Weltuhr
Eine Weltkugel als Weltuhr mit Angaben der gerade gültigen Weltzeiten um den gesamten Erdball herum steht in der Neustadt in der Stadt Salzburg.
Geschichte
Die Weltuhr mit einem Durchmesser von 2,2 Metern hat ein Stahlskelett und die Außenhülle aus getriebenen Kupferblech. Sie steht an der Kreuzung der Wolf-Dietrich-Straße und der Franz-Josef-Straße neben dem Nationalbank-Gebäude.
Im Jahr 1956 wurde das Nationalbank-Gebäude an der Franz-Josef-Straße seiner Bestimmung übergeben, die Bank übersiedelte von der Paris-Lodron-Straße in die Neustadt.
Der Wiener Architekt Oscar Payer errichtete den ersten Globus mit Analog-Uhren, die die jeweilige Uhrzeit in den verschiedenen Erdteilen anzeigten. Später zierten ihn digitale Uhren. "Die leuchteten rot und sahen in der Nacht aus wie Ungeheuer. Das hat uns irgendwann nicht mehr gefallen", erinnert sich Michael Lanik. Er ist Landesdirektor der Geldservice Austria, einer 95-Prozent-Tochter der Nationalbank. Seit 35 Jahren sitzt er am Standort in der Franz-Josef-Straße mit 25 Mitarbeitern. Die Oesterreichische Nationalbank selbst schloss mit Ende 2016 ihre Pforten in Salzburg.
Was Wind, Wetter und Vandalen trotzte, war die Weltkugel. 2000 beschichtete sie der Köstendorfer Metallbauer Peter Neudecker mit Blattgold und färbte die Weltmeere blau nach. Seither drehte sie sich einmal in 24 Stunden um die eigene Achse. Unten fanden sich 24 Steinplatten, die die Zeitzonen symbolisieren.
Als 2001 der gesamte Platz neu gestaltet wurde, erfuhr auch die Weltkugel einen Umbau. Die Uhren wurden abmontiert, dafür konnte sie sich erstmals um ihre Achse drehen. So wie bei der echten Weltkugel dauerte eine Umdrehung 24 Stunden - die Zeiten konnte man an im Boden eingelassenen Markierungen ablesen. Dafür, dass sich die Kugel im richtigen Tempo drehte, sorgte ein Turmuhrwerk. Später kam dann der Längenraster mit den an ihm angebrachten Uhrzeiten dazu.
Nach einer Renovierung im Jahr 2008, zu der auch die Oesterreichische Nationalbank maßgeblich beigetragen hat, erstrahlte sie wieder in neuem Glanz. Die Weltkugel gilt auch als Wahrzeichen der Salzburger Neustadt.
2016 wollte die Nationalbank nach der Schließung ihrer Salzburger Niederlassung ihre Weltkugel der Stadt schenken. Vergeblich, wie Michael Lanik erzählt: "Diese hat sich immer um die Instandhaltung gekümmert. Die Stadt wollte die Weltuhr nicht übernehmen. Es gibt momentan niemanden, der sich nach Schließung der Filiale darum kümmern könnte." Salzburgs Kulturreferent ist Vizebürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ). Warum hat die Stadt damals abgelehnt und nun stillschweigend zugesehen, dass die Kugel nach Wien ins Depot verschwindet? Auinger: "Sie ist ein Wahrzeichen des Stadtteiles. Aber wir haben im Kulturamt auch keine Mitarbeiter, die eine Uhr warten oder betreuen könnte. Und darum ist es letztlich gegangen. Wir stellen den Platz weiterhin zur Verfügung, können uns aber technisch nicht darum kümmern."
Wann genau die Weltkugel dann abmontiert wurde, ist nicht bekannt. Es muss zwischen März 2018 und Oktober 2019 (siehe Bild) gewesen sein. Einer Meldung der Flachgauer Nachrichten vom 31. Oktober 2019 nach, sollen Vandalen die Weltkugel aus der Verankerung gerissen und zerstört haben haben. Im Oktober wurde die beschädigte Kugel zum Köstendorfer Unternehmen Metalltech Neudecker gebracht. Nach der Begutachtung der Schäden aus der Werkstatt in Köstendorf im Auftrag der Hauseigentümer Geldservice Austria abgeholt, einer Tochtergesellschaft der Nationalbank. Man brachte sie nach Wien in ein Depot. Dort lag sie seit August 2021 bis Frühjahr 2022. Dann kehrte sie nach Köstendorf zur Firma Neudecker zurück, die mit der Restaurierung und Instandsetzung beauftragt wurde. Für die fachgerechte Vergoldung der Kontinente sorgte Malermeister Paul Bonfils. "Wir haben für die Kontinente und Inseln 800 Blatt Blattgold im Wert von 1.500 bis 2.000 Euro benötigt", schildert er. Für ihn bedeutete das rund eine Woche Arbeit.
Dass die Weltuhr jetzt wieder in neuem Glanz erstrahlt und auch technisch auf dem neuesten Stand ist, ist das Ergebnis mehrerer beteiligter Unternehmen. Die Firma Neudecker hat die Metalltechnikarbeiten ausgeführt. Die auf Turmuhren spezialisierte Salzburger Firma Schauer-Sachs hat das Drehwerk gewartet, Elektro Markl die Elektrik.
Am 2. Mai 2022 wurde die renovierte 500 Kilo schwere Weltuhr wieder an ihrem angestammten Platz an der Franz-Josef-Straße aufgestellt.
Bilder
Weltuhr – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Quellen
- Salzburger Woche, Ausgabe Stadt Nachrichten, 3. März 2018
- Salzburger Woche, Ausgabe Flachgauer Nachrichten, 31. Oktober 2019
- salzburg.orf.at, "Suche nach verschollener "Weltuhr", 6. Februar 2020, ein Beitrag von Gerald Lehner
- "Salzburger Nachrichten", 28. April 2022