Carl Straubinger
Kaiserlicher Rat Karl Lorenz Straubinger (* 4. August 1855 in Wildbad Gastein[1]; † 19. Dezember 1924 Badgastein[2]) war Hotelbesitzer, Hotelier, Bürgermeister und Ehrenbürger von Bad Gastein.
Leben
Karl Straubinger war der Sohn des k.k. Posthalters und Gasthofbesitzers Joseph Straubinger und seiner Frau, der Lebzelterstochter Theres, geborene Deschler.[3] Derselbe entstammte einer damals schon seit 340 Jahren bestehenden Hoteldynastie in Gastein. Vierzehn Geschlechter sind einander in gerader Linie nachgefolgt.[4]
Karl maturierte 1875 am Salzburger Staatsgymnasium[5]und widmete sich anschließend den medizinischen Studien. Auf Grund der Notwendigkeit den Hotelbetrieb seines Vaters zu übernehmen, konnte er jedoch seine medizinischen Studien nicht bis zum Doktor führen.[6]
Der Hotelier Straubinger fungierte zwischen 1882 und 1917 als Bürgermeister von Badgastein und war maßgeblich daran beteiligt, dass die Tauernbahnstrecke durch das Gasteinertal und nicht über eine der anderen zur Auswahl stehenden Routen realisiert wurde. So durfte er am 20. September 1905 dann auch den im Salonwagen angereisten Kaiser Franz Joseph I. zur Eröffnung der Tauernbahn-Nordrampe empfangen.
Für Bad Gastein von besonderer Bedeutung war der 1912 erfolgte Erwerb der Thermalquellen durch die Gemeinde, an dessen Zustandekommen Straubinger wesentlichen Anteil hatte. Seiner Familie gehörte das Grandhotel Straubinger in Badgastein und sie hatten öfters Gelegenheit, Kaiser Franz Josef I. und Kaiserin Elisabeth von Österreich wie auch viele andere Majestäten in ihrem Hause willkommen zu heißen. Auch Kaiser Wilhelm I. von Deutschland und der nachmalige Kaiser Wilhelm II., Fürst Otto von Bismarck, Generalfeldmarschall Moltke und viele andere bedeutende Persönlichkeiten gingen in ihrem Hause ein und aus, wie denn auch damals der Straubingerplatz der Mittelpunkt des ganzen Kurortes war.[7]
Im Sommer 1825 weilte Franz Schubert mit seinem Freunde Hofopernsänger Michael Vogel in Badgastein und schuf dort die beiden Lieder "Das Heimweh" und "Die Allmacht" nach Dichtungen des als Kurgast hier weilenden Dichters Ladislaus von Pyrker, wie auch die durch ein Missgeschick verschollene "Gasteiner Sinfonie". Zur Erinnerung an diesen Aufenthalt Schuberts stiftete die Gemeinde Badgastein eine Gedenktafel, die am 10. Juli 1925 am Hause "Straubinger" in dem Schubert gewohnt hatte, enthüllt worden ist.[8]
Sein Sohn Dr. Karl Straubinger, Administrationskonzipist der Forstdirektion Gmunden, wurde 1915 zum Oberleutnant befördert und für tapferes Verhalten vor dem Feinde mit dem Signum Laudis ausgezeichnet.[9] Später war er Sektionsrat im Landwirtschaftsministerium in Wien.[6] Der im Ersten Weltkrieg in Kriegsgefangenschaft geratene Sohn Fritz, Oberleutnant i. d. R. im Feldartillerieregiment Nr. 8, Batt. 1, die zuletzt am Pasubio in Höhenstellung war, schrieb folgende am 6. November 1918 aufgegebene Karte an seinem Vater: "Seit drei Tagen ist das ganze Regiment in italienischer Kriegsgefangenschaft; bitte zur allgemeinen Beruhigung in Salzburger Zeitungen mitteilen, dass Alles, was am 1. November bei Batt. 1 war, gesund und soweit als möglich heiter ist. Unser Ziel noch unbekannt."[10]
Seit 23. Februar 1881 war er verheiratet mit der Gastgeberstochter Maria Anna Ludmilla Rochhart (* 24. April 1857 in Wels, OÖ[11]; † 8. Oktober 1937 in Bad Gastein[12]),[13] die ihm folgende Kinder gebar:
- Kommerzialrat [14] Ludwig Carl Josef Straubinger (* 8. Juli 1883 in Badgastein[15]; † 22. März 1944 in Stadt Salzburg) ∞ seit 12. Dezember 1914 mit Anna Schuran (* 27. Dezember 1892 in Triest), Tochter des Andreas Schuran, Hoteldirektor in Triest[16]
- Sektionschef [14] Dipl.-Ing. Dr. jur. Karl Josef Straubinger (* 30. Jänner 1885 in Badgastein[17]; † 28. November 1964 in Klosterneuburg), maturierte 1903 am Salzburger Staatsgymnasium[18] ∞ seit 6. Februar 1923 mit Eleonora Raphaela Paula Koller (* 6. November 1892 in Steinbach am Attersee)[19]
- Dr. Friedrich Josef "Fritz" Straubinger (* 1. Mai 1891 in Badgastein[20])[21]
- Maria Ludmilla (* 7. September 1894 in Badgastein[22]) ∞ seit 20. September 1920 mit Rudolf Reischle (* 18. März 1889 in Augsburg), Ingenieur, Sohn des Josef Reischle, Baurat in München und der Maria Feichtinger[23]
Ehrungen
Der Bad Gasteiner Gemeindeausschuss beschloss am 1. Oktober 1912, seinem verdienten Bürgermeister ein sichtbares Denkmal zu setzen, und errichtete in der Wandelhalle an deren inneren Ostwand eine Gedenktafel, welches von den Oberalmer Marmorwerken in Gasteiner Serpetin nach dem Entwurfe des Architekten Paul Geppert tadellos ausgeführt wurde. Es zeigt in seinem oberen, von einem Feston umkränzten Teile das in Bronze ausgeführte, wohlgetroffene Porträt Straubingers, ein treffliches Werk des Bildhauers Leo von Moos. In seinem untern Teile trägt die Gedenktafel die Inschrift: "Ihrem langjährigen und verdienstvollen Bürgermeister und Ehrenbürger kaiserl. Rat Karl Straubinger zum Gedächtnis an die über einstimmigen Beschluss der Bürgerschaft erfolgte Erwerbung der Heilquellen die dankbare Gemeinde. 1. Oktober 1912." [24] Außerdem ernannte die Gemeinde Carl Straubinger zu ihrem Ehrenbürger.
Auszeichnungen
- Kronenorden (Preußen)[25]
- Ritterkreuz des Franz-Josef-Ordens[4]
- Ritterkreuz des Ordens vom Stern von Rumänien[26]
- Fürstlich Reußische Ehrenkreuz III. Klasse[27]
- 20. Dezember 1903: Verleihung des Titels "Kaiserlicher Rat"[28]
- Orden der Eisernen Krone III. Klasse[29]
- Ritterkreuz I. Klasse des Herzoglich Sachsen-Ernestinische Hausordens[30]
- Ritterkreuz I. Klasse des Herzoglich Anhaltische Hausorden Albrechts des Bären[31]
Quellen
- Salzburger Nachrichten
- Heinrich von Zimburg: Die Geschichte Gasteins und des Gasteiner Tales, Braumüller, Wien 1948
Einzelverweise
- ↑ Taufbuch der Pfarre Bad Gastein, Band V, S. 3.
- ↑ Sterbebuch der Pfarre Bad Gastein, Band VII, S. 155.
- ↑ Taufbuch der Pfarre Bad Gastein, Band V, S. 3.
- ↑ 4,0 4,1 ANNO (Linzer) Tages-Post, Ausgabe vom 4. September 1888, Seite 3
- ↑ ANNO Salzburger Chronik, Ausgabe vom 1. September 1925, Seite 3
- ↑ 6,0 6,1 ANNO Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), Ausgabe vom 20. Dezember 1924, Seite 9,10
- ↑ ANNO Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 22. April 1937, Seite 6
- ↑ ANNO (Linzer) Tages-Post, Ausgabe vom 16. Juli 1925, Seite 9
- ↑ ANNO, Ischler Wochenblatt, Ausgabe vom 7. Februar 1915, Seite 4
- ↑ ANNO Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 13. Dezember 1918, Seite 3
- ↑ Taufen – Duplikate 1857 der Pfarre Wels St. Josef (Vorstadt), 106/1857, 01247.
- ↑ Sterbebuch der Pfarre Bad Gastein, Band VII, S. 226.
- ↑ Trauungsbuch der Pfarre Bad Gastein, Band III, S. 11.
- ↑ 14,0 14,1 ANNO Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 9. Oktober 1937, Seite 10
- ↑ Taufbuch der Pfarre Bad Gastein, Band V, S. 173.
- ↑ Trauungsbuch der Salzburger Dompfarre, Band XIII, S. 119.
- ↑ Taufbuch der Pfarre Bad Gastein, Band V, S. 183.
- ↑ ANNO Salzburger Nachrichten, Ausgabe vom 16. Juni 1953, Seite 4
- ↑ Trauungsbuch der Pfarre Nussdorf (Wien), Band 02-12, S. 91.
- ↑ Taufbuch der Pfarre Bad Gastein, Band V, S. 237.
- ↑ Trauungsbuch der Pfarre Bad Gastein, Band IV, S. 23.
- ↑ Taufbuch der Pfarre Bad Gastein, Band V, S. 269.
- ↑ Trauungsbuch der Pfarre Bad Gastein, Band IV, S. 6.
- ↑ ANNO Salzburger Chronik, Ausgabe vom 25. November 1912, Seite 7
- ↑ ANNO Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), Ausgabe vom 10. August 1886, Seite 18
- ↑ ANNO Deutsches Volksblatt, Ausgabe vom 31. August 1902, Seite 7
- ↑ ANNO, Allgemeines Bade-Blatt für die Frauenwelt, Ausgabe vom 15. Jänner 1903, Seite 4
- ↑ ANNO, Klagenfurter Zeitung, Ausgabe vom 30. Dezember 1903, Seite 1
- ↑ ANNO, (Linzer) Tages-Post, Ausgabe vom 6. April 1918, Seite 2
- ↑ ANNO, (Linzer) Tages-Post, Ausgabe vom 11. September 1900, Seite 6
- ↑ ANNO, (Linzer) Tages-Post, Ausgabe vom 11. September 1900, Seite 6
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