Blizzard Sport GmbH

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Blizzard Sport logo

Die Blizzard Sport GmbH ist ein traditionsreiches Unternehmen mit Sitz in der Pinzgauer Stadtgemeinde Mittersill, das hauptsächlich Skier, Skibindungen, Skistöcke sowie Ski- und Sportbekleidung herstellt. Das Unternehmen wurde 1945 von Anton Arnsteiner gegründet und gehört heute zur internationalen Tecnica Group.

Geschichte

Der Mittersiller Anton "Toni" Arnsteiner begann nach der Rückkehr aus dem Zweiten Weltkrieg in seiner Tischlerei mit der kleinbetrieblichen Produktion von Skiern. Bereits 1948 bringt er - noch unter seinem Familiennamen - seine ersten fabriksmäßig erzeugten Ski auf den Markt. Kurz darauf führt die Marke Glockner Ski ein. Dem damaligen Trend sowie der beginnenden Internationalisierung des Skisports folgend beginnt er aber mit der Suche nach einem dynamischen Markennamen der sein Tempoprodukt Ski auch über die engen Landesgrenzen hinaus bekannt machen soll: 1953 wird der Markennamen Blizzard eingetragen, das Unternehmen in "Blizzard Skifabrik Anton Arnsteiner" umbenannt und das "Blitz"-Logo eingeführt. Zur Hausmythologie der Firma gehört die Geschichte, dass in geselliger Runde im Wörterbuch geblättert worden sein soll, um ein Wort zu finden, dass in allen wichtigen Sprachen geläufig sei. Mit "Blizzard", dem "Eiswind" oder "Schneesturm" kam die Runde auf einen internationalen Begriff der zumindest noch einen gewissen Zusammenhang mit der rauhen und "kalten" Gebirgswwelt des Pinzgaus herstellen ließ.

1957 führt Arnsteiner bereits ein florierendes Unternehmen mit 30 Mitarbeitern. In den 1970er-Jahren produziert er 450.000 Paar Ski mit bis zu 700 Arbeitnehmern und feiert mit dem Kurzschwungski Blizzard Firebird 1973 seine ersten großen Weltcuperfolge: Monika Kaserer und Hansi Hinterseer gewinnen den Riesentorlauf-Gesamtweltcup.

In der Nacht von Samstag, den 14. auf Sonntag, den 15. Dezember 1963 bricht ein Großfeuer in der Fabrik aus. Vermutlich durch Kurzschluss bricht das Feuer kurz nach Mitternacht in der Schleiferei aus, die fast komplett zerstört wird. Dem raschen Einschreiten von elf Feuerwehren aus dem Oberpinzgau ist es zu verdanken, dass die Produktionshallen vor dem Feuer geschützt werden können. 150 Feuerwehrleute und zahlreiche freiwillige Helfer legten 30 Schlauchleitung, um Wasser an den Brandherd zu bringen. Es entsteht ein Sachschaden in der Höhe von fünf Millionen Euro. Die Produkt steht 14 Tage still.[1]

1980 bringt Blizzard nach sechs Jahren Entwicklungszeit eine Weltneuheit auf den Markt: der Blizzard Thermo ist der erste temperaturgesteuerte Ski und für die Schweizerin Marie-Therese Nadig auch ein Siegerski. Der Ski wird zum Blizzard Quattro weiterentwickelt und ermöglicht Franz Klammer 1983 seinen letzten von fünf Gesamtsiegen im Abfahrtsweltcup.

Am 31. März 1992 verkauft Arnsteiner "die modernste Skifabrik der Welt", bleibt aber dennoch hautnah am Geschehen. Seine Wohnung grenzt noch heute an die Fabrik an.

Am 28. April 1995 teilt Franz Schenner, Schwiegersohn von Blizzard-Gründer Toni Arnsteiner, den Konkurs mit. Am selben Tag wird bekannt, dass Raiffeisen Salzburg seinen Minderheitsanteil nur einen Monat vor der Pleite um 70 Cent an Schenner abgegeben hat. Gläubigerschützer kritisieren das massiv. Später übernimmt Raiffeisen die Forderungen der unbesicherten Gläubiger. Das Land Salzburg steuert 1,4 Mill. Euro Zinsstützungen bei, die TechInvest (heute eine Raiffeisen-Tochter) erwirbt im Gegenzug Gründe und Betriebsgebäude.

Ende September 1996 ist der Verkauf an den US-Sportartikelhersteller Scott perfekt. Der sichert zu, die 320 Jobs zu erhalten. Im 0ktober 1997 folgt das böse Erwachen: Scott will 80 Mitarbeiter kündigen. Trotz Entschuldung sei das Werk weiter defizitär, so Scott. Scott gibt im August 1998 die Produktion in Mittersill wieder ab. Käufer ist der Anwalt Johannes Pflaum - als Treuhänder für den Raiffeisenverband, wie sich bald herausstellt. Damit ist die Regionalbank wieder alleiniger Eigentümer von Blizzard.

Um die Jahrtausendwende feiert Blizzard mit dem Blizzard Sigma vor allem im Damenskirennsport herausragende Erfolge: Renate Götschl, Michaela Dorfmeister und Alexandra Meissnitzer gewinnen alle drei Medaillen in der WM-Abfahrt 1999 in Vail (USA), Götschl und Dorfmeister feiern bis Mitte der 2000er Jahre auf Blizzard ihre größten Erfolge.

Am 1. April 2005 übernimmt die IQ-Sport GmbH die Anteile des Raiffeisenverbandes Salzburg an der Blizzard Sport GmbH. Die IQ-Sport GmbH steht mehrheitlich im Besitz der aus Niederösterreich stammenden Stöckl-Gruppe. Sie ist mit insgesamt rund 1700 Mitarbeitern eine weltweit tätige und verankerte Gruppe und somit eine Branchengröße in der holzverarbeitenden Industrie. Weitere 33,33% der Anteile an der IQ-Sport GmbH hält Karl Hofstätter, der als alleiniger Geschäftsführer die Interessen der Eigentümer wahrnehmen und das Unternehmen leiten wird. Im Oktober 2006 verkauft Stöckl seine Mehrheit an Nordica, eine 100-Prozent-Tochter von Tecnica.

2006 präsentiert Blizzard mit dem Blizzard IQ ein noch nie dagewesenes System, das Ski und Bindung zu einer homogenen Einheit werden lässt. Mit Reinfried Herbst und Marcel Hirscher werden auch im Männerrennsport wieder Zugpferde gewonnen.

2010 gewinnt Blizzard den European Ski Award ("ispo Award")

2014 wird der Tiroler Skirennläufer Mario Matt auf Blizzard-Ski Slalom-Olympiasieger in Sotchi.

2020 teilt Blizzard im November mit, dass das Unternehmen Ende November wegen der Coronapandemie ihre Produktion vorerst einstellen wird. Bis Ende Februar 2021 ist Kurzarbeit in dem Unternehmen geplant. Geschäftsführer Helmut Exenberger begründet die Maßnahmen im ORF-Salzburg-Interview am Montagmorgen, den 23. November 2020 mit der stark gesunkenen Nachfrage. Blizzard habe im Jahresschnitt an die 400 000 Paar Ski erzeugt, heuer werden es ein Viertel weniger sein. Derzeit (Mitte November) geht es de facto darum die letzten Paar an Skier noch zeitgerecht auszuliefern. Dann wird mit Ende November der Produktionsbetrieb eingestellt und offene Urlaubsstände konsumiert werden. Anschließend wird mit zirka 20. Dezember bis Ende Februar in eine Kurzarbeitsperiode beginnen, in der das Unternehmen ab Mitte Jänner eine drei-Tage-Woche haben wird.

Firmendaten (2020)

Im November 2020 beschäftigte Blizzard 220 Mitarbeiter. In der Hochblüte der Firma in den 1970er- und 1980er-Jahren fanden dort bis zu 700 Menschen Arbeit.

Quellen

Einzelnachweis

  1. www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 16. Dezember 1963, Seite 5