Das Salzburger Reichskontingent im Spanischen Erbfolgekrieg

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Dieser Artikel informiert über das Salzburger Reichskontingent im Spanischen Erbfolgekrieg in Freiburg im Breisgau von 1705 bis 1713.

Der Spanische Erbfolgekrieg

Der Spanische Erbfolgekrieg war ein Kabinettskrieg zwischen 1701 und 1714, der um das Erbe des letzten spanischen Habsburgers, König Karl II. von Spanien, geführt wurde. Karl II. starb kinderlos am 1. November 1700. Kurz davor hatte er einen französischen Kandidaten zum Erben eingesetzt, Philipp V. Dieser etablierte schließlich tatsächlich die Dynastie der Bourbonen, die auch heute noch amtiert (wenn auch mit Unterbrechungen). Andere Mächte der Zeit wollten sich aber lange nicht mit dieser Erbfolge abfinden, denn Philipp war der Enkel des französischen Königs Ludwig XIV. Sie befürchteten eine Machtkonzentration zu ihren eigenen Ungunsten.

Eine dieser Mächte war Österreich, genauer gesagt Kaiser Leopold I. als Oberhaupt der österreichischen Habsburger. Er war Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und hatte ursprünglich einen eigenen Kandidaten unterstützt. Auch England und die Niederlande waren gegen Philipps Thronfolge. Sie waren die Urheber der Haager Großen Allianz mit dem Kaiser und dem Reich. Frankreichs bzw. Spaniens Verbündete waren zeitweise Kurköln, Savoyen und das Kurfürstentum Bayern.

Der Spanische Erfolgekrieg und das Fürsterzbistum Salzburg

Im Spanischen Erbfolgekrieg, in dem unter anderem Kaiser und Reich gegen Frankreich kämpften, stand das Fürsterzbistum Salzburg natürlich auf der Seite des Kaisers. Bayern hingegen hatte sich auf die Seite der Franzosen geschlagen, und erst die vernichtende Niederlage, die das französisch-bayrische Heer in der Schlacht bei Hochstätt (1704) aus den Händen des Prinzen Eugen von Savoyen und des Herzogs von Marlborough empfing, ermöglichte es Fürsterzbischof Johann Ernest Grafen Thun, seinen reichsrechtlichen Pflichten auch wider den abgefallenen bayrischen Nachbarn nachzukommen. So gehörte zu den Reichstruppen von 1705 an ein Salzburger Regiment von 1 500 Mann. Es stand unter dem Kommando des Grafen Wolf Max von Überacker.

Eine der zehn Kompanien wurde von Franz Anton Freiherr von Rehlingen kommandiert. Er erhielt im Jahr 1711 den Rang eines Oberstwachtmeisters (entsprechend etwa dem eines heutigen Majors) und war damit der dritte Stabsoffizier und dritthöchste Offizier des Regiments.

Das Kriegsglück wechselte, und gegen Ende des Krieges gelang den Franzosen der Vormarsch auf die von den Reichstruppen gehaltene vorderösterreichische Festung Freiburg, zu dessen Besatzung das Salzburger Regiment gehörte.

Die Schlacht um Freiburg im Breisgau

Als sich die Belagerung Freiburgs einem kritischen Zeitpunkt näherte, unternahmen die kaiserlichen Besatzungstruppen am 14. Oktober 1713 einen großen Ausfall, um die feindlichen Schanzarbeiten zu zerstören. Aber auch der französische Marschall Villars hatte zur selben Zeit einen Überraschungsangriff eingeleitet, um sich der vorgerückten Stellungen der Reichstruppen, vor allem der Lünette und des 'Gedeckten Weges', im Sturm zu bemächtigen. So kam es unversehens zu einem erbitterten blutigen Gefecht, das ungefähr zwei Stunden dauerte. Die zahlenmäßig überlegenen französischen Truppen kamen bald in Vorteil und drangen an einigen Stellen in die Contrescarpe(die äußere Mauer des Hauptgrabens um eine Festung) ein. Der Hauptkampf tobte aber um die Lünette (ein selbständiges Festungswerk). Diese war in jener Stunde von 200 unter Rehlingens Befehl stehenden kaiserlichen (überwiegend nicht salzburgischen) Grenadieren besetzt. Der erste Angriff der französischen Grenadiere, von denen einige immerhin in das Werk eindringen konnten, wurde schließlich vollständig abgewiesen. Ein weiterer Sturmangriff zweier französischer Regimenter zerschellte an dem erbitterten Widerstand des kleinen Haufens. Endlich, als die dahinter liegende Contrescarpe schon in französischer Hand war, gelang es den Franzosen in der Dunkelheit, mit 150 Reitern in die Lünette einzudringen und zugleich mit der Infanterie die Brustwehr zu übersteigen. Plötzlich war die Lage der Verteidiger hoffnungslos. Gleichwohl lehnten sie die französische Aufforderung, sich zu ergeben, ab; Mann für Mann fielen sie, einzig ein Leutnant und sechs Mann konnten sich in die Festung durchschlagen. Zu den Gefallenen gehörte Oberstwachtmeister Franz Anton von Rehlingen. Die Franzosen hatten 2 000 Mann, die Reichstruppen 800 Mann an Toten und Verwundeten verloren.

Kriegsausgang

Nach dem verlustreichen Gefecht entschloss sich der Kommandant der Reichstruppen, die Festung den Franzosen zu übergeben. Der Kampf um Freiburg – und damit auch der Heldentod Rehlingens und seiner Mannen – war für den Kriegsausgang wenig bedeutsam. Für Österreich, und damit auch für das Reich, wurde aber deutlich, dass es den Krieg gegen Frankreich ohne den Beistand der bisherigen Verbündeten - wie insbesondere Großbritanniens -, die mit Frankreich Frieden geschlossen hatten, nicht mit Aussicht auf Durchsetzung seiner weitergehenden Ansprüche fortsetzen konnte. In den Friedensverträgen von 1713 und 1714 ("Friede von Utrecht" und "Friede von Baden") erhielt Österreich die zuvor spanischen Besitzungen in Italien und den Niederlanden (künftig "Österreichische Niederlande", heute Belgien); Spanien selbst und seine überseeischen Gebiete fielen, zum Leidwesen der Habsburger, an die neugegründete Nebenlinie des französischen Königshauses. Für das Reich - für das die Salzburger ja kämpften - (und für Österreich) war der Kriegsausgang leidlich zufriedenstellend.

Quellen

  • Ursprümglich im Artikel von Franz Anton Freiherr von Rehlingen und dortige Quelle
Herbert Klein: Das Salzburger Reichskontingent im Spanischen Erbfolgekrieg (Freiburg im Breisgau 1705–1713), in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 81, 1941, S. 97–114 (anno.onb.ac.at)