. kam am 6. und 7. August zu Besuch nach Bad Gastein.

Wie das Salzburger Volksblatt auf der Titelseite seiner Ausgabe vom 8. August 1887 berichtete, wahrte auch die diesjährige Begegnung der Herrscher von Oesterreich-Ungarn und Deutschland ihren freundschaftlichen, intimen Charakter. Allerdings waren in diesem Jahr keine Uniformen und keine Staatskleider zu sehen gewesen. Die Ankunft des österreichischen Kaisers wurde von der Gasteiner Bevölkerung stürmisch gefeiert: Triumphbogen, blumengeschmückte Häuserfassaden und zahlreiche Flaggen in den Farben der Habsburger und Hohenzollern empfingen den Monarchen.

Ab 11 Uhr vormittags harrte die vornehme Gesellschaft auf die Ankunft des österreichischen Monarchen. Die Terrasse des Badeschlosses, in dem Wilhelm I. wohnte, war dicht besetzt. Auch am Straubingerplatz drängte man sich dicht an dicht. Um 14 Uhr hörte man vom Talboden des Gasteinertals Hoch-Rufe, die sich blitzschnell fortpflanzten. Wenige Minuten später fuhr der Kaiser an die Freitreppe des Badeschlosses heran.

Der Kaiser trug Visit-Toilette, einen schwarzen Schlussrock und dunkle Hosen. Die warteten Herren waren im Frack erschienen und trugen ihre österreichischen Dekorationen (Auszeichnungen).

Hofmarschall Friedrich Graf Perponcher schritt auf der Treppe voran, gefolgt von Kaiser Franz Joseph I. in Begleitung von Sigmund Graf von Thun-Hohenstein, Landespräsident von Salzburg, und dem General-Adjudanten von der Goltz. Auf der Terrasse standen sich dann die beiden Monarchen gegenüber, reichten sich die Hände und umarmten sich in herzlicher Weise. Nach einem halbstündlichen Gespräch verließ der österreichische Kaiser das Badeschloss und begab sich in das Grandhotel Straubinger. Dort wurde er vom Landespräsidenten, der Geistlichkeit und der Gemeindevertretung empfangen.

Um 14 Uhr fand die Hoftafel bei Kaiser Wilhelm zu Ehren des Kaisers Franz Josephs statt. Neben der Suite der beiden Monarchen waren Prinz Reuß, die Grafen Dohna, Deym, Thun, Chorinsky und Palffy, Prinz Rohan und Dr. Unger geladen. Alle waren im Frack erschienen. Für die musikalische Untermalung sorgte das Kurorchester.

Um 16 Uhr unternahmen die Majestäten eine Ausfahrt nach Böckstein. Wilhelm holte mit seinem Wagen Franz Joseph beim Straubinger ab.

Den Abschluss des Treffens der beiden Monarchen bildete am Abend eine glanzvolle Illumination (Beleuchtung). Auf den Bergen waren mehrere "Freudenfeuer" entzündet worden. In den Villen und Häuser erglänzten Glühlichter. Kaiser Franz Joseph verließ noch einmal sein Grandhotel Straubinger und unternahm einen halbstündigen Spaziergang, bei dem er vom Landespräsidenten und Bürgermeister Carl Straubinger begleitet wurde.

Ein brillantes Feuerwehr des Salzburger Hiesinger bildete den Abschluss der Illumination.

Quelle